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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Eva vor, wie sie unten im Bohrloch läge, wenn sie den Beton reinschütteten. In ihrem zitronengelben Schlafanzug. Das war ein angenehmer Gedanke und er half ihm bei seinen Notizen. Als Überschrift notierte er: »Das Verbrechen in der Familie, Untertitel (A): Der Gattenmord, Abnahme seit den Scheidungsgesetzen«.
    Ja, darüber sollte er den Feuerwehrlehrlingen schon was zu erzählen haben.

- 4 -
    »Ich kann Parties nicht ausstehen«, sagte Will Donnerstag abend, »und wenn noch was schlimmer ist als Parties, dann Akademikerparties, und Bottle-Parties sind das Allerschlimmste. Man nimmt eine Flasche anständigen Burgunder mit und muß dann den Fusel von jemand anderem trinken.«
    »Es ist keine Party«, sagte Eva, »es ist eine Grillfete.«
    »Hier steht: »Ringelpiez mit Anfassen bei Sally und Gaskell am Donnerstag abends um 9. Bringt euren eigenen Nektar mit oder fahrt auf Pringsheims Bowle ab.« Wenn Nektar nicht so ein orientalisches Dreckszeug ist, möchte ich wissen, was sonst gemeint ist.«
    »Ich dachte, das war das Zeug, von dem man einen Steifen kriegt«, sagte Eva.
    Wilt sah sie angewidert an. »Du hast dir ein paar merkwürdige Ausdrücke angewöhnt, seit du diese verdammten Leute kennst. Einen Steifen. Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist.«
    »Du jedenfalls nicht. Das ist mal klar«, sagte Eva und ging rüber ins Badezimmer. Wilt saß auf dem Bett und sah sich die Einladungskarte an. Das gräßliche Ding hatte die Form eines ... Ja, zum Teufel, was für eine Form hatte es eigentlich? Jedenfalls war es rosa und zum Aufklappen, und drinnen standen alle diese zweideutigen Sachen. »Ringelpiez mit An-fässen A Sollte ihn irgend jemand anfassen, der bekäme eins an den Hals. Und was hieß »abfahren«? Ein Haufen karriereversessener Akademiker, die Joints rauchten und über gesellschaftstheoretische Datenmanipulationssysteme oder die Bedeutung des Prä-Popper-Hegelianismus auf der zeitgenössischen Dialektikszene oder ähnlich unverständliches Zeug redeten und ab und zu »ficken« und »Fotze« sagten, um zu beweisen, daß sie noch Menschen seien.
    »Und was machen Sie so?« würden sie ihn fragen.
    »Ach, im Augenblick unterrichte ich an der Berufsschule.«
    »An der Berufsschule? Wie irrsinnig interessant«, während sie über seine Schulter hinweg nach unterhaltsameren Leuten Ausschau hielten, und er würde den Abend mit irgendeiner gräßlichen Frau zu Ende bringen müssen, die zutiefst das Gefühl hätte, daß Berufsschulen eine wirkliche Aufgabe erfüllten, daß geistige Arbeit gewaltig überschätzt werde und daß die Menschen so ausgebildet werden müßten, daß sie in die Allgemeinheit eingegliedert würden, und das täten die Berufsschulen doch, oder? Wilt wußte, was die Berufsschulen taten. Leuten wie ihm 3500 Pfund im Jahr zahlen, damit sie Gasinstallateure eine Stunde lang am Quatschen hinderten.
    Und Pringsheims Bowle. Zimmermanns Bohle. Maurers Hammer. Druckers Prügel. Er hatte eben erst genug Prügel bezogen.
    »Was soll ich denn anziehen, verdammt nochmal?« fragte er, »Du hast doch das mexikanische Hemd, das du dir letztes Jahr an der Costa del Sol gekauft hast«, rief Eva aus dem Bad. »Seitdem hattest du keine Gelegenheit mehr, es anzuziehen.«
    »Das habe ich auch jetzt nicht vor«, brummte Wilt und wühlte eine Schublade nach irgendwas Unbestimmtem durch, was seine Unabhängigkeit beweisen könnte. Schließlich zog er ein gestreiftes Hemd und Bluejeans an.
    »So willst du doch wohl nicht gehen«, meinte Eva, als sie zum größten Teil nackt wieder aus dem Badezimmer kam. Ihr Gesicht war mit weißem Puder überzogen, und ihre Lippen waren grellrot. »O Gott, das auch noch«, sagte Wilt, »Karneval in Rio mit Anämie im letzten Stadium.«
    Eva schob sich an ihm vorbei. »Ich gehe als der Große Gatsby«, verkündete sie, »und wenn du nur ein kleines bißchen Phantasie hättest, würde dir was Besseres einfallen als ein Fleischerhemd und Bluejeans.«
    »Der Große Gatsby war aber zufällig ein Mann«, sagte Wilt.
    »Wie schön für ihn!« sagte Eva und zog ihren zitronengelben Hausanzug an.
    Wilt schloß die Augen und zog sein Hemd wieder aus. Als sie endlich aus dem Haus gingen, hatte er ein rotes Hemd und Jeans an, während Eva sich trotz der heißen Nacht nicht ihren neuen Regenmantel und den Schlapphut hatte ausreden lassen.
    »Wir könnten wirklich zu Fuß gehen«, sagte Wilt.
    Sie nahmen den Wagen. Eva brachte es noch nicht über sich, mit Schlapphut, Regenmantel und

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