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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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zu machen, rauchte sie eine lange dünne Zigarette aus einer langen dünnen Zigarettenspitze. Ihr Mund war grell rot.
    »Penis-Baby«, murmelte sie heiser und wiegte sich hin und her. »Komm hier rein. Ich will an deinen Brustwarzen nuk-keln, bis du mir mundmäßig kommst.«
    Wilt kehrte um und floh die Treppe hinunter. Das Weib war blau. Es war einer ihrer besseren Tage. Ohne sich die Zeit zu nehmen, den Teekessel abzustellen, rannte Henry Wilt zur Haustür hinaus und stieg wieder ins Auto. Er blieb doch nicht da, um sie an seinen Brustwarzen nuckeln zu lassen. Für heute hatte er absolut genug.

- 3 -
    Eva Wilt ging hinunter und sah sich zaghaft nach Penis-Baby um. Zum einen wollte sie ihn gar nicht finden, zum anderen hatte sie auch keine Lust, an seinen Brustwarzen zu nuckeln, und zum dritten war ihr klar, daß sie nicht siebzig Pfund für einen Regenmantel und einen Freizeitanzug hätte ausgeben sollen, die sie im Warenhaus für dreißig bekommen hätte. Sie brauchte sie nicht und sie konnte sich auch nicht vorstellen, daß sie die Parkview Avenue als der Große Gatsby langgehen würde. Außerdem war ihr ein bißchen schlecht. Er hatte aber den Teekessel aufgestellt gelassen, also mußte er irgendwo sein. Es war nicht Henrys Art, aus dem Haus zu gehen und den Teekessel auf dem Feuer zu lassen. Sie sah in der Halle nach. Das war mal das Wohnzimmer gewesen, bis Sally beim Mittagessen ihr Wohnzimmer als Halle bezeichnet hatte. Sie guckte ins Eßzimmer, jetzt Speisezimmer, und sogar in den Garten, aber Henry war verschwunden und hatte den Wagen und alle ihre Hoffnungen mitgenommen, Nippelnuk-keln könne ihrer Ehe einen neuen Sinn geben und ihrem Streicheldefizit ein Ende setzen. Schließlich gab sie die Suche auf, kochte sich eine anständige Kanne Tee und saß in der Küche und fragte sich, was in aller Welt sie dazu gebracht habe, ein männliches Chauvinistenschwein wie Henry Wilt zu heiraten, der von einem guten Fick nichts verstand, selbst wenn er ihn auf einem silbernen Teller serviert bekäme, und dessen Vorstellung von einem kultivierten Abend ein fades Curryhuhn im »Neu Delhi« und eine Aufführung von »König Lear« im Rathaussaal war. Warum konnte sie nicht jemanden wie Gas-32 kell Pringsheim geheiratet haben, der schwedische Professoren ins »Ma Tante« ausführte und die Bedeutung der kl i totalen Stimulation als einen notwendigen Kon-dingsbums einer wirklich befriedigenden zwischenmenschlichen Durchdringung ansah? Andere Leute fanden sie noch immer reizvoll. Patrick Mottram zum Beispiel, und John Frost auch, bei dem sie Töpfern lernte, und Sally hatte gesagt, sie sei hübsch. Eva starrte ins Leere, ins Leere zwischen dem Geschirrständer und dem Kenwood-Mixer, den ihr Henry zu Weihnachten geschenkthatte, und dachte an Sally und wie komisch die sie angesehen hatte, als sie in ihren gelben Hosenanzug schlüpfte. Sally hatte in der Tür des Pringsheimschen Schlafzimmers gestanden, eine Zigarette geraucht und ihre Bewegungen mit einer sinnlichen Berechnung beobachtet, daß Eva ganz rot geworden war.
    »Liebes, Sie haben so einen hübschen Körper«, hatte sie gesagt, als Eva sich schnell umdrehte und in die Hosen stieg, um das Loch in ihrem Schlüpfer zu verdecken. »Sowas dürfen Sie doch nicht verkümmern lassen.«
    »Meinen Sie wirklich, mir steht das?«
    Aber Sally hatte interessiert auf ihre Brüste gestarrt. »Busen-Baby«, murmelte sie. Eva Wilts Brüste waren aufsehenerregend, und Henry hatte mal in einem seiner zahlreichen wunderlichen Augenblicke was von Höllenglocken gesagt, die Bimbam nur für sie und nicht für ihn machten. Sally war da verständnisvoller und hatte darauf bestanden, daß Eva ihren BH ausziehen und verbrennen solle. Sie waren in die Küche runtergegangen, hatten Tequila getrunken und den Büstenhalter in eine Schüssel gelegt und einen Palmzweig obendrauf, und Sally hatte Brandy drübergegossen und angezündet. Sie hatten dann die Schüssel in den Garten rausschaffen müssen, weil es so wahnsinnig stank und qualmte, und hatten im Gras gelegen und darüber gelacht, wie es rauchte. Jetzt, da Eva daran zurückdachte, bereute sie es. Es war ein guter BH mit Doppel-Stretch-Einsätzen gewesen, die dort Sicherheit verliehen, wo eine Frau sie brauchte, wie es in der Fernsehwerbung hieß. Aber Sally hatte gesagt, als freie Frau sei sie sich das schuldig, und mit zwei Drinks im Leib hatte Eva keine Lust gehabt zu protestieren.
    »Sie müssen sich frei fühlen«, hatte Sally gesagt.

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