Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
Männer mit kleinen viel lieber«, sagte Sally, »sie geben sich viel mehr Mühe.«
    Sie tranken ihren Kaffee aus und gingen zum Auto zurück, während sie über Gaskells Penis und seine Theorie diskutierten, in einer sexuell ungeschiedenen Gesellschaft werde die Stimulierung der Brustwarzen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Entwicklung des Gefühls des Mannes für seine hermaphroditische Natur spielen.
    »Gaskell hat darüber einen Artikel geschrieben«, sagte Sally, als sie nach Hause fuhren, »der heißt »Der Mann als Mutter«. Er ist letztes Jahr in »Leck mich« erschienen.«
    »Leck mich?« sagte Eva.
    »Ja, das ist eine Zeitschrift, die von der Gesellschaft zur Erforschung ganzheitlicher Sexualität in Kansas herausgegeben wird. G hat viel über Tierverhalten für sie gearbeitet. Er hat da seine Doktorarbeit über das Rollenspiel bei Ratten geschrieben.«
    »Das klingt aber sehr interessant«, sagte Eva unsicher. Rolle oder rollen? Egal, was es war, es war imponierend, und natürlich reichten Henrys gelegentliche Aufsätzchen über »Der Berufsschulanfänger und die Literatur« in der »Allgemeinwis-senschaftlichen Vierteljahresschrift« schwerlich an Dr. Prings-heims Untersuchungen heran.
    »Ach, ich weiß nicht. Das ist doch wirklich alles so wasserklar. Wenn man zwei männliche Ratten lange genug in einen Käfig steckt, muß eine einfach unweigerlich aktive Neigungen entwickeln und die andere passive«, sagte Sally gelangweilt. »Aber Gaskell war furchtbar wütend. Er dachte, sie müßten sich abwechseln. Das ist typisch G. Ich sagte zu ihm, wie albern er war. Ich sagte: »G-Mäuschen, Ratten sind doch praktisch sowieso alle gleich. Ich meine, wie kannst du von ihnen erwarten, sie könnten eine Existenzwahl treffen?«, und wissen Sie, was er gesagt hat? Er sagte: »Mein Schamlöckchen-Baby, Ratten sind das Musterbeispiel. Denk einfach immer daran, und du liegst nie falsch. Ratten sind das Musterbeispiele Wie finden Sie das?«
    »Ich finde, Ratten sind ziemlich eklig«, sagte Eva ohne nachzudenken. Sally lachte und legte ihr die Hand aufs Knie.
    »Ach, Eva-Liebes«, murmelte sie, »Sie sind so wundervoll erdnah. Nein, ich bringe Sie nicht zur Parkview Avenue zurück. Sie kommen auf einen Drink und zum Essen mit zu mir. Ich vergehe einfach danach, Sie in diesem zitronengelben Hausanzug zu sehen.«
    Sie bogen in den Rossiter Grove ein.
    Waren Ratten ein Musterbeispiel für Dr. Pringsheim, so waren Drucker III ein Musterbeispiel für Henry Wilt, wenn auch eines von ziemlich anderer Art. Sie waren ein Beispiel für alles überaus Schwierige, Unsensible und ausgesprochen Aufsässige an den Berufsschulklassen, und um alles noch schlimmer zu machen, meinten diese Halunken auch noch, sie seien gebildet, weil sie tatsächlich lesen konnten, und Voltaire sei ein Idiot, weil er für Candide alles danebengehen ließ. Wenn er sie nach den Kindergärtnerinnen und in seiner Vertretungsstunde bekam, brachten die Drucker III seine schlechtesten Seiten zum Vorschein. Das hatten sie offenbar auch bei Cecil Williams geschafft, der sie eigentlich hatte übernehmen sollen.
    »Das ist jetzt schon die zweite Woche, die er wegen Krankheit fehlt«, berichteten sie Wilt.
    »Das überrascht mich überhaupt nicht«, sagte Wilt, »ihr verdammte Sippschaft genügt, um jeden krank zu machen.«
    »Wir haben een Typen so vergrault, da hat er sich vergast. Pinkerton hat er jehießen. Er nahm uns für 'n Jahr, und wir mußten dieses Buch »Juda der Unberühmte« lesen. Ein scheißdeprimierendes Buch war das. Alles über diesen blödsinnigen Juda.«
    »Das Buch ist mir nicht ganz unbekannt«, sagte Wilt.
    »Das nächste Jahr kam Old Pinky nicht wieder. Er fuhr zum Fluß runter und steckte einen Schlauch in den Auspuff und vergaste sich.«
    »Ich kann's ihm nicht verübeln«, sagte Wilt.
    »Na, Sie machen mir aber Spaß. Er sollte uns doch mit gutem Beispiel vorangehen.«
    Will sah die Klasse finster an.
    »Ich bin sicher, genau das wollte er, als er sich vergaste«, sagte er. »So, und nun macht weiter und lest leise, eßt leise und raucht so, daß euch niemand vom Verwaltungsflügel aus sehen kann, ich habe zu arbeiten.«
    »Zu arbeiten? Ihr Scheißvolk wißt doch nicht, was Arbeit ist. Alles, was ihr könnt, ist den ganzen Tag am Schreibtisch hocken und lesen. Ist das vielleicht Arbeit? Mich harn se am Arsch, wenn ich's tu, und euch bezahlen die auch noch dafür ... «
    »Halt die Klappe«, sagte Wilt überraschend heftig. »Halt deine

Weitere Kostenlose Bücher