Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
Dann starrte er wieder auf das Blatt. »Wissen Sie, was das Rätsel zu bedeuten hat?«
»Ja, Siobhan hat es aufgedröselt«, sagte Rebus. »Doch zum Lohn hat Quizmaster ihr gleich noch eine Aufgabe gestellt.«
Siobhan reichte Costello den Zettel mit dem zweiten Rätsel. »Klingt ja noch absurder als das erste«, sagte Costello. »Allerdings begreife ich nicht, was das alles mit Flip zu tun haben soll. Das ist doch überhaupt nicht ihre Art.« Er machte Anstalten, Siobhan den Zettel zurückzugeben.
»Und Flips übrige Freunde?«, fragte sie. »Gibt es unter denen vielleicht welche, die gerne spielen oder Rätsel lösen?«
Costello starrte sie an. »Wollen Sie damit etwa sagen, dass einer von denen...?«
»Ich möchte nur wissen, ob Flip einen Helfer gehabt hat.«
Costello dachte nach. »Ich wüsste nicht wen«, sagte er schließlich. »Kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen.« Siobhan nahm den Zettel wieder entgegen. »Und was hat es mit diesem Rätsel hier auf sich?«, fragte er. »Wissen Sie schon, was es bedeutet?«
Sie überflog den Text wohl zum vierzigsten Mal. »Nein«, gab sie dann zu, »bisher noch nicht.«
Hinterher nahm Siobhan Rebus mit zurück in die St. Leonard's Street. Zunächst fuhren die beiden schweigend dahin. Auf der Straße herrschte dichter Verkehr. Es schien fast so, als ob der abendliche Berufsverkehr von Woche zu Woche früher einsetzte.
»Na, was ist Ihr Eindruck?«, fragte Siobhan.
»Dass wir zu Fuß schneller gewesen wären.«
Mit einer solchen Antwort hatte sie schon gerechnet. »Die Puppen in den Kisten, mit denen Sie sich seit einigen Tagen beschäftigen, die haben irgendwie etwas Verspieltes, finden Sie nicht?«
»Verdammt merkwürdiges Spiel, wenn Sie mich fragen.«
»Allerdings auch nicht merkwürdiger als so ein abgedrehtes Quiz im Internet.«
Rebus nickte, sagte aber nichts.
»Ob es da eine Verbindung gibt?«, fragte Siobhan.
»Fragen Sie mich das, weil ich Ihrer Meinung nach immer gut für abstruse Assoziationen bin? Denkbar ist es jedenfalls.«
Diesmal war es an Siobhan zu nicken. »Allerdings nur, falls es zwischen allen Puppen eine Verbindung gibt.«
»Wir brauchen Zeit«, sagte Rebus. »Unterdessen könnten wir vielleicht noch ein paar Nachforschungen über Costello anstellen.«
»Auf mich hat er heute eigentlich ziemlich überzeugend gewirkt. Dieser Ausdruck auf seinem Gesicht, als er uns die Tür aufgemacht hat: Als ob er fürchterliche Angst gehabt hätte, dass es schlechte Nachrichten geben würde, oder?«
»Ach, dabei kann man doch so leicht was übersehen. Außerdem hatten wir, glaube ich, Hi Ho Silvers mit der Aufgabe betraut. Und der Kerl ist so faul, dass er bereits vor Stolz aus allen Nähten platzt, wenn er nur seinen Hintern von seinem Bürostuhl hoch kriegt.« Er sah sie von der Seite an. »Und was ist mit Ihnen?«
»Na ja, ich bemühe mich, wenigstens den Anschein zu erwecken, dass ich etwas tue.«
»Nein, das meine ich nicht. Ich wollte nur wissen, was Sie heute noch so vorhaben.«
»Ich glaube, ich fahr jetzt nach Hause, mach Schluss für heute.«
»Vorsicht. Hauptkommissarin Templer erwartet von uns, dass wir pro Schicht volle acht Stunden Dienst schieben.«
»Dann steht sie allerdings tief in meiner Schuld... in Ihrer wahrscheinlich ebenso. Oder können Sie sich erinnern, wann Sie die letzte normale Achtstundenschicht geschoben haben?«
»Im September 1986, glaube ich«, sagte Rebus und sah sie lächelnd an.
»Und wie geht's mit der Wohnung vorwärts?«
»Die Elektriker sind fast fertig. Als Nächstes sind die Maler dran.«
»Schon was Neues gefunden?«
Er schüttelte den Kopf. »Gibt Ihnen ganz schön zu denken, was?«
»Wieso denn? Wenn Sie Ihre Bude unbedingt verkaufen wollen, tun Sie es doch.«
Er sah sie tadelnd an. »Sie wissen genau, was ich meine.«
»Quizmaster?« Sie überlegte, was sie sagen sollte. »Das Ganze würde mir wahrscheinlich sogar Spaß machen...«
»Wenn?«
»Wenn ich nicht den Eindruck hätte, dass es ihm genauso viel Spaß macht.«
»Sie zu manipulieren?«
Siobhan nickte. »Und wenn der Typ das bei mir versucht, hat er es bei Philippa Balfour auch nicht anders gemacht.«
»Sie gehen also immer noch davon aus, dass Sie es mit einem ›er‹ zu tun haben«, sagte Rebus.
»Nur aus praktischen Gründen.« Dann klingelte ein Handy. »Meins«, sagte Siobhan, als Rebus in die Tasche langte. Sie hatte ihr Mobiltelefon neben der Stereoanlage in die Konsole geschoben. Sie drückte auf einen Knopf
Weitere Kostenlose Bücher