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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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geheuchelt oder echt war. »Würden Sie mir einen davon verkaufen?«
    »Aber gerne«, sagte Dodds erfreut. Sie hatte noch immer vom Wind zerzaustes Haar, und auch ihr Gesicht war noch vom Spaziergang gerötet. Dann streifte sie einen der Reife über ihre Hand. »Wie war's mit dem hier? Eins meiner Lieblingsstücke. Kostet bloß zehn Pfund.«
    Jean fand Dodds' Preisvorstellungen offenbar etwas übertrieben, lächelte aber und reichte ihr eine Zehnpfundnote, die diese gleich in die Tasche schob.
    »Miss Burchill arbeitet in Edinburgh im Museum«, sagte Rebus.
    »Tatsächlich?«
    »Ja, ich bin Ausstellungsleiterin.« Jean hatte sich den Reif bereits über das Handgelenk geschoben.
    »Was für eine wundervolle Aufgabe. Immer wenn ich in der Stadt bin, versuche ich dort vorbeizuschauen.«
    »Schon mal was von den Arthur's-Seat-Särgen gehört?«, fragte Rebus.
    »Steve hat mir davon erzählt«, erwiderte Dodds. Rebus nahm an, dass sie von dem Reporter Steve Holly sprach.
    »Miss Burchill interessiert sich für das Thema«, sagte Rebus. »Deshalb würde sie gern die Puppe sehen, die Sie gefunden haben.«
    »Ja, natürlich.« Sie öffnete eine Schublade und brachte den Sarg zum Vorschein. Jean behandelte das Objekt mit großer Sorgfalt und legte es behutsam auf den Küchentisch, bevor sie es genauer in Augenschein nahm.
    »Ziemlich gut gemacht«, sagte sie. »Erinnert mehr an die Särge vom Arthur's Seat als an die anderen.«
    »›Die anderen‹?«, fragte Bev Dodds.
    »Glauben Sie, dass es eine Kopie ist?«, fragte Rebus, ohne auf Dodds' Zwischenfrage einzugehen.
    »Nicht unbedingt eine genaue Kopie«, sagte Jean. »Die Nägel sind anders, und auch die Bauweise unterscheidet sich ein wenig.«
    »Aber derjenige, der diesen Sarg gemacht hat, kannte die Exponate?«
    »Gut möglich. Man kann im Museum ja sogar Postkarten mit dem Motiv kaufen.«
    Rebus sah Jean an. »Hat in letzter Zeit jemand ein besonderes Interesse an den Exponaten bekundet?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Vielleicht ein Wissenschaftler oder so was.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Letztes Jahr hatten wir mal eine Doktorandin zu Besuch, aber die ist längst wieder in Toronto.«
    »Sehen Sie etwa eine Verbindung?«, fragte Bev Dodds mit großen Augen. »Ich meine zwischen der Entführung und Ihren Ausstellungsstücken?«
    »Wir wissen nicht, ob es sich um eine Entführung handelt«, stellte Rebus klar.
    »Aber...«
    »Miss Dodds..., Bev...« Rebus blickte ihr fest in die Augen.
    »Ich muss Sie bitten, diese Unterhaltung vertraulich zu behandeln.«
    Als sie verständnisvoll nickte, wusste Rebus sofort, dass Bev auf der Stelle Steve Holly anrufen würde, sobald er und Tean sich verabschiedet hatten. Seinen Tee ließ er stehen.
    »Wir müssen jetzt los.« Jean verstand den Wink und stellte ihre Tasse auf die Spüle. »War nett bei Ihnen, vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Und danke, dass Sie das Armband gekauft haben. Schon die dritte Sache, die ich heute verkaufe.«
    Draußen auf der Straße fuhren zwei Autos an ihnen vorbei: Tagesausflügler auf dem Weg zum Wasserfall, vermutete Rebus. Auf dem Rückweg würden die Leute vermutlich einen Zwischenstopp in der Töpferei einlegen und sich den berühmten Sarg zeigen lassen, nahm er an. Und vielleicht sogar etwas kaufen.
    »Was denken Sie gerade?«, fragte Jean, als sie wieder neben ihm im Auto saß und ihr neues Armband betrachtete.
    »Ach, nichts Besonderes«, log Rebus. Er beschloss, durch das Dorf zu fahren, wo der Rover und der BMW inzwischen frisch poliert im spätnachmittäglichen Sonnenlicht standen. Vor Bev Dodds Häuschen hatte sich ein Ehepaar mit zwei Kindern eingefunden. Der Vater hielt eine Videokamera in der Hand. Und an der Hauptstraße musste Rebus vier oder fünf Autos die Vorfahrt einräumen, bevor er Richtung Meadowside abbiegen konnte, wo auf der Wiese drei Jungen einen Fußball hin- und herschoben. Gut möglich, dass auch die beiden dabei waren, die er bei seinem ersten Besuch gesehen hatte. Rebus hielt an, kurbelte das Fenster herunter und rief den Jungen etwas zu. Sie sahen zwar in seine Richtung, ließen sich aber in ihrem Spiel nicht beirren. Rebus bat Jean um einen Augenblick Geduld und stieg aus dem Wagen.
    »Hey, ihr da«, rief er den Jungen zu.
    »Wer sind Sie?« Der Frager war ein dürrer Junge mit vorstehenden Rippen, dessen dünne Arme in geballten Fäusten endeten. Er hatte kurz geschorenes Haar und blinzelte gegen das
    Licht: anderthalb Meter groß und nichts als Aggression und

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