Puppenspiele
Decknamen unseres Mörders! Frankenstein! Rotwang! Du hast gesagt, dass dieser Rotwang in ›Metropolis‹ einen Maschinenmenschen gebaut hat. Einen künstlichen Menschen!«
Fassungslos starrte Anna Christian an: »Aber … Das ist doch hirnrissig. Wie sollte der Mörder davon erfahren haben? So was hängen die Leute nicht an die große Glocke.«
»Keine Ahnung! Karen glaubt, er könnte Arzt sein oder was Ähnliches. Fahr zurück! Ich muss mit Frau Jacob reden.«
Anna wendete den Wagen. Wenige Minuten später standen sie wieder vor der Haustür der verblüfften Frau Jacob.
»Haben Sie etwas vergessen?«
Als sie etwa eine Stunde später endlich auf der Autobahn Richtung Berlin waren, flirrten Christians Nerven, wie sie es immer taten, wenn er das Gefühl hatte, auf eine Spur gestoßen zu sein. Er nutzte Annas Freisprechanlage im Auto, damit Anna mithören konnte, und rief die Mutter von Sarah Kopper in Reutlingen an. Nach einer kurzen Vorrede fragte er sie unumwunden, ob ihre Tochter durch In-vitro-Fertilisation, also im Reagenzglas, erzeugt worden war. Frau Kopper verneinte die Frage entschieden und wunderte sich sehr darüber, dass erst gestern Frau Rahnberg aus Berlin bei ihr gewesen wäre, die ihr die gleiche Frage gestellt hatte. Christian fiel aus allen Wolken. Er bedankte sich bei Frau Kopper und legte auf.
»Das heißt, die Rahnberg hat die gleichen Schlüsse gezogen wie du. Allerdings weiß sie noch nichts von Jenny Jacob. Also kann sie nur drauf gekommen sein, weil ihre eigene Tochter …«
Christian unterbrach Annas Gedankengang unwirsch. Er war auf hundertachtzig: »Genau das werde ich sie fragen. Und wie sie dazu kommt, auf eigene Faust Leute zu befragen, ohne mich zu informieren!«
Zu Christians großem Ärger war Petra Rahnberg nicht zu erreichen. Weder zu Hause noch auf ihrem Handy. Er hinterließ ihr auf beiden Anrufbeantwortern den unmissverständlichen Befehl, ihn sofort zurückzurufen. Dann rief er die Festnetznummer von Sybille Weininger in München an. Eine Handynummer hatte er nicht bekommen. Christian war wenig überrascht, dass sich statt Sybille die Königinmutter Martha Weininger meldete, die wie immer wenig zugänglich war.
»Meine Tochter ist verreist. Ich weiß nicht, wann sie zurückkommt. Guten Tag.« Schon hatte Martha Weininger wieder aufgelegt.
»Was ist denn das für ein Besen?«, fragte Anna.
»Eine Emanze der schlimmsten Sorte«, erklärte Christian knapp. »Hat überhaupt keinen Zweck, dass ich sie nach irgendetwas frage. Aber ich kann mir verdammt gut vorstellen, dass Sybille Weininger ihre Tochter über künstliche Befruchtung bekommen hat. Sie sieht nicht aus, als ob sie jemals gevögelt hätte. Vermutlich hat die Männer hassende Mama ihr den Umgang mit uns Schweinen verboten.«
»Manchmal redest du wie ein richtiges Chauvi-Arschloch.«
»Ich bin wohl eins. Und jetzt tu mir einen Gefallen und rede mit Frau Lacour.«
»Mach doch selber, Chauvi!«
»Dein Chauvi kann kein Französisch, wie du weißt. Also sei ein liebes Frauchen!«
Leider war auch Frau Lacour nicht direkt zu erreichen. Sie befand sich in einer wichtigen Präsentation, die den ganzen Tag dauern konnte, und die störrische Assistentin weigerte sich, ihre Chefin da rauszuholen. Erst als Anna sagte, dass es um den Tod von Madame Lacours Tochter ging, lenkte sie ein. Wenige Minuten später war Frau Lacour am Apparat. Anna stellte sich als Mitarbeiterin von Christian Beyer vor, die ihm dolmetschte. Frau Lacour war kurz angebunden, sie wollte schnörkellos wissen, worum es ging. Ob der Mörder gefasst wäre? Anna verneinte und bat um Entschuldigung, wenn sie aufgrund von Frau Lacours Zeitknappheit gewissermaßen mit der Tür ins Haus falle: Ob Sandrine in-vitro gezeugt worden sei?
Frau Lacour stutzte kurz und fragte dann irritiert, ob Frau Rahnberg Kommissar Beyer noch nicht erreicht hätte. Er würde alle Details von ihr erfahren, so hätten es die Mütter untereinander abgesprochen. Dann legte auch sie auf.
Als Anna Christian den Inhalt ihrer Konversation übersetzte, begann er zu toben: »Was heißt hier, die Mütter haben das abgesprochen? Wo sind wir denn hier? Wenn ich die in die Finger kriege …«
Mitten in Christians Tobsuchtsanfall klingelte sein Telefon. Es war Volker: »Chris, du musst sofort zurück nach Berlin kommen! Wir haben unseren Killer identifiziert! Er heißt Niklas Schmitt.«
»Ich bin schon unterwegs. Habt ihr ihn?«
»Nein, aber die Großfahndung ist raus. Er wurde
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