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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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dabei. Doch das war nun nicht mehr zu ändern.
    Sie stellten sich vor Pater Domenico im Sand auf. Margerita an der Seite von Michael und Julio neben Lisa. Lisa überreichte dem Pfarrer das Ehefähigkeitszeugnis. Der sah es sich an, gab es an den Übersetzer weiter, schlug seine Bibel auf und begann mit seiner Rede. Die dauerte allerdings keine fünf Minuten, und Pietro schien sie für so unbedeutend zu halten, dass er kein einziges Wort davon übersetzte.
    Erst als Pater Domenico die entscheidende Frage stellte, legte er los. Die Ringe wurden getauscht, Michael küsste die Braut, die Eheschließung wurde auf der Eheurkunde durch Unterschrift bestätigt. Dann war alles zu Ende.
    Ein bisschen romantischer hätte Michael sich das vorgestellt, zumal die verträumte Bucht, der unendliche karibische
Sternenhimmel und die brennenden Fackeln im Sand eine wunderbare Kulisse waren.
    Doch kaum hatte er sich’s versehen, waren der barfüßige Pater Domenico und der zahnlose Pietro schon wieder davongetuckert. Enttäuscht ging er mit Lisa und den Trauzeugen zum Jeep zurück, um in Margeritas Lokal zu fahren. Für das Essen nach der Trauung hätte Michael gern ein anderes Restaurant gewählt, aber Margerita hatte darauf bestanden. Er versuchte, es gelassen zu nehmen. Hauptsache glücklich, dachte er.
    Sie stiegen in den Jeep ein. Lisa und Michael hinten, wie es sich für das Brautpaar gehörte, Margerita auf dem Beifahrersitz und Julio am Steuer.
    Michael protestierte. Der Junge hatte gar keinen Führerschein. Aber Margerita beruhigte ihn. Bis zum Lokal sei es nicht weit, und tatsächlich hörten sie in der Ferne schon die Musik.
    Je näher sie kamen, desto lauter wurde sie. Und klang anders als die sonstige allabendliche Unterhaltung. Auch die Beleuchtung war bunter, und als Michael die vielen Lampions und Girlanden sah, wurde ihm schlagartig bewusst, dass eine echte karibische Hochzeitsfeier auf ihn wartete.
    Margerita hatte einen wahnsinnigen Aufwand betrieben. Alle Tische des Lokals waren am Strand zu einer langen, fein gedeckten Tafel zusammengestellt, auf der Bühne spielte eine richtige Band, und hübsche Mädchen in kurzen Röcken tanzten zu den heißen karibischen Rhythmen. Statt Flavio stand ein Koch mit weißer Mütze am Grill, ein Barkeeper mixte die Cocktails, und unzählige
Menschen, die Michael nicht kannte, jubelten ihm zu, als er mit Lisa aus dem Jeep stieg. Sie klatschten und gratulierten ihnen, beschenkten sie mit Blumen und Glücksbringern, Schnapsflaschen und Gebäck.
    Sogar Herr Yoshitoki, der Japaner, war gekommen, um seine Glückwünsche auszusprechen - in perfektem Englisch übrigens. Leider blieb er nicht lange, sodass Michael nicht nachfragen konnte, ob er einen neuen netten Nachbarn gefunden hatte, mit dem er sich nun das Bad teilte.
    Der Abend jedenfalls wurde zu einem rauschenden Fest mit exotischem Essen, bunten Getränken und wilden Tanzeinlagen. Eine der Tänzerinnen brachte Michael das Salsa-Tanzen bei, und heute Abend stellte er sich gar nicht so dumm an. Es schien reine Übungssache zu sein, richtig mit den Hüften zu schwingen.
    Um Mitternacht mussten Lisa und Michael die vielen Blumen und Glücksbringer in ein kleines, extra dafür gebautes Boot legen, das, mit einer Laterne beleuchtet, aufs Meer hinausgeschickt wurde. So wie das Boot sollten auch die Brautleute in Zukunft alle Klippen umschiffen. Der Wind trug es fort, und in der Ferne leuchtete es wie ein Glühwürmchen, so lange, bis die Sonne aufging und nichts mehr davon zu sehen war. Erst dann war auch die Party vorbei.

    Am Tag vor dem Rückflug saß Michael nachmittags auf der Veranda und arbeitete an seinem Roman, als er plötzlich ein Auto auf das Grundstück fahren hörte.

    War Lisa schon zurück? Sie wollte mit Flavio tauchen gehen und eigentlich nicht vor sechs Uhr da sein. Er sah auf seine Armbanduhr. Es war noch nicht einmal vier.
    Er stand auf und ging um das Haus herum. Auf dem Rondell parkte ein Cabriolet, ein silberner Sportflitzer, dem ein Typ im knallbunten Hawaiihemd und olivgrüner Bermudahose entstieg. Er stellte sich als James Perlman vor. Er war der Besitzer des Hauses.
    »Bin rein zufällig da«, sagte der Amerikaner, »und dachte, ich schau mal vorbei. Gefällt’s euch hier?« Er grinste, während Michael ihm versicherte, dass es wirklich sehr schön sei.
    »Willst du die Hütte kaufen?«, fragte James Perlman frei heraus. »Ich lebe ja jetzt drüben in Florida. Deshalb steht das Haus immer leer. Ist doch schade,

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