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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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verdrehte die Augen, während Frau Lämmers die drei Stufen zu dem überdachten Vorbau hinaufstieg und die marode Eingangstür aufschloss.
    Zu dritt drängten sie sich in einen schmalen Flur. Die Holzdielen des Fußbodens waren morsch, und überhaupt war das Haus in einem katastrophalen Zustand. An den Wänden klebte Schimmel, und aus dem feuchten Mauerwerk stieg ein muffiger Geruch.
    »Man kann ein Schmuckstück daraus machen«, versicherte Frau Lämmers und fügte aufmunternd hinzu: »Mit dem Kaufpreis werde ich Ihnen selbstverständlich entgegenkommen.«
    Michael winkte dankend ab. Dieses Haus würde er nicht einmal geschenkt nehmen. Doch Frau Lämmers ließ sich nicht irritieren und bat darum, einen Blick in den Raum links vom Flur zu werfen. Michael und Lisa steckten die Köpfe durch den Türrahmen. Das sei früher die Küche gewesen, erklärte die Maklerin. Sie war winzig und vollkommen leer. So wie auch das Wohnzimmer, abgesehen von einem dunkelgrünen Kachelofen mit Sitzbank, den Lisa in den höchsten Tönen bewunderte. Dabei war es nur ein ganz gewöhnlicher dunkelgrüner Kachelofen.

    Michael hatte nun genug von dieser blödsinnigen Hausbesichtigung, denn im Büro wartete viel Arbeit auf ihn. Er wollte gehen, und zwar sofort.
    Doch die Maklerin fragte charmant: »Sollten wir uns nicht noch die obere Etage anschauen?«
    »Gerne«, antwortete Lisa schnell. Und bevor Michael sich wehren konnte, zog sie ihn auch schon die Treppe hinauf. Unter jedem Schritt gaben die Stufen ein bedenkliches Knarren von sich. So bedenklich, dass Michael nicht sicher war, ob die Treppe drei Personen aushielt.
    In den oberen Räumen gab es nichts weiter zu sehen. Bis auf eine Blümchentapete aus den Siebzigerjahren, die in Fetzen von den Wänden hing, und einen museumsreifen Badeofen.
    Lisa schlug vor, auch den Dachboden zu besichtigen, woraufhin Michael endgültig protestierte.
    »Nun tun Sie Ihrer Frau doch den Gefallen«, sagte Frau Lämmers.
    Also stieg er über eine Art Hühnerleiter mit Lisa auch noch auf den Dachboden hinauf.
    Hier oben lag allerlei Gerümpel herum, als hätte man beim Ausräumen des Hauses den Dachboden vergessen. Unter einem schmutzigen Fenster, durch das sich das Sonnenlicht quälte, stand eine alte Nähmaschine. Darauf ein Nähkorb, in dem noch Garn, Nadeln und Stoffreste waren. Und daneben lagen zwei abgewetzte Koffer, die bestimmt lange Reisen hinter sich hatten.
    Einer davon war mit einer Sonne bemalt. Sein Verschluss schien kaputt zu sein, zumindest fiel Michael auf,
dass ein Stück des Metallteils herausgebrochen war. Deshalb machte er ihn auf. Ein rosafarbenes Kleidchen lag darin, so klein, dass es wohl einer Puppe gehörte. Er klappte den Koffer wieder zu. Weiter hinten stieß er auf eine alte Truhe aus dunklem Holz. Soweit er es im Halbdunkel erkennen konnte, war sie mit aufwendigen Schnitzereien versehen. Neugierig wie er war, versuchte er, sie zu öffnen. Doch die Truhe war verschlossen.
    »Lass uns gehen«, sagte Lisa. »Ich denke, wir haben jetzt alles gesehen.«
    Als sie durch den Garten zurück zu den Autos gingen, fiel der Maklerin ein, woher sie Michael kannte. »Firma MediCare, nicht wahr? Sind Sie nicht der Sohn von Rudolf Westphal?«
    Kaum hatte er das durch ein Kopfnicken bestätigt, sprudelte es aus der Dame nur so heraus: »Wenn Sie ein idyllisches Haus in Waldrandlage suchen, Herr Westphal, kann ich Ihnen natürlich ganz andere Objekte anbieten. Dieses hier kann doch unmöglich Ihren Vorstellungen entsprechen. Ich bitte Sie! Da habe ich Häuser, die Ihren Ansprüchen wesentlich gerechter werden. Diesbezüglich sollten wir unbedingt einen Termin vereinbaren …«
    »Könnten wir das Haus noch einmal alleine besichtigen?«, unterbrach Lisa ihren Redeschwall.
    »Dieses hier?« Sichtbares Unverständnis zeichnete sich in Frau Lämmers’ Gesicht ab, doch sie lächelte und sagte: »Gerne! Wenn Sie unbedingt möchten, können Sie den Schlüssel jederzeit bei mir im Büro abholen. Oder wissen Sie was? Nehmen Sie ihn doch gleich mit. Für das
Haus hat sich noch nie jemand interessiert. Ziemlich unwahrscheinlich, dass in den nächsten Tagen einer danach fragt.« Sie gab Lisa den Schlüssel. »Bringen Sie ihn mir einfach irgendwann zurück. Und bis dahin mache ich Ihnen eine Mappe fertig mit den idyllischsten Häusern, die Sie je gesehen haben. Sie werden begeistert sein, das garantiere ich Ihnen.«
    Dann verabschiedete sie sich, stieg winkend in ihren BMW und rauschte davon.

    »Was hatte

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