Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
gemeint.«
»Aber um Ihre Frage zu beantworten: Die einzige Person weit und breit, die mit Ellen Wylie ein Problem zu haben scheint, ist Ellen Wylie selbst.«
Sie hielt sich noch immer verlegen die Hand vor den Mund. »Sollten Sie vielleicht mal Gill Templer erzählen«, sagte sie schließlich.
»Natürlich: Gill hat da einen ziemlichen Mist gebaut. Aber deshalb bricht doch nicht die ganze Welt zusammen.« Sein Telefon fing an zu läuten. Er ging wieder zu seinem Schreibtisch. »Okay?«, fragte er und sah sie an. Als sie nickte, wandte er sich von ihr ab und nahm den Anruf entgegen: das Huntingtower Hotel. Man hatte den Sarg dort in einem Keller gefunden, in dem Fundsachen verwahrt wurden: ein paar dutzend Schirme, Brillen, Mäntel und Kameras aus mehreren Jahrzehnten.
»Unglaublich, was sich dort alles angesammelt hat«, sagte Mr. Ballantine. Doch Rebus' Interesse galt einzig dem Sarg.
»Könnten Sie ihn bitte per Express schicken - das Porto wird Ihnen natürlich von uns erstattet.«
Als Devlin schlurfenden Schrittes zurückkam, war Rebus schon wieder am Telefon und versuchte etwas über den Sarg in Dunfermline in Erfahrung zu bringen, doch diesmal war seinen Bemühungen kein Erfolg beschieden. Weder bei der Lokalzeitung noch bei der örtlichen Polizei konnte man ihm etwas über den Sarg sagen. Einige der Leute, mit denen er telefonierte, versprachen ihm zwar, sich für ihn umzuhören, allerdings setzte er nur wenig Hoffnung in diese Bemühungen. Schließlich waren seit damals fast dreißig Jahre vergangen - unwahrscheinlich, dass die Kiste mit der Puppe noch mal auftauchen würde. Am Schreibtisch nebenan klatschte Devlin leise in die Hände, als Wylie den Hörer wieder auf die Gabel legte. Sie sah zu Rebus hinüber.
»Hazel Gibbs' Autopsiebefund ist bereits unterwegs«, sagte sie. Rebus erwiderte ihren Blick, nickte dann langsam und sah sie lächelnd an. Wieder läutete das Telefon. Am anderen Ende meldete sich Siobhan.
»Ich werde mir David Costello notfalls alleine vorknöpfen«, sagte sie. »Falls Sie nichts unternehmen.«
»Ich war der Meinung, dass Sie mit Grant zusammenarbeiten.«
»Hauptkommissarin Templer hat ihn sich für ein paar Stunden unter den Nagel gerissen.«
»Ach, tatsächlich? Dann wird sie ihm vermutlich gerade Ihren Pressejob anbieten.«
»Ich habe nicht die Absicht, mich von Ihnen nerven zu lassen. Also kommen Sie jetzt mit oder nicht?« Costello war zu Hause. Als er ihnen die Tür aufmachte, blickte er sie verschreckt an. Siobhan konnte ihn einigermaßen mit der Auskunft beruhigen, dass sie keine schlechten Nachrichten für ihn hatten. Doch so ganz schien er ihr nicht zu glauben.
»Können wir hereinkommen, David?«, fragte Rebus. Costello hatte ihn bis dahin anscheinend noch gar nicht wahrgenommen und nickte bloß langsam. Nach Rebus' Eindruck trug er noch dieselben Kleider wie vor einigen Tagen, und auch im Wohnzimmer schien seither nicht mehr aufgeräumt worden zu sein. Außerdem hatte sich der junge Mann schon seit Tagen nicht mehr rasiert, was ihm offenbar peinlich war. Jedenfalls strich er sich immer wieder verlegen mit der Hand über die Bartstoppeln.
»Und - irgendwas Neues?«, fragte er und ließ sich auf den Futon fallen, während Rebus und Siobhan mitten im Raum stehen blieben.
»Nicht viel«, sagte Rebus.
»Aber über Einzelheiten können Sie natürlich nichts sagen.« Costello rutschte auf der Unterlage hin und her und versuchte eine bequeme Position zu finden.
»Eigentlich, David«, sagte Siobhan, »sind wir wegen ein paar Einzelheiten hier.« Sie reichte ihm ein Blatt Papier.
»Was ist das?«, fragte er.
»Es handelt sich um ein Rätsel aus einem Spiel - einem Spiel, an dem Flip unseres Wissens nach beteiligt war.«
Costello beugte sich vor und las noch einmal, was auf dem Blatt stand. »Was für ein Spiel?«
»Offenbar ist sie im Internet darauf gestoßen. Und die Leitung hat jemand, der sich Quizmaster nennt. Wenn man als Mitspieler ein Rätsel gelöst hat, kann man auf der nächsthöheren Stufe weitermachen. Die Stufe, die Flip zuletzt erreicht hatte, trägt die Bezeichnung Hellbank. Ob sie das entsprechende Rätsel gelöst hat, wissen wir nicht.«
»Flip?« Costello klang skeptisch.
»Haben Sie nie davon gehört?«
Er schüttelte den Kopf. »Mit mir hat sie darüber wenigstens nie gesprochen.« Er sah Rebus an, doch der blätterte gerade in einem Gedichtband, den er aus dem Regal genommen hatte.
»Hat sie sich denn überhaupt für Spiele
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