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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Malers. Die Tür flog auf, und Claire Benzie stürmte ins Zimmer. Jean konnte zwischen Tochter und Mutter keine äußere Ähnlichkeit entdecken, aber das mochte auch an dem ungestümen Auftritt des jungen Mädchens liegen, ihrer überschäumenden Energie.
    »Es ist scheißegal«, sagte sie. »Sollen sie mich doch einsperren und den Schlüssel von mir aus wegwerfen!« Sie rannte bereits nervös im Zimmer hin und her, als McCoist hereinkam. Der Mann bewegte sich genauso langsam wie seine Frau, doch in seinem Fall schien schlichte Erschöpfung die Ursache zu sein.
    »Claire, ich versuche dir doch bloß zu erklären...«Er beugte sich zu seiner Frau hinunter, um ihr die Wange zu küssen. »Wir haben gerade eine äußerst unerfreuliche Situation hinter uns«, berichtete er. »Diese Kripoleute haben sich wie blutrünstige
    Moskitos auf Claire gestürzt. Siehst du irgendeine Möglichkeit, deine Tochter endlich zur Vernunft zu bringen, Liebling?« Als er sich wieder aufrichtete und die fremde Besucherin erblickte, verstummte er. Jean stand von ihrem Platz auf.
    »Ich gehe jetzt lieber«, sagte sie.
    »Wer ist das denn?«, knurrte Claire.
    »Das ist Ms. Burchill. Sie ist Ausstellungsleiterin im Museum«, erklärte Jan. »Wir haben uns über Kennet Lovell unterhalten.«
    »Um Gottes willen, die jetzt auch noch!« Claire warf den Kopf zurück und ließ sich auf eines der beiden Sofas fallen.
    »Ja, ich stelle Nachforschungen über sein Leben an«, sagte Jean zu McCoist, der vor der Hausbar stand und sich einen Whisky einschenkte.
    »Um diese Tageszeit?«, sagte er bloß.
    »Sein Porträt hängt in irgendeiner Halle«, sagte Jan Benzie zu ihrer Tochter. »Hast du das gewusst?«
    »Natürlich weiß ich das! Das Bild hängt im Museum in der Surgeon's Hall.« Sie sah Jean an. »Arbeiten Sie dort?«
    »Nein, genau genommen...«
    »Ist mir auch egal, wo Sie arbeiten, mich interessiert nur, dass Sie sich möglichst schnell verpissen. Ich bin nämlich gerade stundenlang von der Polizei verhört worden und...«
    »Ich verbiete dir, in meinem Haus in diesem Ton mit einem Gast zu sprechen!«, schrie Jan Benzie und sprang aus ihrem Sessel auf. »Jack, bitte...«
    »Also, ich glaube, es ist...« Jeans Worte wurden von dem dreifachen Gezeter übertönt, das jetzt ausbrach. Sie bewegte sich rückwärts Richtung Tür.
    »Du hast kein Recht...!«
    »Mein Gott, du tust ja so, als ob sie dich gerade verhört hätten!«
    »Das rechtfertigt noch lange nicht...«
    »Nur einen Drink in Ruhe - ist das vielleicht zu viel verlangt?«
    Die drei schienen nicht zu bemerken, wie Jean die Tür öffnete und dann hinter sich zumachte. Sie ging auf Zehenspitzen die dick mit einem Läufer gepolsterten Stufen hinunter, öffnete so leise wie möglich die Eingangstür und floh auf die Straße hinaus, wo sie schließlich einen Seufzer der Erleichterung ausstieß. Schon im Weggehen blickte sie noch einmal zu dem Wohnzimmerfenster hinauf, konnte aber nichts erkennen. Die Häuser hier in der Gegend hatten so dicke Mauern, dass sie sich auch als Gummizellen geeignet hätten, und es wollte Jean fast so vorkommen, als ob sie soeben aus einer solchen geflohen war.
    Claire Benzies Wutanfall war wirklich sehenswert gewesen.

13
    Am Mittwochmorgen gab es von Ranald Marr noch immer kein Lebenszeichen. Seine Frau Dorothy hatte auf Junipers, dem Landsitz der Balfours, angerufen und mit John Balfours persönlicher Assistentin gesprochen. Doch diese erinnerte sie nur unmissverständlich daran, dass Mr. und Mrs. Balfour gerade damit beschäftigt seien, das Begräbnis ihrer Tochter vorzubereiten, und dass sie die beiden vor diesem traurigen Anlass gewiss nicht mehr stören werde.
    »Die Balfours haben nämlich ihre Tochter verloren, falls Ihnen das entgangen sein sollte«, erklärte sie von oben herab.
    »Und ich habe meinen Ehemann verloren, verdammte Scheiße, Sie blöde Zicke!«, giftete Dorothy Marr zurück und war äußerst erstaunt darüber, dass sie wohl zum ersten Mal in ihrem gesamten Erwachsenenleben ein unflätiges Wort in den Mund genommen hatte. Doch für eine Entschuldigung war es schon zu spät: Die Assistentin hatte bereits den Hörer aufgeknallt und sämtliche Bediensteten im Hause Balfour angewiesen, von Mrs. Marr keine weiteren Anrufe mehr entgegenzunehmen.
    Junipers war voller Menschen: Immer mehr Verwandte und Freunde fanden sich ein. Einige, die von weither gereist waren, hatten bereits in der vergangenen Nacht dort geschlafen und irrten nun auf der Suche nach

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