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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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daß Ihre Vorstellung davon, was ein sonderbares und was kein sonderbares Benehmen ist, mit mir absolut nichts zu tun hat.«
    Inspektor Flint stand auf und ging aus dem Zimmer. »Ich bringe den Lump um, so wahr mir Gott helfe, ich bringe ihn um«, schrie er den diensthabenden Polizisten an. Im Vernehmungszimmer hinter ihm legte Wilt den Kopf auf den Tisch und schlief ein.
    In der Schule machte sich Wilts Fehlen in mehr als einer Weise bemerkbar. Mr. Morris hatte um neun Gasinstallateure I übernehmen müssen und war eine Stunde später mit dem Gefühl rausgekommen, er habe neue Erkenntnisse über Wilts plötzlichen Abstecher in den Meuchelmord gewonnen. Der Stellvertretende Direktor mußte gegen wahre Reporterfluten kämpfen, die erpicht waren, mehr über den Mann zu erfahren, der der Polizei bei ihren Ermittlungen in einem besonders gruseligen und berichtenswerten Fall half. Und der Direktor bereute langsam seine Kritik an der Abteilung Allgemeinbildung vor dem Erziehungsausschuß. Mrs. Chatterway hatte ihn angerufen und gesagt, sie habe seine Bemerkungen höchst geschmacklos gefunden und angedeutet, daß sie durchaus eine Untersuchung der Funktionen der Abteilung Allgemeinbildung beantragen könne. Aber in der Versammlung des Schulausschusses herrschte bei weitem die allergrößte Aufregung.
    »Die Besichtigung durch den Rat Nationaler Wissenschaftlicher Entscheidungen findet am Freitag statt«, teilte Dr. Mayf ield, der Leiter der Soziologie, dem Ausschuß mit. »Unter den augenblicklichen Umständen werden sie dem neuen Unterrichtszweig ja wahrscheinlich kaum ihre Zustimmung geben wollen.«
    »Wenn sie ein bißchen Verstand hätten, gäben sie ihm unter keinen Umständen ihre Zustimmung«, sagte Dr. Board. »Städtebau und Dichtung des Mittelalters, also wirklich! Ich weiß, die etwas entlegenen Kombinationen sind heutzutage modern, aber Haussmann und Roswitha von Gandersheim passen auch nicht im entferntesten zusammen in ein Bett. Außerdem fehlt es dem Zweig an wissenschaftlichem Gehalt. « Dr. Mayf ield fuhr wütend auf. Wissenschaftlicher Gehalt war seine starke Seite. »Ich verstehe nicht, wie Sie so etwas sagen können«, sagte er. »Der Unterrichtszweig ist so gegliedert, daß er den Bedürfnissen der Schüler nach einem thematischen Zugang entgegenkommt.«
    -»Diese armen, umnachteten Kreaturen, die wir mit Müh und Not von den Universitäten fernhalten, damit sie diesen wundervollen Kursus besuchen können, würden einen thematischen Zugang nicht mal erkennen, wenn sie ihn sähen«, sagte Dr. Board. »Wenn ich's mir genau überlege, ich auch nicht.«
    »Wir haben alle unsere Grenzen«, sagte Dr. Mayfield verbindlich.
    »Genau«, sagte Dr. Board, »und unter den obwaltenden Umständen sollten wir diese Grenzen sehen, anstatt uns neue Unterrichtszweige aus den Fingern zu saugen, aus denen Schüler nicht klug werden, die, wenn wir hier schon mal nach ihrem Volksschulabschluß fragen, überhaupt keinen haben. Weiß der Himmel, daß ich sehr für vielfältige Unterrichtsmöglichkeiten bin, aber . ..«
    »Die Sache ist«, warf Dr. Cox, der Leiter der Naturwissenschaften ein, »daß nicht der neue Unterrichtszweig als solcher der Anlaß des Besuchs ist. Wie ich verstanden habe, ist dem neuen Zweig prinzipiell zugestimmt worden. Sie kommen her, um die Einrichtungen zu besichtigen, die die Schule zu bieten hat, und sie werden von der Anwesenheit der vielen Beamten von der Mordkommission wahrscheinlich kaum begeistert sein. Dieser blaue Lieferwagen ist äußerst irritierend.«
    »Jedenfalls wird mit der seligen Mrs. Wilt als Bestandteil der Fundamente .. .«, fing Dr. Board an.
    »Ich versuche ja alles, die Polizei dazu zu kriegen, daß sie sie entfernen von . . .«
    »Dem Lehrplan?« fragte Dr. Board.
    »Vom Grundstück«, sagte Dr. Mayfield. »Zu allem Unglück scheinen sie auf ein Hindernis gestoßen zu sein.«
    »Ein Hindernis?«
    »Sie sind bei drei Metern auf Felsen gestoßen.« Dr. Board lächelte. »Man fragt sich doch, warum erst überhaupt zehn Meter tiefe Pfeiler nötig waren, wenn bei drei Metern Fels ist«, murmelte er.
    »Ich kann Ihnen nur sagen, was mir die Polizei gesagt hat«, entgegenete Dr. Mayfield. »Sie haben aber versprochen, alles zu tun, daß sie bis Freitag von der Baustelle verschwunden sind. Ich würde jetzt gern nur noch mal den Zeitplan mit Ihnen durchgehen. Der Besuch beginnt um elf mit einer Besichtigung der Bibliothek. Wir teilen uns dann in Gruppen auf und diskutieren über die

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