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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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besonders unsympathisch war.
    »Und Mrs. Wilt?«
    »Nein«, sagte Wilt, »sie war immer sehr . . .«
    »Besten Dank«, sagte Sergeant Yates, »ich wußte ja, es würde endlich rauskommen.«
    »Was denn?« sagte Wilt, der immer noch bei den Zähnen war.
    »Dieses »war«. Die Vergangenheitsform. Der Verräter schläft nicht. Sie geben also zu, daß sie tot ist. Von hier aus wollen wir weitermachen.«
    »Sowas habe ich überhaupt nicht gesagt. Sie sagten: »Trug sie Gebisse ?« und ich sagte, nein ...«
    »Sie sagten: »Sie war«. Dieses »war«, das interessiert mich. Wenn Sie »ist« gesagt hätten, dann war's was anderes gewesen.«
    »Es hätte vielleicht anders geklungen«, sagte Wilt und kurbelte seine Verteidigungsmaßnahmen wieder an, »aber es hätte sich von den Tatsachen nicht im geringsten unterschieden.«
    »Und diese wären?«
    »Daß meine Frau wahrscheinlich irgendwo gesund und munter herum . ..«
    »Sie verraten sich ja andauernd, Wilt«, sagte der Sergeant. »Jetzt ist es das »wahrscheinlich«, und was das »munter« angeht, so hoffe ich nur um Ihretwillen, wir kommen nicht dahinter, daß sie noch am Leben war, als der Beton auf sie geschüttet wurde. Das würde dem Gericht gar nicht schmecken.«
    »Ich bezweifle, ob das irgendjemandem schmecken würde«, sagte Wilt. »Und wenn ich »wahrscheinlich« sagte, dann meinte ich damit bloß das: wenn man Sie einen Tag und die halbe Nacht in Haft behielte und in einem weg durch Kriminalbeamte verhören ließe, dann fragten Sie sich auch langsam, was Ihrer Frau wohl zugestoßen ist. Es könnte Ihnen tatsächlich sogar die Idee kommen, daß sie allen Anzeichen zum Trotz nicht mehr leben könnte. Versuchen Sie erst mal, sich an diese Seite des Tisches zu versetzen, ehe Sie an mir rumkritteln, weil ich Worte wie »wahrscheinlich« benutze. Was Unwahrscheinlicheres, als des Mordes an seiner Frau beschuldigt zu werden, wenn man ganz genau weiß, daß man's nicht getan hat, können Sie sich nicht vorstellen.«
    »Hören Sie mal, Wilt«, sagte der Sergeant, »ich krittele nicht an Ihrer Ausdrucksweise rum. Das müssen Sie mir glauben. Ich versuche lediglich, so geduldig wie möglich die Tatsachen herauszukriegen.«
    »Die Tatsachen sind die«, sagte Wilt. »Ich mache wie ein Vollidiot den Fehler, eine aufblasbare Puppe in einen Pfeilerschacht zu werfen, und irgendjemand schüttet Beton drauf, und meine Frau fährt weg und . . .«
    »Ich sage Ihnen eins«, sagte Sergeant Yates zu Inspektor Flint, als der um sieben am Morgen zum Dienst kam. »Der Kerl ist 'ne harte Nuß. Wenn Sie mir nicht gesagt hätten, daß er kein Vorstrafenregister hat, dann hätte ich schwören können, er war ein ganz alter Hase und ein raffinierter dazu. Sind Sie sicher, daß in der Zentralkartei nichts über ihn vorliegt?« Inspektor Flint schüttelte den Kopf.
    »Hat er noch nicht angefangen, nach seinem Anwalt zu schreien?«
    »Keinen Muckser. Ich sage Ihnen, entweder hat er 'n irren Zacken weg, oder er hat das schon öfter mitgemacht.«
    Und das hatte Wilt. Tag für Tag, Jahr für Jahr. Bei Gasinstallateuren I und Druckern III, bei den für einen Tag in der Woche die Schulbank drückenden Autoschlossern und bei Fleisch II. Zehn Jahre lang hatte er vor Klassen gestanden und belanglose Fragen beantwortet, hatte darüber diskutiert, warum Piggys praktische Lebenseinstellung besser als Jacks Dummheit und Pangloss' Optimismus so unbefriedigend sei, warum Orwell diesen verdammten Elefanten nicht habe abschießen oder den Mann da nicht aufhängen wollen, und die ganze Zeit hatte er Versuche abzuwehren, ihn in irgendeine Falle zu locken oder so weit zu bringen wie den armen alten Pinkerton, als ersieh im Auto vergaste. Im Vergleich zu Maurer IV waren Sergeant Yates und Inspektor Flint das reine Kinderspiel. Wenn sie ihn bloß ein bißchen schlafen ließen, würde er schon weiter seine Haken um sie schlagen.
    -»Einmal dachte ich, ich hätte ihn«, erzählte Yates Inspektor Flint, als sie sich im Flur berieten. »Ich hatte ihn auf Zähne festgenagelt.«
    »Zähne?« sagte der Inspektor.
    »Ich erklärte ihm gerade, daß wir Leichen jederzeit anhand ihres Zahnbildes identifizieren könnten, und da gab er beinahe zu, sie wäre tot. Aber dann ist er mir wieder entschlüpft.«
    »Zähne, ach? Das ist ja interessant. Ich werde das Verhör in dieser Richtung fortsetzen. Da ist vielleicht sein schwacher Punkt.«
    »Viel Glück«, sagte der Sergeant. »Ich zische ins Bett.«
    »Zähne«, sagte Wilt. »Das

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