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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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besten Hacker Deutschlands gilt.«
    Christian verstand Daniels vorsichtigen Blick und die vage Formulierung »aus sicherer Quelle«. Es war nur ihm, seinem Team und einem hochrangigen Beamten beim BKA bekannt, dass Daniel sich vor wenigen Jahren selbst als Hacker betätigt hatte und deswegen mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war. Er und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten waren legendär in der Szene. Bis er erwischt wurde. Christian hatte ihn damals im Rahmen eines Deals vor einer Anklage bewahrt. Seitdem war Daniel als Rechercheur bei der Soko Bund angestellt.
    »Und dieser Engländer? Parkinson?«
    »Den fand seine Putzfrau gestern in seiner Wohnung in London. Erschossen.«
    »Gibt es einen Zusammenhang zu Niklas Schmitt?«
    »Hat Pinocchio hölzerne Eier? Vor ’ner halben Stunde habe ich eine SMS von Volker bekommen. Sowohl in diesem Kinderheim in Essen als auch bei den Schmitts in Gelsenkirchen tauchte vor ein paar Tagen der angebliche Herr Rodenberg auf und stellte die gleichen Fragen, die Volker heute gestellt hat.«
    »Und Frankfurt?«
    »Ich hab die Info gleich an Herd weitergegeben. Rafael Jürgens hat’s Maul nicht aufgemacht. Null, kein Wort. Aber in seiner Besucherliste war am dreißigsten August ein Joachim Rodenberg aus Stuttgart eingetragen. Der laut meiner Nachforschung nicht existiert.«
    Christian überlegte: »Ohne Ausweis kommt er nicht rein. Wenn du sagst, dass kein Joachim Rodenberg in Stuttgart existiert, hat er falsche Papiere. Ein Profi vermutlich.«
    »Und was für einer!«, warf Daniel ein. »Joachim Rodenberg flog am einunddreißigsten August von Köln nach London und in der gleichen Nacht wieder zurück. Zufall? Parkinsons Leiche hatte übrigens nicht nur ein Loch im Kopf, sondern auch in der Hand. Von einem Messer. Außerdem fehlten ihm zwei Finger. Sieht ganz so aus, als hätte ihn jemand rigoros interviewt.«
    Es war Striebeck nicht ganz geheuer, wie schnell und dass überhaupt Daniel Meier-Grüne an diese Informationen gekommen war. Er hatte Respekt vor Christian und seiner Truppe, schätzte jedoch keineswegs illegale Methoden der Informationsbeschaffung. Natürlich wusste er, dass Christian vor einigen Jahren wegen Zurückhaltung und Manipulation von Beweismitteln suspendiert worden war. Und er hoffte sehr, dass Christian es in diesem Fall nicht wagte, vor dem Staatsanwalt mit zweifelhaftem Material aufzulaufen. Andererseits sprach die Erfolgsquote der Soko Bund für deren kreative Methoden. Striebeck beschloss, nicht nachzufragen. Vielleicht wurde er langsam zu alt für diesen Job.
    Christian schien äußerst zufrieden mit den rasanten Fortschritten. »Bleibt die Frage, wer dieser Rodenberg ist. Und warum er nach Schmitt sucht.«
    »Und ob er seine eigenen Interessen vertritt oder in einem Auftrag handelt«, fügte Striebeck hinzu.
    »Ganz genau«, bestätigte Christian nachdenklich. »Fest steht jedenfalls, dass er erheblich mehr Informationen über Niklas Schmitt hatte als wir. Ich würde wirklich gerne wissen woher.« Er sah auf die Uhr. »Anna wartet im Hotel. Wir wollen zu Petra Rahnberg fahren. Am besten, ihr kommt beide mit. Auf dem Weg erzähle ich euch eine kleine Geschichte von Haltern am See und von künstlicher Befruchtung.«
     
    Petra Rahnberg, Sybille Weininger und Jochen Kratz waren erst vor wenigen Minuten in Petras Wohnung angekommen.
    Petra war im Bad, um sich die Reise von der Haut zu spülen. Sybille saß im Wohnzimmer und sah sich interessiert um. Als es klingelte, nahm Jochen Kratz die neuen Gäste in Empfang und bot Weißwein an, als sei er der Hausherr. Christian ärgerte sich ein wenig über die anmaßende Selbstverständlichkeit des Journalisten, ließ sich jedoch nichts anmerken. Er war erstaunt, um wie viel präsenter Sybille Weininger auftrat. Sie wirkte zwar müde, aber nichtsdestotrotz auf eine körperliche Art anwesend, die ihr in München vollkommen gefehlt hatte. Als Petra das Wohnzimmer betrat, stellte Christian sie Anna und Daniel vor. Die beiden Frauen reichten sich mit betont freundlicher Aufmerksamkeit die Hand.
    Als alle saßen und mit Getränken versorgt waren, sagte Christian knapp: »Ich erspare mir die Gardinenpredigt.« Genau das fiel ihm besonders schwer. Nur zu gerne hätte er losgebrüllt und seinem auf der langen Autofahrt angestauten Ärger Luft gemacht. Er war immer noch stinkwütend auf Petra. Hinter einem Mörder her zu sein, bedeutete, immer hinterher zu sein. Selten, im Grunde fast nie kam es vor, dass er seiner

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