Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
Situation allen auf die Nerven. Gaskeils Versuche, den Motor wieder in Gang zu bringen, hatten genau das Gegenteil bewirkt. Das Cockpit schwamm vor Dieselöl, und an Deck war's schwierig, einen Schritt zu gehen, ohne auszurutschen.
    »Mein Gott, G, jeder, der dich sieht, würde meinen, du wärst gerade vom Ölberg herabgestiegen«, sagte Sally, »man müßte dich so in Öl malen.«
    »Das war diese Scheiß-Benzinleitung«, sagte Gaskell, »ich habe sie nicht wieder drangekriegt.«
    »Wieso versuchst du dann, den Motor ohne sie zu starten?«
    »Um zu sehen, ob er geht.«
    »Na, jetzt weißt du's. Was willst du denn nun machen? Hier herumsitzen, bis unser Futter alle ist? Du mußt dir schon was einfallen lassen.«
    »Warum ich? Warum hast du nicht irgend 'ne zündende Idee?«
    »Wenn du ein richtiger Mann wärst. . .«
    »Ach Scheiße«, sagte Gaskell. »Die Stimme der emanzipierten Frau. Kommt's bunt, da muß man urplötzlich ein Mann sein. Wie war's denn mit dir, du Mann-Weib? Du willst, daß wir hier wegkommen, dann mach's doch. Verlang jetzt nicht, daß ich ein Mann bin, der große, starke Mann, wenn's brenzlig wird, ich weiß nicht mehr, wie das geht.« »Es muß doch irgend *ne Möglichkeit geben, Hilfe zu holen«, sagte Sally.
    »Na klar. Du gehst einfach mal rauf und siehst dir die Szene von oben an. Alles was du sehen wirst, ist eine Schilfkolbenorgie.«
    Sally kletterte aufs Kajütendach und suchte den Horizont ab. Er war zehn Meter entfernt und bestand aus einer weiten Schiffläche.
    »Da drüben ist was, das sieht wie ein Kirchturm aus«, sagte sie. Gaskell kletterte zu ihr hoch.
    »Das ist ein Kirchturm. Na und?«
    »Wenn wir Lichtzeichen oder so machen würden, da könnte uns vielleicht jemand sehen.«
    »Genial. Natürlich warten an so dicht bevölkerten Orten wie Kirchturmspitzen die Leute bloß drauf, daß wir Lichtzeichen geben.«
    »Könnten wir nicht irgendwas verbrennen?« sagte Sally. »Jemand würde den Rauch bestimmt sehen und . ..«
    »Spinnst du? Wenn du hier was ansteckst mit dem ganzen Benzin, das hier rumschwimmt, da kriegen die was zu sehen, darauf kannst du dich verlassen. Ein Feuerwerk aus Boot mit Leichen.«
    »Wir könnten eine Dose mit öl füllen, über Bord werfen, erst 'n bißchen wegschwimmen lassen, und dann anzünden.«
    »Und das Schilf gleich mit. Zum Teufel, was willst du eigentlich? Einen Scheiß-Weltuntergang?«
    »G-Baby, du steigst einfach nie richtig ein.«
    »Ich gebrauche meine grauen Zellen, das ist alles«, sagte Gaskell. »Du kommst dauernd mit solchen tollen Ideen wie der da an, die uns bloß noch tiefer in die Kacke reiten, als wir eh schon stecken.«
    »Ich wüßte nicht, wieso«, sagte Sally.
    »Ich kann dir sagen, wieso«, sagte Gaskell, »weil du nichts besseres zu tun hattest, als diesen verfluchten »Hesperus« zu klauen. Darum.«
    »Ich habe ihn nicht geklaut. Ich . . .«
    »Erzähl den Bullen das. Erzähl's ihnen doch. Fang mal schon an, das Schilf anzuzünden, dann kommen sie uns bestimmt auf den Hals und stellen uns lauter nette Fragen. Zum Beispiel, wem das Boot gehört und wie's kommt, daß wir mit der Jacht anderer Leute herumjökeln . . . und darum müssen wir so unauffällig wie möglich hier weg.«
    Es begann zu regnen.
    »Das fehlte uns bloß noch. Regen«, sagte Gaskell. Sally ging runter in die Kajüte, wo Eva nach dem Essen aufräumte.
    »Lieber Gott, G ist einfach hoffnungslos. Erst setzt er uns auf 'ner Sandbank mitten im Nichts ab, dann macht er den Motor kaputt, und das gründlich, und jetzt weiß er nicht mehr weiter.«
    »Und warum holt er keine Hilfe?« fragte Eva.
    »Wie denn? Meinst du, er würde schwimmen. G könnte nicht mal drei Meter schwimmen, und wenn's um sein Leben ginge.«
    »Er könnte die Luftmatratze nehmen und ins Freie rauspaddeln«, sagte Eva. »Er müßte gar nicht schwimmen.«
    »Luftmatratze? Hast du Luftmatratze gesagt? Was für 'ne Luftmatratze?«
    »Die in der Kiste mit den Schwimmwesten. Man braucht sie bloß aufzupusten und . . .«
    »Schätzchen, du verdienst ja den Pöpöchen-Orden erster Klasse«, sagte Sally und rannte hinaus. »G, Eva hat rausgefunden, wie du Hilfe holen kannst. In der Kiste mit den Schwimmwesten ist 'ne Luftmatratze.« Sie wühlte in dem Kasten und zog die Luftmatratze hervor.
    »Wenn du meinst, ich schwimme mit dem Mistding irgendwohin, bist du schon wieder falsch gewickelt«, sagte Gaskell.
    »Was paßt dir denn daran nicht?«
    »Bei dem Wetter? Hast du mal versucht, mit so'm Ding

Weitere Kostenlose Bücher