Puppenmord
Ende.
Verlegen ging Wilt ins Klassenzimmer zurück und sammelte die Bücher ein.
»Der Name Wilt, sagt der Ihnen wasPHenry Wilt?« fragte der Inspektor.
»Wilt?« sagte der Stellvertretende Direktor, dem übertragen worden war, mit der Polizei fertig zu werden, während der Direktor seine Zeit nutzbringender damit zubrachte, die ungünstige Wirkung in der Öffentlichkeit wieder auszubügeln, die durch die entsetzliche Geschichte entstanden war.
»Ja, selbstverständlich. Er ist einer von unseren Lehrern in Allgemeinbildung. Wieso? Gibt's was . . .«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir, würde ich ihn gern kurz sprechen. Vertraulich.«
»Aber Wilt ist ein völlig harmloser Mann«, sagte der Stellvertretende Direktor, »ich bin sicher, er kann Ihnen überhaupt nicht helfen.«
»Vielleicht nicht, aber trotzdem . . .«
»Sie wollen damit doch nicht etwa auch nur andeutungsweise zu verstehen geben, Henry Wilt hätte irgend etwas mit der ...« Der Stellvertretende Direktor brach ab und beobachtete den Gesichtsausdruck des Inspektors. Er war verdächtig neutral.
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»Ich möchte lieber nicht auf Einzelheiten eingehen«, sagte Inspektor Flint, »und das beste ist, wir ziehen keine übereilten Schlüsse.«
Der Stellvertretende Direktor griff zum Telefon. »Möchten Sie, daß er zu dem ... äh ... Lieferwagen hinüberkommt?« fragte er.
Inspektor Flint schüttelte den Kopf. »Wir möchten so diskret wie möglich sein. Wenn ich nur eben ein leeres Dienstzimmer benutzen dürfte.«
»Nächste Tür ist eins. Das können Sie nehmen.«
Wilt saß mit Peter Braintree in der Kantine beim Mittagessen, als die Sekretärin des Stellvertretenden Direktors mit einer Mitteilung herunterkam.
»Kann das nicht warten?« fragte Wilt.
»Er sagte, es sei sehr dringend.«
»Vielleicht ist deine Hauptlehrerstelle nun doch noch endlich durchgekommen«, sagte Braintree strahlend. Wilt schlang den Rest seiner Russischen Eier runter und stand auf.
»Das bezweifle ich«, sagte er und ging bleich aus der Kantine und die Treppe hinauf. Er hatte den schrecklichen Verdacht, die Beförderung sei das letzte, weswegen ihn der Stellvertretende Direktor sprechen wolle.
»Also Sir«, sagte der Inspektor, als sie in dem Dienstzimmer saßen, »ich heiße Flint, Inspektor Flint, Kriminalpolizei, und Sie sind Mr. Wilt? Mr. Henry Wilt?«
»Ja«, sagte Wilt.
»Also, Mr. Wilt, wie Sie sicher bemerkt haben werden, untersuchen wir den mutmaßlichen Mord an einer Frau, deren Leiche wahrscheinlich am Boden eines der Pfeilerlöcher für das neue Gebäude deponiert worden ist. Ich denke, Sie wissen davon?«
Wilt nickte. »Und natürlich sind wir an allem interessiert, was uns helfen könnte. Ob es Ihnen wohl was ausmacht, einen Blick auf diese Notizen zu werfen?«
Er reichte Wilt ein Blatt Papier. Es trug die Überschrift »Notizen zu »Die Gewalt als Faktor der Zerstörung des Familienlebens««, und darunter standen mehrere Untertitel.
1. Zunehmende Anwendung von Gewalt im öffentlichen Leben, um politische Ziele zu erreichen:
A) Bombenlegen B) Flugzeugentführung C) Menschenraub D) Meuchelmord 2. Untauglichkeit von Polizeimethoden bei Bekämpfung von Gewalt:
A) Negatives Verhalten. Polizei nur fähig, auf Verbrechen zu reagieren, nachdem es geschehen.
B) Anwendung von Gewalt durch Polizei selbst.
C) Niedriger Intelligenzgrad des Durchschnittspolizisten.
D) Zunehmender Gebrauch raffinierter Methoden bei Verbrechern, z.B. Ablenkungsmanöver.
3. Einfluß der Medien. Fernsehen macht Verbrechensmethoden allgemein bekannt.
Da stand noch mehr. Viel mehr. Wilt sah die Liste runter, und das Gefühl, daß jetzt das Schicksal seinen Lauf nehme, stieg in ihm auf.
»Sie erkennen die Handschrift wieder?« fragte der Inspektor.
»Erkenne ich wieder«, sagte Wilt, womit er ziemlich übereilt die abgehackte Ausdrucksweise von Leuten im Zeugenstand annahm.
»Sie geben zu, daß Sie diese Notizen geschrieben haben?« Der Inspektor griff nach den Notizen und nahm sie wieder an sich. »Ja.«
»Sie geben Ihre Meinung über Polizeimethoden wider?« Wilt gab sich einen Ruck. »Das waren bloß Stichworte, zu einem Vortrag für den Sonderkurs der Feuerwehrlehrlinge«,
erklärte er. »Es waren einfach flüchtig hingeworfene Gedanken. Sie müssen natürlich noch weiter ausgeführt werden . . .«
»Aber Sie bestreiten nicht, daß Sie das geschrieben haben?«
»Natürlich nicht. Das habe ich doch gerade gesagt, oder?«
Der Inspektor nickte und griff zu
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