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Purgatorio

Purgatorio

Titel: Purgatorio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tomás Eloy Martínez
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unmodellierten, wie dickbauchige Flaschen aufgequollenen Beine unter einem langen Rock verbarg, und dem Militärbischof. Da Emilia die ältere Tochter und eben von den Flitterwochen zurück war, geruhte Dr.Dupuy, sie einzuladen, verlangte aber, dass sie und ihr Mann von politischen Kommentaren Abstand nähmen. Die Auflage war Simón unangenehm, er hatte keine Lust hinzugehen. Vor dem Haus standen eine Reihe Autos und ein Trupp Soldaten in Arbeitsuniform.
    Es war eine laue Nacht Mitte Mai, und der Präsident, dem die Zeitungen asketische Gepflogenheiten nachsagten, wirkte frohlockend, beinahe triumphierend. Er begrüßte Emilia mit einem lustlosen Kuss auf die Wange und reichte Simón die Hand, ohne ihn anzuschauen, während er die Erfolge des Tages kommentierte. Beim Sprechen betonte er jede Silbe, als traute er der Intelligenz seiner Zuhörer nicht. Ab und zu beobachtete er heimlich Dr.Dupuy, der zustimmend nickte. Außer auf Fotos aus den dreißiger Jahren hatte Emilia noch nie einen Mann mit so an den Kopf gepappten Haaren gesehen. Der Bischof kokettierte mit Simón. Er erläuterte ihm die Bedeutung der Muster auf dem goldenen Messgewand, das er bei der Fronleichnamsprozession erstmals tragen würde, während seine Finger mit dem Kruzifix auf seiner Brust spielten. Seine schrille Vogelstimme fiel auf, und er verstummte erst, als der Präsident zu erzählen begann, in knapp zwei Monaten habe die Regierung die Inflation um mehr als zwanzig Prozent eingedämmt.
    Die Anpassungspolitik beginnt Wirkung zu zeitigen, erklärte er schulmeisterlich. Wir haben die Gehälter beibehalten, und die Gewerkschaftsproteste sind verstummt.
    Endlich, meldete sich seine Gattin zu Wort. Die Aufwiegler, das waren ja alles Trunkenbolde. Kaum bekamen sie den Zweiwochenlohn, haben sie ihn bis auf den letzten Centavo gleich in den Kneipen versoffen. Jetzt lernen sie Anstand.
    Gelobt sei der Herr, sagte der Bischof.
    Der Champagner brachte das Gespräch auf Themen, die den Damen eher zusagten. Alle, Emilia eingeschlossen, benutzten das Parfüm Madame Rochas, als wäre es ein Erkennungsmerkmal. Chela und ihre Mutter stritten darüber, ob Lancôme-Cremes besser seien als die von Revlon. Die Präsidentengattin schlichtete den Streit.
    Für mich Lancôme, sagte sie. Seit ich sie zum ersten Mal benutzt habe, würde ich sie gegen nichts mehr tauschen.
    Wozu denn Cremes, bemerkte der Bischof. Sie haben doch alle eine wundervolle Haut.
    Ethel, die Mutter, lächelte geschmeichelt.
    Da sieht man, wie sehr Monsignore allein auf geistliche Fragen konzentriert ist. Wir Frauen sind ständig von dem bisschen Schönheit abhängig, das Gott uns zu geben geruht hat.
    Freundinnen, die gerade durch Europa reisen, haben mir erzählt, dass es da ein paar phantastische Cremes gibt, von denen wir keine Ahnung haben, sagte Chela.
    Die werden schon kommen. Alles zu seiner Zeit, Mädchen, sagte der Präsident. Argentinien war ein weltabgeschiedenes Land. Jetzt werden wir den Importen Tür und Tor öffnen, damit unsere Produkte in Konkurrenz zu treten lernen.
    Trotzdem würde ich gern nach Europa reisen, beharrte Chela.
    Wer nicht, seufzte die Präsidentengattin. Mein Traum ist es, den Heiligen Vater kennenzulernen, der jeden Tag mehr Pius XII . gleicht. Er hat so sanfte, aristokratische Manieren und ist zugleich von solcher Charakterfestigkeit.
    Der Bischof legte die Handflächen aneinander und senkte den Blick.
    Die ihn lieben, enttäuscht der Herr nie. Dieser Traum wird sich erfüllen, bevor Sie es glauben, Señora. Die Formalitäten für den Besuch sind schon weit gediehen.
    Ich bete jede Nacht, Gott möge dem Papst seine jetzige Gesundheit erhalten. Sobald wir mit den Extremisten fertig sind, werden wir als Erstes nach Rom fahren, um uns zu bedanken. Aber im Moment können wir uns noch nicht wegrühren. Das Haus will bestellt sein.
    Das Abendessen war aufgetragen, und am Kopfende segnete der Bischof die Tafel. Er bat um einen raschen Sieg der vaterländischen Soldaten und rezitierte, den Präsidenten mit einem seligen Blick fast streichelnd: »Durch mich und den Arm unseres Kommandanten segnet Unser Herr Jesus Christus diesen Prozess nationaler Läuterung, der es uns erlaubt, in Frieden zu speisen.«
    Amen, sagte der Präsident. Er hob sein unberührtes Champagnerglas. Alle taten es ihm gleich. Auf den Frieden.
    Eine Weile sprach niemand. Die Präsidentengattin lobte das Spargelsoufflé und die Seespinne, die Dr.Dupuy an diesem Tag eigens von Feuerland hatte

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