Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
Vom Netzwerk:
Frauen mit den krausen Haaren auf den Markt getrieben wurden, wo sie mit viel Getöse angepriesen und verkauft werden sollten, lief sie rasch zurück ins Haus. Nichts sollte sie an die Schrecken von damals erinnern!
    Zu Füßen ihres Turmes, der in der Nähe des Hafens lag, befanden sich die Werkstätten der Seiler, die Netze und Taue für die Fischerei und die Schifffahrt herstellten, sowie die Wohnstätten der Zimmerleute und Schiffsbauer. Sie blickte auf windgeschützte, schattige Plätze mit Palmen und in Innenhöfe, in deren Mitte Aprikosen- und Zitronenbäume gediehen. Daneben befanden sich Lagerhäuser und Herbergen. Kurzum: Es gab alles in der Stadt, was zu einem guten Leben notwendig war.
    Mirijam beobachtete dort unten junge Mädchen und Frauen, wie sie kichernd zu dritt oder viert die Gasse entlangflanierten. Sie bewegten sich, als hätten sie keine Eile, und einige von ihnen schwatzten so laut, dass sie ihre Stimmen bis hierherauf hören konnte. Wie sie sie beneidete.
    Wie schön wäre es, ebenfalls jemanden zur Seite zu haben, mit dem sie Kummer und Freuden teilen und über ihr Unwohlsein und ihre Verwirrtheit sprechen könnte. Aber das blieb wohl Wunschdenken, für sie gab es niemanden, der wirklich zu ihr gehörte, niemanden als den guten, alten Abu.
    Natürlich liebte sie ihn, und ihr Vertrauen zu ihm war grenzenlos, aber reden, über Gefühle sprechen, das konnte sie mit ihm nicht. Was hätte sie ihm auch erzählen sollen? Eine Mutter oder eine Freundin würde ohne Worte wissen, dass es ihr grundlos schlecht ging. Der Abu hingegen war es gewohnt, für alles eine Ursache zu suchen, er würde nachforschen, ob sie krank sei, würde Hals und Ohren untersuchen, würde sie ausfragen und nach logischen Erklärungen suchen … Ihren wirklichen Kummer könnte er niemals verstehen! Wie denn auch, sie verstand ihn ja selbst nicht. Ging es ihr denn etwa nicht gut? Hatte sie denn nicht ein wundervolles Leben?
    Wenn sie sich noch ein wenig mehr vorbeugte, konnte sie das neue Haus sehen, das der Abu gleich an der Stadtmauer errichten ließ. Es verfügte über zwei Innenhöfe, einen für die Küche und die alltäglichen Arbeiten, und einen, der der Muße und dem Empfang von Gästen vorbehalten war. In diesem Garten hatte sie kürzlich die ersten Rosenstöcke gepflanzt und demnächst, nach der großen Hitze, würde sie dort weitere Blumen setzen. Bald würde der Innenhof ebenso blühen und grünen wie der von Tadakilt.
    Abu Alî hatte bei der Planung des Hauses wirklich an alles gedacht, sogar an eine Rohrleitung zwischen der Küche und dem abgedeckten Wasserbecken auf dem Dach. Täglich wurde frisches Wasser hinaufgetragen, das man in der Küche aus einem Hahn entnehmen konnte. Das benutzte Wasser wiederum wurde in einer Grube gesammelt, so dass man es für den Garten verwenden konnte. Wasser im Haus, Fenster in den Außenwänden, und nicht nur zum Innenhof wie sonst üblich, und dazu noch drei Haustüren, das waren in Mogador allergrößte Besonderheiten. Aber der Hakim und seine Tochter Azîza Bint el-Mansour, wie sie jetzt offiziell hieß, hatten sich nun einmal Licht und Luft in allen Räumen gewünscht.
    Ihr persönlicher Wohnbereich bestand aus einem großzügig geschnittenen Zimmer, das sie durch einen geschnitzten hölzernen Paravent in einen kleinen Schlafraum und einen größeren Wohnraum teilen konnte. Massive Türen aus Zedernholz hielten Staub, Wind und Sonnenlicht draußen, die Böden mit glasierten Fliesen in Weiß und Dunkelgrün waren blitzsauber, wie auch die polierten Wände, und schimmerten sanft. Es gefiel ihr dort, und besonders machte es ihr Freude, bei den Schreinern und Intarsienkünstlern hübsche, neue Möbel auszuwählen und die Räume Stück für Stück mit schönen Dingen auszustatten. Für seine Belange hatte sich Abu Alî einen kompletten Flügel des Hauses als Arbeitsbereich eingerichtet, mit Fenstern und einem direkten Ausgang zur Gasse. Es ging ihnen gut, und es gefiel ihnen beiden in Mogador. Der Hakim betonte sogar manchmal, dass er es geradezu als eine glückliche Fügung ansah, hier gelandet zu sein.
    Für Mirijam war es ein gutes Gefühl zu wissen, dass er nicht allein um ihretwillen seine schöne Burg aufgegeben hatte. Schon als sie damals aus der Kasbah Tadakilt fliehen mussten, hatte er Mogador als Zufluchtsort im Sinn gehabt, und zwar wegen der hier ansässigen gnaoua. Daneben aber hatten ihn auch diese fingerlangen Schnecken mit den außergewöhnlichen Säften gereizt,

Weitere Kostenlose Bücher