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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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einer Art Frühstück durch die verwinkelten Gänge. Mrs. Dolan, die Köchin, hatte entschieden, dass sich an einem solchen Tag ein warmes Frühstück nicht geziemte. Deswegen konnten die Gäste, anders als sonst, nicht einfach dem Duft frisch gebratener Würste, Eier und Speck folgen oder dem würzigen Kedgeree-Aroma. Im Esszimmer waren auf einem Büfetttisch diverse Müslipackungen und Gläser mit hausgemachter Konfitüre aufgereiht. Ihre Schwarze Johannisbeer-Apfel-Marmelade hatte Mrs. Dolan davon freilich ausgenommen, weil Flip für diese Spezialität schon seit Kindertagen eine ganz besondere Schwäche gehabt hatte. Deshalb hatte die Wirtschafterin das Glas gar nicht erst aus der Speisekammer geholt. Die letzte Person, die davon gekostet hatte, war Flip selbst gewesen, und zwar während einer ihrer in letzter Zeit seltenen Aufenthalte im Haus ihrer Eltern.
    Während Mrs. Dolan ihrer Tochter Catriona das alles unter Tränen berichtete, reichte ihr diese ein frisches Papiertaschentuch. Einer der Gäste, der den Auftrag erhalten hatte, auszukundschaften, ob es in der Küche Kaffee und kalte Milch gab, schob den Kopf zur Tür herein, zog ihn aber rasch wieder zurück, weil es ihm offensichtlich peinlich war, die unverwüstliche Mrs. Dolan in diesem traurigen Zustand zu sehen.
    John Balfour hielt sich währenddessen mit seiner Frau in der Bibliothek auf und erklärte, dass er auf dem Friedhof keine »dieser blöden Polizeideppen« zu sehen wünsche.
    »Aber John, die Leute haben sich doch solche Mühe gegeben«, erwiderte seine Frau, »und sie haben ausdrücklich um die Erlaubnis gebeten, an der Trauerfeier teilzunehmen. Außerdem haben sie darauf gewiss so viel Anspruch wie...« Ihre Stimme erstarb.
    »Wie wer?« Aus seiner Stimme war unversehens jede Gereiztheit verschwunden, dafür klang sie umso kühler.
    »Ach«, sagte seine Frau, »wie alle diese Leute, die wir überhaupt nicht kennen.«
    »Du meinst die Leute, die ich kenne? Du bist Ihnen doch schon oft genug auf Partys und bei öffentlichen Anlässen begegnet, Jackie, um Gottes willen, diese Menschen wollen ihre Anteilnahme bekunden.«
    Seine Frau nickte schweigend. Die beiden hatten im Anschluss an das Begräbnis zu einem Mittagsbüfett auf Junipers geladen, aber nicht nur die engere Verwandtschaft, sondern auch etliche wichtige Geschäftspartner und Bekannte des Hausherrn, insgesamt fast siebzig Leute. Jacqueline hatte ursprünglich nur an einen kleinen Kreis von Freunden und Verwandten gedacht, etwa so viele, wie sich bequem im Esszimmer platzieren ließen. Doch stattdessen hatte John Balfour auf dem Rasen hinter dem Haus ein Partyzelt aufbauen lassen und für die Bewirtung der Gäste einen Edinburgher Partyservice engagiert, der gewiss ebenfalls Kunde der Bank war. Die Betreiberin des Unternehmens war bereits eingetroffen und überwachte auf der Rückseite des Hauses das Entladen der Tische, der Tischwäsche, des Geschirrs und des Bestecks, das von einer nicht enden wollenden Karawane kleiner Lieferwagen angeliefert wurde. Aber wenigstens einen kleinen Sieg hatte Jacqueline errungen und durchgesetzt, dass auch Flips Freunde zum Kreis der Geladenen gehörten. Obwohl auch das mit einigen Peinlichkeiten verbunden war: Denn was blieb ihr anderes übrig, als auch David Costello und seine Eltern einzuladen, obwohl sie mit David lediglich eine herzliche Abneigung verband? Deshalb hoffte sie, dass die Costel-los erst gar nicht erscheinen, beziehungsweise nicht lange bleiben würden.
    »Dann hat die ganze Geschichte wenigstens irgendeinen Sinn«, fuhr John dröhnend fort und schien völlig vergessen zu haben, dass sich Jacqueline noch im Zimmer befand. »So ein
    Empfang bindet die Leute an unser Haus und macht es ihnen schwerer, ihre Geschäftsverbindungen zur Balfour Bank abzubrechen...«
    Jacqueline erhob sich unsicher aus ihrem Sessel.
    »Wir begraben heute Vormittag unsere Tochter, John! Das hat mit deinen verdammten Geschäften nichts zu tun! Flip ist doch nicht Bestandteil einer kommerziellen Transaktion!«
    Balfour sah zur Tür hinüber und vergewisserte sich, dass sie geschlossen war. »Kannst du denn nicht leiser sprechen?! Ich meine doch nur... Also, ich wollte doch nur...« Er ließ sich unvermittelt auf das Sofa fallen, vergrub das Gesicht in den Händen. »Du hast völlig Recht, ich... Gott steh mir bei.«
    Seine Frau setzte sich neben ihn auf das Sofa, nahm seine Hände und zog sie sanft nach unten. »Gottes Beistand brauchen wir jetzt beide, John«,

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