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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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ihr Arme und Beine auf. Dann zuckte der Schmerz durch ihr Schulterblatt. Und ihr rechter Arm erschlaffte.
    Erst hörte sie ein glucksendes Lachen, dann wurde sie auf die Beine gerissen. Seine Waffe, die noch nach dem Schuss roch, drückte gegen ihre Kehle.
    »Hallo, Püppchen«, sagte er, und Beth spürte, wie ihr das Blut den Rücken hinabrann. Warm und klebrig sog es den Stoff ihres Kleids voll. Sie blickte an sich herab. Auch über ihrer linken Brust bildete sich ein dunkler Fleck.
    »Ich habe auf dich gewartet, Beth, nach dir Ausschau gehalten, ob du hier vorbeifährst. Eigentlich warte ich schon sieben Jahre.« Er blickte auf das Blut an ihrer Schulter und verzog das Gesicht. »Du hättest mich nicht zwingen sollen, auf dich zu schießen, Beth. Ich will noch nicht, dass du stirbst.«
    Beth blinzelte und versuchte, ihre verschwommene Umwelt wieder klar zu erkennen. Denk nach. Du kannst ihn im Augenblick nicht mit körperlicher Gewalt bezwingen, also
denk nach.
Standlins Anweisungen kamen ihr mit einem Mal wieder in den Sinn.
    Weine, jammere. Standlin glaubt, dass er an der Strippe bleibt, wenn er mitkriegt, dass du völlig durcheinander bist.
    »Fahr zur Hölle«, stieß sie hervor.
    Bankes fluchte und stieß sie gegen die Tür des Verkaufsraums. Sie schlug mit der Wange gegen die Glastür. Schmerz explodierte hinter ihren Augen, und dann wurde sie von Schwärze umfangen. Beth wollte nach dem letzten Fitzel Bewusstsein greifen, das ihr blieb, doch es flatterte wie ein Wimpel im Wind vor ihr her, immer gerade außerhalb ihrer Reichweite, so dass sie es nicht zu fassen bekam. Einen Augenblick lang wollte sie sich ergeben und nur noch im Schmerz versinken, doch dann fiel ihr ein, weshalb das nicht möglich war.
    »Abby«, murmelte sie dicht an der Glasscheibe.
    Bankes legte seine Lippen an ihre Schläfe und drückte ihr Gesicht noch fester gegen die Tür. Beth musste sich anstrengen, um nicht zu kotzen. »Was hast du gesagt?«
    »Meine Tochter. W-was hast du mit ihr gemacht?«
    Er lachte, das gleiche, selbstgefällige Lachen, das sie am Telefon gehört hatte und das sie in ihren Alpträumen verfolgte. »Du meinst wohl
unsere
Tochter?«
    »Nein«, schluchzte Beth, noch bevor sie es verhindern konnte, und Bankes lachte leise in sich hinein.
    »Das habe ich mir gedacht. Aber keine Sorge. Ich erhebe keine Ansprüche. Dass wir blutsverwandt sind, hat gar nichts zu sagen. Blut hat nichts zu sagen. Blut hat nichts zu sagen.«
    Hatte er sich wiederholt, oder hörte sie schon schlecht? Beth versuchte, sich einen Reim darauf zu machen.
Blut hat nichts zu sagen.
Ob er das wirklich so meinte? Und wenn ja, worum ging es ihm dann eigentlich?
    Rrratsch. Ein Geräusch alarmierte ihre Sinne, ein unmissverständliches Zerreißen von Klebeband. Beth wollte sich bewegen, aber es gelang ihr nicht. Er riss ihre Arme grob zurück, und der Schmerz zuckte durch ihre Schulter. Er bohrte sein Knie in ihr Kreuz, um sie gegen die Tür gepresst festzuhalten. Dann schlang er ihr ein gutes Stück des Klebebands um die Handgelenke. Er beugte sich herab – um das Ende abzubeißen, wie Beth vermutete. Mit einem Schrei stieß sie ihn zurück und trat um sich, aber darauf war er vorbereitet und riss ihren Kopf zurück. Ein weiteres Stück Klebeband verschloss ihr den Mund, und mit ihm klebte auch eine Haarsträhne an ihrer Wange. Für die Dauer von zwei Atemzügen glaubte sie, nicht mehr atmen zu können, und in ihrer Panik wollte sie den Mund aufreißen und nach Luft schnappen.
    Dann sog sie sie tief durch die Nase ein. Bankes schubste sie in den Verkaufsraum der Tankstelle, zerrte sie durch die Gänge in ein Hinterzimmer. Beth fühlte die Berührung seiner Hand an ihrer Hüfte, als er sie in seine Hosentasche gleiten ließ. Er zog einen Schlüssel hervor, den er in einen winzigen Schlitz in der Wand steckte und umdrehte.
    Dann gingen die Lichter aus.
    Wieder schob er sie durch den Laden und zur Tür hinaus. Dunkelheit. Er hatte mit dem Schlüssel die Beleuchtung der Tankstelle ausgestellt, sämtliche Lichter, bis auf eine Notlampe. Es würde ziemlich lange dauern, bis man den toten Angestellten in einer Tankstelle entdeckte, die geschlossen wirkte. Fast hätte Beth ihn für seine Gründlichkeit bewundert.
    Doch diese Gedanken waren wie ausgelöscht, als er den Kofferraum des alten LTD öffnete. Sie trat um sich und wehrte sich, während ihr mit einer Art surrealem Bewusstsein völlig klar war, dass es ihr nichts nützte, dass trotz des jahrelangen

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