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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Job?«
    Rebus versuchte höhnisch zu grinsen, brachte aber nichts Rechtes zu Stande. Gill lächelte ihm hinterher, bis er die Tür hinter sich zugemacht hatte. Dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. Natürlich hatte Watson sie en detail informiert, ihr damit allerdings nichts wirklich Neues erzählt: Trinkt vielleicht ein bisschen zu viel, Gill, i st aber trotzdem ein guter Polizist. Er tut halt gerne so, als ob er auf uns verzichten könnte. Möglich, dass es damit sogar seine Richtigkeit hatte, aber vielleicht musste sich John Rebus schon bald mit dem Gedanken vertraut machen, dass die anderen ganz gut auch ohne ihn zurechtkamen. Es war leicht zu erkennen, wer am Vorabend auf Watsons Abschiedsparty gewesen war: In den Drogerien und Apotheken der Umgebung waren vermutlich sämtliche Vitamin C-, Aspirinund sonstige Präparate ausverkauft, die sich zur Linderung eines Katers verwenden ließen. Alles litt an Nachdurst. Rebus hatte an seinem Arbeitsplatz bis dahin nur selten so viele Flaschen Irn-Bru, Lucozade und Coke in Reichweite so vieler bleicher Hände gesehen. Die Stocknüchternen - also jene Kollegen, die auf der Party entweder erst gar nicht erschienen waren oder aber nur alkoholfreie Getränke konsumiert hatten - freuten sich diebisch. Sie gingen pfeifend zwischen den Schreibtischen umher und knallten, so oft es eben ging, irgendwelche Schubladen oder Schranktüren zu. Das Hauptfahndungszentrum hatte man zwar am Gayfield Square eingerichtet, in der Nähe von Philippa Balfours Wohnung, aber da so viele Beamte an den Ermittlungen beteiligt waren, hatte man außerdem auf dem Revier in der St. Leonard's Street eine kleine Ecke für diesen Fall bereitgestellt. Und dort hockte jetzt Siobhan Clarke vor einem Schreibtisch und starrte auf einen Monitor. Eine Ersatzfestplatte lag auf dem Boden. Erst als er näher hinsah, bemerkte Rebus, dass Siobhan Philippa Balfours Computer vor sich hatte. Sie hatte sich den Telefonhörer zwischen Schulter und Wange geklemmt und tippte etwas, während sie sprach.
    »Nein, das hat auch nicht funktioniert«, hörte Rebus sie sagen.
    Da er sich einen Schreibtisch mit drei weiteren Beamten teilte, musste er zunächst mal ein paar Kuchenkrümel von der Platte wischen und zwei leere Fanta-Dosen in den nächsten Abfalleimer befördern. Dann läutete das Telefon, und er hob ab. Am anderen Ende war allerdings bloß ein Journalist des örtlichen Abendblattes, der einen ahnungslosen Kripobeamten suchte, aus dem sich vielleicht ein paar Informationen herauskitzeln ließen.
    »Für solche Zwecke haben wir hier extra eine Pressesprecherin«, sagte Rebus zu dem Mann.
    »Was Sie nicht sagen.«
    Rebus dachte nach. Die Pressearbeit war Gill Templers Spezialgebiet gewesen. Er blickte zu Siobhan Clarke hinüber. »Wer ist denn jetzt eigentlich für die Presse zuständig?«
    »Sergeant Ellen Wylie«, sagte der Journalist.
    Rebus bedankte sich bei dem Mann und beendete das Gespräch. Der Job der Pressesprecherin wäre für Siobhan ein Karrieresprung gewesen - besonders in einem so spektakulären Fall. Ellen Wylie war eine gute Polizistin, die normalerweise auf dem Revier am Torphichen Place im West End arbeitete. Da Gill Templer von der Pressearbeit wirklich etwas verstand, hatte man sie vor der Ernennung gewiss um Rat gefragt - falls sie die Entscheidung nicht sogar persönlich getroffen hatte. Sie hatte Ellen Wylie den Vorzug gegeben. Rebus überlegte, ob das etwas zu bedeuten hatte.
    Er stand von seinem Schreibtisch auf und inspizierte die Papiere, die hinter ihm an der Pinnwand befestigt waren: Dienstpläne, Faxe, Listen mit Telefonnummern und Adressen. Außerdem zwei Fotos der vermissten Frau. Eines davon hatte man an die Presse weitergeleitet, und es war in dutzenden Zeitungsartikeln veröffentlicht worden, die alle ausgeschnitten an der Wand hingen. Wenn Philippa nicht bald wohlbehalten und gesund aufgefunden werden sollte, würde der Platz an der Pinnwand rar und diese Artikel ausrangiert werden. Sie wiederholten sich, waren ungenau und sensationslüstern. Rebus blieb an einer Passage hängen: der trauernde Verlobte. Er sah auf die Uhr: noch fünf Stunden bis zur Pressekonferenz. Seit Gill Templers Beförderung war in der St. Leonard's Street die Position eines Chefinspektors neu zu besetzen. Und weil Inspektor Bill Pryde diesen Posten unbedingt haben wollte, gab er sich alle Mühe, den Ermittlungen im Fall Bal-four seinen Stempel aufzudrücken. Rebus, der gerade erst auf dem Revier am Gayfield

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