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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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überhaupt bringen sollte. Das Beste wäre gewesen, wenn er alles für sich behalten hätte.
    Van schlug sich an die Stirn. »Mann, wir haben das Wichtigste aus den Augen verloren. Stephen, hol mal dein Notebook.« Ohne zu fragen, stand Stephen auf, ging ins Schlafzimmer und kam mit dem Notebook zurück. Van ließ es hochfahren. »So, jetzt sehen wir uns doch mal genau an, was das eigentlich für ein Typ ist, der da aus dem Knast ausgebrochen ist.«
    Er ging auf die Internetseite eines der bekanntesten Lokalblätter und rief die aktuellen Nachrichten auf.
    Stephen starrte Van ungläubig an. Warum war er nicht längst schon auf dieselbe Idee gekommen? Er war so auf Sara konzentriert gewesen und darauf herauszufinden, wo sie sein könnte, dass er das Naheliegendste tatsächlich übersehen hatte. Er hatte sich in seiner Wohnung verschanzt und vor sich hin gegrübelt, statt einfach die Nachrichten anzuschauen oder im Internet zu recherchieren.
    »Ist er das?«, fragte Dean und starrte auf das Bild, das auf der Website zu sehen war.
    »Hundertpro!«, sagte Van mit Überzeugung. »Genauso sah der Typ auf dem Bild bei den Bullen auch aus.«
    Stephens Augen blieben erst an der Schlagzeile hängen, dann überflog er den Text. Er spürte, wie das Blut aus seinem Kopf sackte, und ihm wurde kotzübel.

20
    Sara atmete tief durch. Auf einmal hatte sie Angst bekommen. Hatte ihr Chef wirklich was von ihr gewollt? Oder reagierte sie nur so paranoid? Hoffentlich war er nicht nachtragend und kam auf die blöde Idee, ihr zu kündigen.
    Es war schon recht dunkel. Morgen frage ich, ob ich die Frühschicht haben kann, dachte sie und ging quer über den Parkplatz, auf dem nur noch wenige Autos standen. Eine Frau lud ihre Einkäufe in den Kofferraum. Ein Kind saß auf dem Kindersitz auf der Rückbank und schrie. Tagsüber war ihr nie aufgefallen, dass die meisten Laternen defekt waren. Natürlich, wie hätte es ihr auch auffallen sollen? Eigentlich sollte sie sich wundern, dass überhaupt noch Autos auf dem Parkplatz standen. Denn auch der Sportshop nebenan hatte schon zugemacht. Sicher parken hier Leute, die in der Nähe wohnen. Oder die ihr Auto dagelassen und mit einem Kollegen nach Hause oder in die Stadt zum Essen gefahren sind, beruhigte sie sich.
    Schräg vor ihr öffnete sich die Fahrertür eines dunklen Autos, die Marke konnte sie nicht erkennen, nur, dass es kein neues Modell, sondern eher ein altes Auto war. Der Lack glänzte nicht mehr. Instinktiv wich sie nach links aus und beschleunigte ihren Schritt. Im Augenwinkel sah sie nur einen Schatten, viel konnte sie nicht erkennen, es war zu dunkel, am liebsten wäre sie gerannt, aber das wäre vielleicht eine Aufforderung gewesen – und außerdem, war es nicht lächerlich? Die Autotür wurde zugeworfen. Sie lauschte auf Schritte. Ihr Herz klopfte hart. Sie drehte sich nicht um. Die Schritte kamen näher. Sie lief weiter. Die Schritte folgten ihr. Sie stolperte, fing sich wieder. Rannte. Immer schneller, weg vom Parkplatz, hin zur Straße, zu den hellen Laternen, den Bussen, den Ampeln – und der Haltestelle, wagte nicht, sich umzudrehen, wie finster, kein Mond, nur dunkle Bäume, Gebüsch, Rascheln und Kratzen, sie kriecht durchs Gebüsch, auf allen vieren, orientierungslos, weiß nicht, wo die Straße, wo sein Auto und wo die Rettung ist; Zweige und Dornen peitschen ihr ins Gesicht und auf den nackten Körper und von überall könnte er wieder kommen, sich auf sie stürzen… ist er weg?
    Atemlos erreichte sie die Haltestelle, eine Werbetafel beleuchtete bunt und grell drei Menschen, die dort warteten. Ich bin hier, sagte sie sich, es ist alles okay. Ich muss keine Angst haben. Es ist überhaupt nichts passiert, beruhigte sie sich selbst. Dann wagte sie es, sich umzudrehen. Da war nichts. Nur Dunkelheit und ganz in der Ferne das gedimmte Licht in den Schaufenstern des Supermarkts.
    Ihr Mund war trocken vor Angst. Was hatte der Mann von ihr gewollt? War es überhaupt ein Mann gewesen? Ist er ihr wirklich nachgelaufen? Oder hat sie es sich nur eingebildet? Vielleicht ist er zu jemand anderem auf dem Parkplatz gelaufen, hat sich dort verabredet? Oder hat er geglaubt, noch vor Geschäftsschluss etwas einkaufen zu können? Ich weiß einfach nicht mehr, wann etwas wirklich gefährlich ist!, dachte sie verzweifelt.
    Das Bimmeln der herankommenden Straßenbahn erlöste sie aus ihren Fantasien und Grübeleien. Sie suchte sich einen Fensterplatz und sah hinaus. Allmählich schlug ihr Herz

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