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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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diese Hausbesichtigung zu bedeuten?«, fragte Michael ärgerlich. »Du denkst doch nicht ernsthaft darüber nach, dieses Haus zu kaufen, oder?«
    Lisa schüttelte schweigend den Kopf.
    Er sah sie an. »Warum in aller Welt mussten wir es dann besichtigen?«
    Sie war leichenblass, das war ihm bisher gar nicht aufgefallen.
    »Ist dir nicht gut?«, fragte er erschrocken.
    »Nein, es ist alles in Ordnung«, erwiderte sie. »Es tut mir leid, dass ich dich deswegen aus dem Büro geholt habe. Aber ich wollte einfach, dass wir beide gemeinsam dieses Haus anschauen.«
    Er nahm sie zärtlich in den Arm. »Es wäre dir also lieber, wir würden uns ein eigenes Haus suchen, nicht wahr?«
    »Nein, nicht unbedingt …«, wehrte sie ab.
    Doch er hatte verstanden. Sie wollte in Zukunft nicht auf dem Anwesen seiner Eltern, sondern in einem eigenen
Haus leben. Er selbst hielt das inzwischen auch für die beste Lösung.
    »Wenn du möchtest, werden wir uns nach der Hochzeit ein paar geeignete Objekte ansehen«, versprach er ihr. »Aber etwas Schönes. Nicht so ein einsames, verfallenes Hexenhaus wie dieses.«
    Sie legte den Kopf an seine Schulter und sagte leise: »Du hast recht. Dieses Haus wäre nicht der richtige Ort für uns. Aber ein Hexenhaus ist es nicht. Es ist ein Geisterhaus. Hast du das nicht gespürt?«

12
    Nach einer letzten kurzen Schleife in der Luft setzte das Flugzeug endlich zur Landung an. Erleichtert atmete Michael auf. Es war natürlich faszinierend, dieses grüne Paradies inmitten des azurblauen Ozeans aus der Luft zu bestaunen, doch er konnte es nicht mehr erwarten, Lisa zu sehen. Nach zwei Tagen ohne sie war er schon fast krank vor Sehnsucht. Deshalb zählte jede Minute. Er sah auf seine Armbanduhr, die bereits Ortszeit anzeigte. Es war siebzehn Uhr zehn. Die Maschine landete pünktlich. Sein Herz klopfte vor Aufregung.
    »Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen in der Dominikanischen Republik …«
    Die Stewardess meldete achtundzwanzig Grad im Schatten und strahlenden Sonnenschein. Genau das richtige Wetter zum Heiraten, dachte Michael, während er sich aus dem Gurt befreite.

    Bevor er aufstand, kontrollierte er noch schnell, ob das Kästchen mit den Ringen in der Laptoptasche lag. Die Ringe hatte er beim Juwelier Hofstetter bestellt und gestern erst abgeholt. Sie sollten eine Überraschung für Lisa sein.
    Beim Verlassen der Maschine hatte er es dann so eilig, dass die zwei freundlichen Stewardessen, denen er von seiner bevorstehenden Hochzeit erzählt hatte, kaum dazu kamen, ihm viel Glück zu wünschen. Aber er wollte jetzt nur noch zu Lisa. Achtundvierzig Stunden war er von ihr getrennt gewesen. Ganze zweitausendachthundertachtzig Minuten! Das war für einen schwer liebeskranken Menschen vollkommen unzumutbar!
    Leider interessierte das den Beamten an der Passkontrolle wenig. Er ließ sich Zeit und war trotz langer Menschenschlange vor seinem Schalter um ein stressfreies Arbeitsklima bemüht.
    Auch an der Gepäckausgabe ging es nicht sehr viel schneller. Unzählige Koffer liefen auf dem Band an Michael vorbei und drehten immer wieder die Runde, als hätten sie keinen Besitzer. Nur seiner war nirgendwo zu sehen.
    Ein untersetzter Mann drängelte sich vor und zerrte kurzatmig eine riesige Reisetasche vom Band. Dabei rann ihm der Schweiß die Schläfen herunter.
    »Heiß hier, was?«, grinste er Michael an, während er auf ein weiteres Gepäckstück wartete. Er roch, als wäre im Flugzeug die Klimaanlage ausgefallen, weshalb Michael einen großen Schritt zurückging und dabei einer Dame auf den Fuß trat.

    »Aua«, schrie die laut auf.
    Er drehte sich um und entschuldigte sich höflich, als gerade sein Koffer an ihm vorbeiglitt. In letzter Sekunde stürzte er sich auf ihn, rempelte beinah den kugelrunden Mann um, zog mit einem kräftigen Ruck seinen Koffer vom Band und lief wie ein liebestoller Teenager dem Ausgang entgegen.
    Als sich die Tür vor ihm öffnete und er Lisa dort stehen sah, überkam ihn ein unendliches Glücksgefühl. Sie trug das kurze, rote Kleid mit den schmalen Trägern, das sie am letzten Abend bei Margerita getragen hatte, dazu weiße, geschnürte Leinenschuhe, und in den offenen Haaren steckte eine riesige Sonnenbrille. Er fand sie unglaublich süß und schloss sie fest in die Arme.
    »Du hast mir gefehlt«, flüsterte er.
    »Du mir auch«, hauchte sie.
    Daraufhin küsste er ihren verführerisch roten Mund. Als sie seine Küsse zärtlich erwiderte, fühlte er sich

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