Puppenmord
richtige Frau aussah.
»Das ist Judy«, sagte Sally, »sie hat -'ne richtige Möse. Gaskell ist ein Plastik-Freak.« Wilt zuckte zusammen. »Und das sind Gaskells Spielsachen. Pubertäts-Baby.«
Wilt sah sich das Durcheinander in dem Zimmer an und schüttelte den Kopf. »Sieht aus, als hole er seine versäumte Kindheit nach«, sagte er.
»O Henry, was sind Sie scharfsinnig«, sagte Sally und schraubte die Wodkaflasche auf.
»Bin ich gar nicht. Es ist einfach verdammt offensichtlich.«
»Doch, das sind Sie. Sie sind bloß schrecklich bescheiden, das ist es. Bescheiden, schüchtern und männlich.« Sie trank einen Schluck aus der Flasche und reichte sie Wilt. Der nahm unvorsichtigerweise einen kräftigen Zug und kriegte ihn nur mit Ach und Krach hinunter. Sally schloß die Tür ab und setzte sich aufs Bett. Sie langte nach Wilt und zog ihn an sich.
»Fick mich, Henry-Baby«, sagte sie und hob ihren Rock hoch, »vögel mich, Liebling. Bums mir die Höschen durch.«
»Das«, sagte Wilt, »dürfte ein bißchen schwierig sein.«
»Ach, wieso?«
»Na, erstmal haben Sie offenbar gar keine an, und überhaupt, warum sollte ich?«
»Du brauchst einen Grund? Einen Grund zum Vögeln?«
»Ja«, sagte Wilt, »den brauche ich.«
»Grund ist Schwund. Fühl dich frei.« Sie zog ihn zu sich herunter und küßte ihn. Wilt fühlte sich überhaupt nicht frei.
»Sei nicht so schüchtern, Baby.«
»Schüchtern?« fragte Wilt und schlingerte zur Seite. »Ich und schüchtern?«
»Klar bist du schüchtern. Okay, du hast nur ein Hänschen-klein. Eva hat mir gesagt... » »Hänschenklein? Was meinen Sie damit, ich hätte nur ein Hänschenklein?« schrie Wilt wütend.
Sally lächelte zu ihm hoch. »Nicht wichtig. Ist nicht wichtig. Nichts ist wichtig. Bloß du und ich und . . .«
»Es ist verflucht nochmal sehr wohl wichtig«, zeterte Wilt. »Meine Frau sagt, ich hätte nur ein Hänschenklein. Ich zeige der blöden Kuh gleich mal, wer hier ein Hänschenklein hat. Ich zeige ihr ... «
»Zeig's mir, Henry-Baby, zeig's mir. Ich mag sie klein. Durchbohr mich bis zum Anschlag.«
»Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte Wilt.
»Versuch's doch, Liebling«, sagte Sally und schlängelte sich an ihn heran.
»Ich denke nicht daran«, sagte Wilt und stand auf.
Sally hörte auf, sich zu winden und sah ihn an. »Du hast bloß Schiß«, sagte sie, »du hast Schiß, frei zu sein.«
»Frei? Frei?« schrie Wilt und versuchte, die Tür zu öffnen. »Mit der Frau eines anderen in ein Zimmer eingesperrt, das soll Freiheit sein? Sie machen wohl Witze.«
Sally zog ihren Rock herunter und setzte sich auf.
»Du willst nicht?«
»Nein«, sagte Wilt.
»Bist du ein Maso-Baby? Mir kannst du's sagen. Ich bin Maso-Babies gewöhnt. Gaskell ist wirklich . . .«
»Bestimmt nicht«, sagte Wilt. »Mir ist egal, was Gaskell ist.«
»Du willst ein Flötensolo, hab ich recht? Du willst doch, daß ich dir ein Solo blase, nicht?« Sie stand vom Bett auf und kam auf Wilt zu. Er sah sie wutschnaubend an.
»Fassen Sie mich nicht an«, schrie er, in seinem Kopf wirbelten lauter grellfarbige Bilder durcheinander. »Gar nichts will ich von ihnen.«
Sally blieb stehen und starrte ihn an. Sie lächelte kein bißchen mehr.
»Warum nicht? Weil du einen Kleinen hast? Darum?«
Will zog sich in Richtung Tür zurück.
»Nein, das ist er nicht.«
»Weil du nicht den Mut hast, zu deinen Trieben zu stehen? Weil du psychisch eine Jungfrau bist? Weil du kein Mann bist? Weil du's mit keiner Frau machen kannst, die denkt?«
»Denkt?« schrie Will, in Fahrt gebracht durch die Beschuldigung, kein Mann xu sein. »Denkt? Sie denken? Wissen Sie was? Ich würd's lieber mit dieser Plastikpuppe da machen als mit Ihnen. Die hat mehr Sexappeal in ihrem kleinen Finger als Sie in Ihrem ganzen verrotteten Körper. Wenn ich eine Nutte will, kauf ich mir eine.«
»Na los, du kleiner Scheißkerl«, sagte Sally und holte gegen ihn aus. Wilt wich zur Seite und prallte gegen den Punching-ball. Im nächsten Augenblick trat er auf eine Spielzeuglokomotive und sauste durchs Zimmer. Als er an der Wand lang auf den Boden rutschte, griff Sally zu der Puppe und beugte sich über ihn.
In der Küche war Eva mit dem Obstsalat fertig und hatte Kaffee gekocht. Es war eine wunderschöne Party. Mr. Osewa hatte ihr alles von seiner Tätigkeit als Beamter für kulturelle Fragen der Dritten Welt bei der UNESCO erzählt, und wie lohnend er das fände. Sie war zweimal von Dr. Scheimacher im Vorbeigehen
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