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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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geradeaus zu paddeln? Das ist schon schwer genug bei Sonnenschein und keinem Wind. Aber jetzt würde ich bloß im Schilf landen, und außerdem könnte ich vor Regen auf der Brille sowieso nichts sehen.«
    »Okay, warten wir also ab, bis der Sturm sich gelegt hat. Zumindest wissen wir jetzt, wie wir hier wegkommen.«
    Sie ging wieder in die Kajüte und machte die Tür zu. Draußen kauerte Gaskell neben dem Motor und spielte mit dem Schraubenschlüssel rum. Wenn er doch das Ding bloß wieder in Gang brächte.
    »Diese Männer«, sagte Sally verächtlich, »behaupten immer, das stärkere Geschlecht zu sein, aber wenn die Kacke am Dampfen ist, müssen wir Frauen sie raushauen.«
    »Henry ist auch so unpraktisch«, sagte Eva. »Alles, was er kann, ist, 'ne Sicherung flicken. Hoffendich macht er sich keine Sorgen um mich.«
    »Ach, der ist bestimmt auf Brautschau«, sagte Sally.
    »Henry nicht. Der wüßte gar nicht, wie.«
    »Vielleicht treibt er es gerade mit Judy.«
    Eva schüttelte den Kopf. »Er war einfach betrunken, das ist alles. Er hat so etwas noch nie gemacht.«
    »Woher weißt du das denn?«
    »Hör mal, er ist mein Mann.«
    »Zum Teufel, was heißt hier »mein Mann«? Er benutzt dich doch bloß, damit du für ihn abwäschst, kochst und saubermachst. Und was gibt er dir dafür? Sag mir das mal.«
    Eva mühte sich unbeholfen mit ihren Gedanken herum. Henry gab ihr eigentlich nicht so richtig was. Nichts, was sie in Worten ausdrücken konnte. »Er braucht mich«, sagte sie schließlich.
    »Ach, er braucht dich! Wer braucht, gebraucht zu werden? Das Schöngerede der weiblichen Leibeigenschaft ist das. Du rettest anderen das Leben und mußt auch noch dankbar sein, daß du's durftest? Vergiß Henry. Er ist ein Schlappschwanz.«
    Eva wurde wütend. Henry war vielleicht kein besonderes As, aber daß man ihn verlästerte, ging ihr gegen den Strich.
    »Gaskell ist auch keiner, mit dem du groß prahlen kannst«, sagte sie und ging in die Küche.
    Sally legte sich auf dem Bett zurück und faltete die Klappseite in der Mitte vom »Playboy« auseinander. »Gaskell hat halt Knete«, sagte sie.
    »Knete?«
    »Moneten, Schätzchen. Zaster. Das Zeugs, »that makes the world go rounds cabaretmäßig. Du denkst, ich hab ihn wegen seiner Schönheit geheiratet? O nein. Ich rieche es, wenn 'ne Million im Anzug ist. Der Anzug darf mir nahetreten.«
    »Ich könnte einen Mann nie wegen seines Geldes heiraten«, sagte Eva geziert. »Ich müßte in ihn verliebt sein. Wirklich.«
    »Du hast zu viele Filme gesehen. Glaubst du wirklich, Gaskell war in mich verliebt?«
    »Das weiß ich nicht, er wird's wohl gewesen sein.«
    Sally lachte. »Eva, Baby, bist du naiv. Also, paß mal auf, mit G ist das so. G fährt total auf Plastik ab. Er würde es mit einem affigen Schimpansen treiben, wenn man ihm Plastik anzöge.«
    »Nein ehrlich, das tat er nicht«, sagte Eva. »Das glaube ich nicht.«
    »Meinst du, ich laß dich die Pille aus lauter Jux und Dollerei schlucken? Du schwirrst hier in diesem Bikini rum, und Gaskell läuft die ganze Zeit die Spucke nach dir im Munde zusammen. Wenn ich nicht hier wäre, hätte er dich längst vergewaltigt.«
    »Da würde er sich aber die Zähne ausbeißen«, sagte Eva, »ich hatte mal Judounterricht.«
    »Ja also, er würde es auf jeden Fall versuchen. Alles in Plastik macht ihn total wahnsinnig. Was meinst du, warum er diese Puppe hatte?«
    »Das war mir wirklich nicht klar.«
    »Okay. Nun hast du wieder was gelernt.«
    »Ich verstehe bloß immer noch nicht, was das damit zu tun hat, daß du Gaskell geheiratet hast«, sagte Eva.
    »Paß auf, ich erzähl dir ein kleines Geheimnis. Gaskell wurde zu mir überwiesen .. .«
    »Uberwiesen?«
    »Von Dr. Freeborn. Gaskell hatte ein Problemchen und er
    konsultierte Dr. Freeborn, und Dr. Freeborn schickte ihn zu mir.«
    Eva guckte sie ratlos an. »Und was solltest du mit ihm machen?«
    »Ich war sozusagen seine Ziehmutter«, sagte Sally.
    »Ziehmutter?«
    »Die Beraterin in allen sexuellen Lagen«, sagte Sally. »Dr. Freeborn schickte mir regelmäßig Patienten, und ich half ihnen.«
    »Das war aber kein Job für mich«, sagte Eva, »ich brächte das nicht über mich, mit Männern über Sex zu reden. Warst du nicht verlegen?«
    »Man gewöhnt sich dran, und es gibt Schlimmeres, um über die Runden zu kommen. G kam also mit seinem Problemchen zu mir, ich habe ihn wieder aufgerichtet, und zwar buchstäblich, und wir haben geheiratet. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Bar

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