Puppenspiele
über das Phantombild in den Zeitungen eindeutig identifiziert. Ich habe mit einem Professor ge sprochen, gerade erst vor einer Stunde. Daniel … Chris, ich habe keine Zeit, ich muss nach Essen. Herd fliegt gerade nach Frankfurt. Wir sehen uns, wenn alles klappt, heute Abend in Berlin, dann erfährst du Näheres.« Volker legte auf.
Christian sah verblüfft auf sein Handy. Das war nach Martha Weininger und Madame Lacour schon der Dritte heute, der mitten im Gespräch auflegte. Allerdings hatte Volker wenigstens gute Nachrichten gehabt. Christian wollte Anna die Neuigkeiten gerade zusammenfassen, als sein Handy erneut klingelte. Diesmal war es Petra Rahnberg. Christian begann sofort, sie wüst zu beschimpfen, doch sie unterbrach ihn selbstbewusst: »Wir sind auf dem Weg zurück nach Berlin. Wo sind Sie?«
»Auch unterwegs nach Berlin. Was heißt ›wir‹?«
»Sybille Weininger, Jochen Kratz und ich.«
»Waaas? Sie haben auf ihre schwachsinnige Exkursion auch noch die Journaille mitgeschleppt? Sind Sie vollkommen verrückt geworden?«
»Halten Sie die Luft an, Christian. Wie wenig schwachsinnig diese Exkursion war, werden Sie bald begreifen. Ich schlage vor, wir treffen uns alle heute Abend gegen acht Uhr in meiner Wohnung. Schaffen Sie das?«
»Wir sind schon früher da. Sagen Sie mir nur eins, und zwar jetzt sofort, wenn ich bitten darf und nicht erst um acht: Sind all Ihre Töchter durch künstliche Befruchtung gezeugt worden? Geht es darum?«
Am anderen Ende der Leitung wurde es kurz still.
»Ja«, sagte Petra Rahnberg und legte auf.
Berlin.
Anna gab soweit es möglich war Vollgas, sodass sie schon kurz vor siebzehn Uhr in Berlin eintrafen. Sie unterbot deutlich die vom Navi errechnete Fahrzeit von fünf Stunden vierunddreißig. Bevor sie ins Hotel fuhr, um sich frisch zu machen, setzte sie Christian am Polizeipräsidium ab. Zu dessen großer Freude saß Daniel bei Striebeck im Büro. Auch er war gerade erst in Berlin eingetroffen.
»Hallo, Chefe, ich dachte, ich laufe mal hier auf, weil die Sache inzwischen so komplex ist, dass du am Telefon vielleicht nicht raffst, was ich dir zu erzählen habe.«
»Danke für dein Vertrauen.«
»Ich bin auch gespannt auf ein paar Erläuterungen«, merkte Striebeck an. »Seit heute Morgen ist hier die Hölle los. Auf die Veröffentlichung des Phantombilds in der Zeitung hat sich gegen neun Uhr unter vielen anderen ein Professor Rounard gemeldet. Er ist Leiter der medizinischen Fakultät in Genf und weilt in Berlin wegen eines internationalen Ärztekongresses.«
»Ein renommierter Chirurg und integrer Mensch, sagt Karen. Sie hat ihn mal getroffen«, fügte Daniel hinzu.
Striebeck fuhr fort: »Er hat unseren Mann als einen seiner früheren Studenten identifiziert. Niklas Schmitt hat von 2002 bis 2007 in Genf Medizin studiert. Seitdem hat Rounard nichts von ihm gehört noch gesehen. Bis am sechsundzwanzigsten August ein Herr Rodenberg bei ihm auftauchte, angeblich im Auftrag eines Frankfurter Notars namens Wittelsbach, und sich eingehend nach Schmitt erkundigte.«
»Es gibt in Frankfurt keinen Notar namens Wittelsbach. Wir können davon ausgehen, dass auch Rodenberg ein falscher Name ist.« Daniel und Striebeck ergänzten sich schon wie ein altes Ehepaar.
»Was treibt Volker in Essen?«, wollte Christian wissen.
Daniel blickte auf seinen Laptop, der wie immer auf seinem Schoß stand, als sei er dort festgetackert: »Niklas Schmitt wurde am achtzehnten April 1982 in Hamm geboren und zur Adoption freigegeben. Seine Mutter hieß Beatrix Kowalski. Sie hat sich vor gut zwei Jahren das Leben genommen. Edmund und Ruth Schmitt aus Gelsenkirchen haben das Baby adoptiert und Niklas getauft. Nach sieben Jahren hatten sie die Nase voll von dem Racker und gaben ihn ins St.-Annen-Heim in Essen. Volker hat Termine mit den Schmitts in Gelsenkirchen und mit dem Heimleiter in Essen, Rainer Carstens, gemacht. Er will versuchen, noch weitere Fotos von Schmitt zu bekommen. Das Passfoto haben wir ja nun.«
»Und Herd ist in Frankfurt?«
Striebeck übernahm: »Professor Rounard erzählte uns, dass dieser angebliche Rodenberg sich auch nach Freunden von Niklas Schmitt erkundigt hat, die damals ebenfalls in Genf studierten: Anthony Parkinson aus London und ein Deutscher namens Rafael Jürgens.«
Daniel sah leicht unbehaglich zu Striebeck und wandte sich an Christian: »Jürgens sitzt in Frankfurt ein. Wegen Datenklau und Erpressung. Aus sicherer Quelle weiß ich, dass er als einer der
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