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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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höchst unbehaglich, außerdem stanken ihre Arbeitskleider nach Urin und gärendem Schneckenbrei. Wahrscheinlich roch sie, als sei sie soeben selbst dem Färbebottich entstiegen. Wegen der dringenden Aufforderung des Abu hatte sie sich nicht die Zeit zum Waschen und Umkleiden genommen.
    Mit hochrotem Kopf stand sie mitten im Zimmer und wusste nicht, wohin mit den Händen. Endlich kam einmal jemand zu Besuch, und dann empfing sie ihn in einem solchen Aufzug, ärgerte sie sich. Zu ihrer Überraschung jedoch strahlten Kapitän Alvaréz’ blaue Augen fröhlich, und er machte eine tiefe Verbeugung vor ihr, als wäre an ihrer Garderobe nichts Ungewöhnliches. Er roch nach Seeluft und hatte die vergnügtesten Augen, die sie je gesehen hatte. Mirijam errötete erneut.
    Sobald es die Höflichkeit zuließ, flüchtete sie und ließ die beiden Männer allein. Sie musste sich dringend waschen und saubere Gewänder anlegen, und sie musste Cadidja, die Köchin, anweisen, zu Ehren des Gastes etwas Besonderes aufzutischen. Zum Glück waren die ersten Aprikosen reif, und dann musste ein Hühnchen geschlachtet werden … Cadidja war noch sehr jung und nicht so versiert wie die Signora in Tadakilt, aber sie gab sich große Mühe. Dennoch, für Mirijam blieb immer noch tausenderlei zu tun.
    Später, beim gemeinsamen Abendessen, zollte ihr der Kapitän viel Aufmerksamkeit. Er machte ihr ein Kompliment nach dem anderen, bis Mirijam schließlich gar nicht mehr wusste, wohin sie schauen sollte, und ganz nebenbei unterbreitete er ihr und ihrem Vater eine Geschäftsidee.
    » Seidenstoffe, ja, feine Gewebe jeder Form, dazu Gewürze aller Art sowie natürlich Getreide und Salz, das sind heutzutage die ertragreichsten Handelsgüter im Mittelmeerraum«, erklärte er. » Und das trotz der unsäglichen Händel, die der junge Kaiser Carlos und der französische König immer wieder ausfechten.«
    » Nicht zu vergessen«, warf der alte Arzt ein, » der Sultan!« Er lehnte bequem mit untergeschlagenen Beinen in den dicken Polstern. Mit seiner blütenweißen Kleidung und dem weichen Seidenturban über dem freundlichen, faltigen Gesicht war er eine ehrwürdige Erscheinung. Er schien die Gesellschaft des weit gereisten Portugiesen zu genießen und lauschte aufmerksam seinen Worten.
    » Ganz recht, der Sultan.« Kapitän Alvaréz deutete eine Verbeugung im Sitzen an. » Sultan Süleyman, genannt der Prächtige, auch er noch ein Jungspund! Der Sultan scheint übrigens weniger am Seehandel, als vielmehr an der Ausdehnung seines Einflussbereichs interessiert zu sein, dieser safado. Man möchte wirklich zu gern wissen, was er im Sinn hat! Er baut zwar seine Flotte immer weiter aus, allerdings berichtete man mir, Handelsschiffe mit großzügig bemessenem Laderaum seien nur wenige darunter. Und das, obwohl europäische Königshöfe und Adelsgeschlechter, ja sogar reiche Bürgersleute dringend nach kostbaren Waren aus Persien und der Levante verlangen.«
    Kapitän Alvaréz schüttelte den Kopf. Neue Schiffe, aber wenig Ladekapazität? So etwas konnte ein ehrgeiziger Fernhändler weder verstehen noch gutheißen.
    » In diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben ist übrigens die römische Kurie mit ihrem Gepränge und ihren zahllosen Gesandten an allen Höfen Europas. Deren Bedarf an Pomp und Luxus, speziell an Purpur, ist in den letzten Jahren gewaltig gestiegen.« Er stellte befriedigt fest, dass beide, der alte Sherif wie auch seine schöne, junge Tochter gebannt an seinen Lippen hingen, und fuhr fort: » Man ist anscheinend derzeit bereit, für Purpur jeden Preis zu zahlen, wahre Unsummen, incrível! Und da Purpur knapp ist, steigt der Preis immer weiter!« Seine Hände fuhren in die Höhe und deuteten an, welche Ausmaße seiner Meinung nach die Preise zukünftig annehmen konnten.
    » Da schlagen sich in Deutschland und der Schweiz die Bauern mit dem Adel, überall hauen sich die Reformierten und die Katholiken gegenseitig die Köpfe ein, in England wie in Ungarn kämpft jeder gegen jeden! Und das trotz der Gefahr durch die Türken, die doch bereits an den Grenzen des Heiligen Römischen Reiches stehen!« Verständnislos schüttelte der Portugiese den Kopf.
    » Nun, wie man das alles auch beurteilen mag, fest steht, Auseinandersetzungen zwischen den Lagern beantwortet die Kirche derzeit mit großer Prachtentfaltung. Es heißt, nur so könne sie ihre gottgegebene Autorität wirkungsvoll darstellen. Für einen Händler wie mich, aber natürlich ebenso für die

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