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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sagte sie. Steve Holly hatte seinen Chef in der Glasgower Chefredaktion davon überzeugt, dass er so früh wie möglich am Schauplatz des Geschehens aufkreuzen müsse. Weiterhin hatte er ihm, im Bewusstsein des in Schottland weit verbreiteten geo-grafischen Analphabetismus, eingeredet, dass Falls wesentlich weiter von Edinburgh entfernt war, als das tatsächlich der Fall war, und dass sich das Greywalls Hotel deswegen als ideale Übernachtungsmöglichkeit anbot. Dabei hatte er sicherheitshalber nicht erwähnt, dass sich das Greywalls in Gullane befand, also etwa eine halbe Autostunde von Edinburgh entfernt, beziehungsweise dass Gullane überhaupt nicht an der Strecke zwischen Falls und Edinburgh lag. Aber was zählte das schon? Wenigstens hatte er ein Doppelzimmer in einem Hotel, und zwar für sich und seine Freundin Gina, die eigentlich gar nicht seine Freundin war, sondern in den vergangenen Monaten nur gelegentlich mal einen Abend oder eine Nacht mit ihm verbracht hatte. Und Gina hatte die Idee ganz toll gefunden, allerdings Angst gehabt, dass sie am nächsten Morgen zu spät zur Arbeit kommen würde, deshalb hatte Steve sicherheitshalber auch noch ein Taxi für sie organisiert. Und er wusste auch schon, wie er das mit dem Fahrpreis drehen konnte. Er brauchte ja bloß zu behaupten, dass sein Auto unterwegs liegen geblieben und ihm deshalb gar nichts anderes übrig geblieben sei, als mit dem Taxi in die Stadt zurückzufahren...
    Nach einem fabelhaften Abendessen und einem Spaziergang durch den, von einem gewissen Jekyll angelegten, Garten hatten Steve und Gina sich in ihrem riesigen Bett riesig amüsiert und dann so tief geschlafen, dass sie erst wieder aufgewacht waren, als Ginas Taxi bereits unten wartete. Also hatte Steve sich das Frühstück allein reingeschoben, was sowieso ganz in seinem Sinne war. Doch dann die erste Enttäuschung: das Zeitungsangebot... lauter seriöse Blätter. Also hatte er auf dem Weg nach Falls in Gullane angehalten und sich dort die Boulevardzeitungen der Konkurrenz besorgt, den ganzen Stapel neben sich auf den Beifahrersitz gelegt und dann während der Fahrt darin herumgeblättert, während ihm auf der Gegenfahrbahn wild hupende und blinkende Autos entgegengekommen waren, weil er nämlich immer mal wieder auf die Gegenspur geraten war.
    »Arschloch«, schrie er aus dem Fenster und zeigte den entgegenkommenden Schaframmlern und Bauerntrotteln den Mittelfinger, während er gleichzeitig sein Handy hervorkramte, um sich nochmals zu vergewissern, dass Tony, der Fotograf, schon alle notwendigen Vorbereitungen für das Friedhofsfoto getroffen hatte. Er wusste, dass Tony in letzter Zeit schon ein paar Mal diese Bev, die »ausgerastete Tontaube«, wie Steve sie neuerdings gerne nannte, in Falls besucht hatte. Und er hatte das Gefühl, dass Tony sich bei der Braut gute Chancen ausrechnete. Deshalb hatte er ihm den schlichten Rat erteilt: »Nicht ganz dicht, die Alte, Kumpel. Wenn du mit der bumst, musst du aufpassen, dass du nicht am nächsten Morgen deinen alten Schwanz abgeschnitten neben dir im Bett wiederfindest.« Was Tony mit einem Lachen quittiert
    und dann gesagt hatte, dass er Bev lediglich dazu überreden wolle, für ein paar »Kunstfotos« zu posieren. Und als Tony sich jetzt am anderen Ende der Leitung meldete, sagte Steve, wie seit neuestem üblich, zur Begrüßung:
    »Und? Hast du sie schon auf deiner Töpferscheibe, Kumpel?«
    Dann brüllte er, wie schon seit langem üblich, vor Lachen über seinen eigenen Witz und sah zufällig im Rückspiegel, dass ein Polizeiwagen mit zuckendem Blaulicht hinter ihm herfuhr. Keinen Schimmer, wie lange er die schon am Hals hatte.
    »Ich rufe gleich noch mal an, Tony«, sagte er, trat auf die Bremse und fuhr links ran. »Und sieh zu, dass du pünktlich in der Kirche erscheinst.«
    »Morgen, die Herren«, sagte er und stieg aus dem Auto.
    »Wir wünschen Ihnen auch einen guten Morgen, Mr. Holly«, sagte einer der Beamten.
    Und in dem Augenblick fiel Steve Holly ein, dass er auf der Beliebtheitsskala der Lothian und Borders Police gewiss keinen Spitzenplatz für sich reklamieren konnte.
    Zehn Minuten später war er wieder unterwegs. Allerdings fuhren die Bullen jetzt hinter ihm her, um »weitere Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung« zu verhindern, wie sie sich ausgedrückt hatten. Als das Handy schrillte, wollte Holly den Anruf zunächst einfach ignorieren, doch dann sah er, dass es die Redaktion in Glasgow war, deshalb gab er den

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