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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Pa-gan-Omerta.com eingab, fand sie wieder nichts. Offenbar keine Website, vermutlich eher eine E-Mail-Adresse. Sie stand auf und machte sich noch einen Kaffee. Allmählich trudelten auch die Kollegen von der Frühschicht ein. Einige sagten Hallo, doch Siobhan war völlig in ihre Gedanken vertieft. Ihr war nämlich gerade etwas eingefallen. Sie saß mit dem Telefonbuch und einem Exemplar der Gelben Seiten vor sich am Schreibtisch, legte sich ihr Notizbuch zurecht und schnappte sich einen Stift. Zunächst versuchte sie es bei diversen Computerhändlern, bis jemand sie schließlich zu einem Comic-Laden an der South Bridge schickte. Unter einem Comic stellte sich Siobhan Sachen wie Beano oder Dandy vor, obwohl sie mal einen Freund gehabt hatte, dessen Obsession für die Comic-Zeitschrift 2000 AD zumindestens ein Trennungsgrund gewesen war. Aber der Laden hier war eine echte Offenbarung. Es gab tausende von Titeln sowie Sciencefictionbücher, T-Shirts und anderen Schnickschnack. An der Ladentheke diskutierte ein vielleicht fünfzehnjähriger Verkäufer mit zwei Schuljungen über einen gewissen John Constantine. Siobhan hatte keinen Schimmer, wer dieser Constantine sein mochte: eine Comic-Figur, ein Autor oder ein Zeichner? Schließlich bemerkten die Jungen, dass Siobhan direkt hinter ihnen stand. Urplötzlich war es vorbei mit ihrem großspurigen Gehabe, und sie verwandelten sich wieder in verlegene, zu groß geratene Zwölfjährige. Möglich, dass sie nicht daran gewöhnt waren, sich in Gegenwart von Frauen zu unterhalten. Ja, Siobhan hatte das Gefühl, dass sie überhaupt nicht an den Umgang mit Frauen gewöhnt waren.
    »Ich hab euch gerade zugehört«, sagte sie. »Vielleicht könnt ihr mir ja weiterhelfen.« Keiner der drei sagte ein Wort. Der Verkäufer befummelte eine Aknestelle an seiner Wange. »Habt ihr 'ne Ahnung von den Spielen, die so im Internet gespielt werden?«
    »Sie meinen solche Sachen wie Dreamcast?« Siobhan stand ratlos da. »Ist von Sony«, klärte der Verkäufer sie auf.
    »Ich meine Spiele, bei denen jemand den Chef macht, die Mitspieler per E-Mail kontaktiert und ihnen Aufgaben stellt.«
    »Rollenspiel.« Einer der Schuljungen nickte und blickte die beiden anderen an, auf der Suche nach Bestätigung.
    »Hast du so was schon mal gemacht?«, fragte Siobhan.
    »Nein«, gestand er. Keiner der drei kannte sich mit dieser Art von Spielen aus.
    »Ungefähr in der Mitte des Leith Walk gibt es einen Game Shop«, sagte der Verkäufer. »Die haben fast nur D & D, aber vielleicht wissen die ja was.«
    »D & D?«
    »Ja, Drachen und Degen, Spiele mit Zauberern und Drachen und so was.«
    »Und hat der Laden auch einen Namen?«
    »Gandalf's«, entgegneten die Jungen im Chor. Gandalf's war ein handtuchbreiter Laden, der sich wenig viel versprechend zwischen einem Tätowiersalon und einer Frittenbude präsentierte. Noch bedenklicher: Das verschmierte Schaufenster war durch ein mit mehreren Vorhängeschlössern fixiertes Metallgitter geschützt. Doch als Siobhan die Klinke herunterdrückte, ging die Tür tatsächlich auf und brachte mehrere Glöckchen zum Klingen. Sah ganz so aus, als ob Gandalf's früher mal was anderes gewesen war, vielleicht ein Secondhandbuchladen, doch der neue Besitzer hatte es offenbar nicht für nötig befunden, die Räume nach der Übernahme zu renovieren. In den Regalen war ein buntes Sortiment an Brettspielen und Spielfiguren ausgestellt - die Figuren erinnerten irgendwie an unbemalte Zinnsoldaten. Die Plakate an den Wänden zeigten vor allem Comic-Katastrophenszenarien. Des Weiteren gab es diverse zerfledderte Handbücher, und in der Mitte des Raumes standen vier Stühle und ein Klapptisch, auf dem ein Spielbrett lag. Ein Verkaufstresen oder eine Kasse waren nirgends zu sehen. Schließlich wurde auf der Rückseite des Ladens eine quietschende Tür geöffnet, und ein Mann von Anfang fünfzig kam herein. Er hatte einen grauen Bart, einen Pferdeschwanz und einen mächtig gewölbten Bauch, über den sich ein Greatful-Dead-T-Shirt spannte.
    »Sie sehen aus wie eine Amtsperson«, brummte er.
    »Kriminalpolizei«, sagte Siobhan und zeigte ihm ihren Ausweis.
    »Was wollen Sie - bloß weil ich mit der Miete acht Wochen im Rückstand bin?«, schimpfte er. Dann schlurfte er zu dem Tisch hinüber, und Siobhan sah, dass die Sandalen, die er an den Füßen trug, schon einige Meilen auf dem Buckel haben mussten, genau wie ihr Besitzer. Der Mann studierte aufmerksam die Anordnung der Figuren auf dem

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