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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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aus dem Gesicht. Nein, nicht länger Kapitän oder Geschäftspartner, nun war er ihr Vertrauter, ihr Ehemann. Daran würde sie sich zwar erst noch gewöhnen müssen, aber dazu hatte sie ja nun ein Leben lang Zeit. Scheu betrachtete sie ihren Mann, der mit zerwühlten Haaren zwischen den Kissen lag und tief und fest schlief. Anscheinend war Schlaf für Miguel eine Angelegenheit, der er sich mit voller Konzentration widmete, dachte Mirijam angesichts der Ernsthaftigkeit seiner Miene.
    Sie kroch aus dem Bett, wickelte sich in eines der Laken und setzte sich auf einen kunstvoll verzierten, hölzernen Lehnstuhl an den Tisch. Das Sitzen bereitete ihr einen kleinen, herbsüßen Schmerz, sie fühlte sich wund und müde. Noch immer hielt sie der Zauber der Nacht umfangen, und doch errötete sie bei dem Gedanken daran, was sie getan hatten. Hatte sie wirklich zugelassen, dass Miguel sie überall streichelte und küsste? Dass er in sie eindrang? Er hatte geschnauft und gestöhnt und sie sehr fest gehalten, er hatte ihr sogar wehgetan, und doch hatte sie sich weder gefürchtet, noch hatte sie sich wehren wollen. Es war anders gewesen, als sie es sich vorgestellt hatte.
    Bevor Aisha ihr erklärt hatte, was Männer mit Frauen anstellten, hatte sie sich diese Vereinigung als das Qualvollste vorgestellt, das man einer Frau antun konnte. Lange, eigentlich sogar bis gestern, wollte sie sich Miguel lieber als Freund und zärtlichen Vertrauten vorstellen denn als Mann mit derartigen Gelüsten. Heute Morgen aber, stellte sie verwundert fest, nach dieser Nacht fühlte sie sich einfach wunderbar. Sie war müde, doch alles an ihr war weich und gelöst wie nach dem Dampfbad. Sandte nicht jeder Muskel und jedes Gelenk, und seien sie noch so klein, deutliche Signale des Wohlbehagens aus? Ob das am Bilsenkraut lag? Die Pille jedenfalls hatte offenbar nicht nur die Angst vollständig ausgelöscht, dieses Zauberkraut hatte sie sogar ermutigt, selbst tätig zu werden. Ob Aisha zusätzlich etwas hineingemischt hatte? Erneut schoss ihr die Röte ins Gesicht. Hatte sie sich wirklich auf ihn gesetzt und ihm ihre Brüste präsentiert? Und hatte Miguel nicht gerade das ausgezeichnet gefallen? Ein rascher Blick zum Bett zeigte ihr, dass er immer noch fest schlief.
    Mirijam strich über ihre Arme und berührte dabei versehentlich eine ihrer Brüste. Sofort verhärteten sich die Brustwarzen, sie erbebte, und ein süßer Schauer lief über ihre Haut und zog durch ihren Leib. Verwirrt erstarrte sie. Wie seltsam, dachte sie, was geschah hier mit ihr? Behutsam fuhr sie noch einmal mit dem Finger über den Stoff, der die Brüste bedeckte und umkreiste die empfindliche Stelle. Auf Armen und Beinen und im Nacken richteten sich Tausende von kleinen Härchen auf. Seufzend schloss sie die Augen. Sie bemerkte, wie ihr Schoß zu pochen begann und allmählich feucht wurde, und errötete unwillkürlich. Ein wenig fühlte es sich an wie letzte Nacht, als ihre beiden Körper ein Eigenleben entwickelt hatten, fast als verfolgten sie instinktiv ureigene Ziele.
    Um sich vom Aufruhr ihres Körpers abzulenken, aß sie von den Trauben auf dem Tisch und atmete den Geruch des Schiffes ein. Diese Mischung von Holz, Teer und Leder, die den Duft nach Rosen mittlerweile verdrängt hatte, erschien ihr wie Miguels eigener Geruch. Sie ließ die Augen durch die Kajüte schweifen.
    Der große Tisch, über dem eine schöne Laterne aus geschliffenem Glas an der Decke hing, war ebenso fest am Boden verankert wie die beiden Lehnstühle. Unter dem kleinen Fenster stand eine bemalte Truhe, vermutlich Miguels Seekiste, und an schlanken Messinghaken hingen Astrolabien und andere Instrumente aus glänzendem Metall. Aus der Ecke neben dem Fenster schaute die Figur des gekreuzigten Jesus. Was sich wohl hinter jener schmalen Tür dort drüben verbarg? Auf der Palomina hatte sich an dieser Stelle ein Eimer für die Notdurft befunden. Vorsichtig öffnete Mirijam die Tür und fand tatsächlich einen sauberen Abtritt mit einem Wasserkrug und einem Stück duftender Seife vor. Er bot zwar nicht den Luxus eines Hamam, kam ihr aber trotzdem sehr gelegen.
    Sauber und erfrischt schlich sie zurück in die Kajüte, wo Miguel immer noch fest schlief, und schlüpfte in ihr Brautgewand vom Vortag. Ein weiches Lächeln erhellte ihr Gesicht, als sie Miguel betrachtete. Er schlief mit aller Kraft, beinahe wie ein kleiner Junge, dachte sie gerührt. In der gebräunten Haut seines Gesichtes zeichnete sich rund um die

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