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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Brett. »Haben Sie was bewegt?«, fragte er plötzlich.
    »Nein.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Er lächelte. »Dann ist Anthony aber verdammt beschissen dran, entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.« Er sah auf die Uhr. »Mussten ungefähr in einer Stunde hier aufkreuzen.«
    »Wer?«
    »Die Spieler. Als ich gestern Abend zugesperrt habe, waren die noch nicht fertig mit dem Spiel. Sieht so aus, als ob Anthony nervös geworden wäre, als er Will den Rest geben wollte.«
    Siobhan warf ebenfalls einen Blick auf das Brett. Allerdings verriet ihr die Anordnung der Figuren kaum etwas über die Verteilung der Chancen. Der absonderliche Rauschebart klopfte mit dem Finger auf die Karten neben dem Brett.
    »Auf die Dinger kommt es an«, sagte er gereizt.
    »Oh«, sagte Siobhan. »Leider verstehe ich nichts davon.«
    »Das ist mir klar.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ach nichts. Schon gut.«
    Doch sie wusste ziemlich genau, was er meinte. Der Laden war eine Art Privatclub - nur Männer erwünscht - und genauso exklusiv wie jede andere Männerdomäne.
    »Sieht übrigens nicht so aus, als ob Sie mir helfen können«, sagte sie und blickte in dem Raum umher. Sie unterdrückte den Impuls, sich zu kratzen. »Was mich interessiert, geht nämlich mehr in die High-Tech-Richtung.«
    Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Was soll das heißen?«
    »Rollenspiele per Computer.«
    »Interaktiv?« Seine Augen wurden wieder größer. Sie nickte, und er sah auf die Uhr, schlurfte an ihr vorbei und sperrte die Tür ab. Sie machte sich schon auf das Schlimmste gefasst, doch er ging nur schlurfend an ihr vorbei zu der rückwärtigen Tür. »Hier geht's lang«, sagte er, und Siobhan, die sich ein bisschen wie Alice im Wunderland am Eingang des Tunnels vorkam, folgte ihm schließlich.
    Vier, fünf Stufen weiter unten stand sie in einem nur dürftig beleuchteten, fensterlosen Raum. An der Wand hoch aufgestapelte Schachteln: Wahrscheinlich weitere Spiele und Utensilien, schätzte sie. Und dann gab es noch eine Spüle samt Teekessel und ein paar Tassen auf der Abtropffläche. Auf einem Tisch in der Ecke aber stand ein hochmoderner Computer mit einem großen Bildschirm, der so flach war wie bei einem Laptop. Siobhan fragte ihren unfreiwilligen Gastgeber nach seinem Namen.
    »Gandalf«, erwiderte er gleichgültig.
    »Ich meine, wie Sie wirklich heißen.«
    »Weiß schon, was Sie meinen. Aber in dem Schuppen hier heiße ich wirklich so.« Dann setzte er sich, machte sich an dem
    Computer zu schaffen und hantierte mit der Maus herum, während er mit Siobhan sprach. Erst nach einigen Sekunden begriff sie, dass es sich um eine schnurlose Maus handelte.
    »Im Netz gibt es jede Menge Spiele«, sagte er. »Wer mitmachen will, schließt sich einfach einer Gruppe von Leuten an, die gemeinsam entweder gegen ein Programm oder gegen andere Teams kämpfen. Wie beim Fußball gibt es regelrechte Ligen.« Er zeigte auf den Bildschirm. »Sehen Sie das hier? Das nennt man Doom-Liga.« Er blickte sie an. »Wissen Sie, was Doom ist?«
    »Wahrscheinlich ein Computerspiel.«
    Er nickte. »Dabei tritt man zusammen mit anderen gegen einen gemeinsamen Feind an und kämpft bis zur Vernichtung.«
    Sie überflog die Namen der Teams. »Und die Mitspieler bleiben völlig anonym?«, fragte sie.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, wissen die einzelnen Teilnehmer, wer ihre Mitspieler sind und gegen wen genau sie spielen?«
    Er strich sich über den Bart. »Die treten meistens unter einem Pseudonym auf.«
    Siobhan dachte an Philippa und ihren geheimen E-Mail-Namen. »Wenn man möchte, kann man sogar verschiedene Namen haben, nicht wahr?«
    »Oh ja«, sagte er. »Man kann dutzende von Namen führen. Leute, mit denen man schon hundertmal zu tun hatte, kommen plötzlich unter einem neuen Namen daher, und man weiß überhaupt nicht, dass man sie schon kennt.«
    »Dann können die Mitspieler also Lügen über ihre Identität verbreiten?«
    »Wenn Sie es so nennen wollen. Wir haben es hier mit der virtuellen Welt zu tun. Nichts ist hier real im eigentlichen Sinn. Und deshalb steht es jedem frei, sich eine virtuelle Identität zu verpassen.«
    »Ich ermittle gerade in einem Fall, in dem ein solches Spiel eine Rolle spielt.«
    »Welches Spiel?«
    »Weiß ich nicht. Aber es hat Schwierigkeitsgrade, die als Hellbank und Stricture bezeichnet werden. Und die Fäden hält offenbar ein so genannter Quizmaster in der Hand.«
    Wieder strich Gandalf sich über den Bart.

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