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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Seid barmherzig, um Allahs Willen!«
    » Lass mich, ich hab’s eilig.« Miguel versuchte, sich aus dem Griff zu lösen, doch der Alte hatte fest zugepackt. Seufzend nestelte Miguel einige Münzen hervor und beugte sich zu dem Bettler hinab.
    » Mögen sich dermaleinst die Tore des Paradieses für dich und die Deinen weit öffnen«, segnete ihn der alte Mann und schnappte nach den Münzen. Dennoch ließ er Miguels Schaube immer noch nicht los, vielmehr zog er ihn sogar ein wenig tiefer zu sich herunter.
    » Geht den Strand entlang bis zum Oued Lahwar«, raunte er ihm verstohlen zu, während seine flinken Augen argwöhnisch die Vorbeikommenden beobachteten. » Geht bis zu der Stelle, wo der Fluss in regenreichen Jahren seine Wasser ins Meer ergießt. Freunde erwarten Euch dort. Macht Euch sogleich auf den Weg und beeilt Euch! Insha’allah werdet Ihr denjenigen finden, den Ihr sucht.«
    » Was meinst du damit, Alter?«, fragte Miguel und packte den Mann an den Schultern. » Sprich nicht in Rätseln! Von welchen Freunden redest du? Wer hat dich beauftragt, mir diese Botschaft zu überbringen?«
    Der alte Mann zog seine Hand zurück und blickte ihn schweigend an. Leise fluchend grub Miguel nach weiteren Münzen in seinem Gürtel, der Alte hingegen wehrte ab. » Es ist alles gesagt. Geht nur, geht! Yallah!« Damit zog er seine Kapuze über die Augen und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Mauer. Aus ihm war nichts mehr herauszubekommen.
    Wer konnte hinter diesem heimlichen Treffen stecken, überlegte Miguel und wandte sich zögernd dem Strand zu. Er kannte die Mündung des Oued Lahwar, der höchst selten Wasser führte und in dessen Trockental Oleander blühte und halbwilde Ziegenherden nach Futter suchten. Sollte er wirklich den meilenlangen Marsch am Spülsaum des Wassers antreten, lediglich aufgrund des Hinweises eines Fremden? Was, wenn er dabei in eine Falle rannte? Andererseits, wenn diese Nachricht tatsächlich etwas mit Cornelisz zu tun hatte? Vielleicht konnte er dem Alten noch ein paar zusätzliche Informationen entlocken? Als er sich jedoch umdrehte und zurückschaute, war von dem Bettler nichts mehr zu sehen.
    Er musste nicht den gesamten Weg bis zur Flussmündung im weichen Sand der Bucht zurücklegen, schon nach der Hälfte der Strecke trat ihm ein hochgewachsener, verschleierter Beduine aus den Dünen entgegen.
    Aufpassen, schoss es Miguel durch den Kopf, und griff nach seinem guten alten Messer, das er wie immer an der Seite trug. Er sah sich um, ob sich jemand von hinten näherte, und suchte die Dünen nach weiteren Männern ab.
    » Ich bin allein«, rief der Beduine und hob die Hände, um ihm zu zeigen, dass er unbewaffnet war.
    Dennoch blieb Miguel wachsam.
    » Das Gehen im Sand bereitet dir Mühe, mein Freund, du bist dicker geworden«, sagte der Einheimische beim Näherkommen und löste seinen Gesichtsschleier.
    » Cornelisz?«
    » Höchstselbst!«
    Und schon lagen sich die beiden Männer in den Armen. Das gegenseitige Schulterklopfen wollte kein Ende nehmen, bis Miguel den jungen Freund schließlich auf Armeslänge von sich schob. » Was soll diese Heimlichtuerei, und was bedeutet dieser Mummenschanz? Hast du etwas ausgefressen?«
    Cornelisz trug die weiten Gewänder eines Berbers mit einer Selbstverständlichkeit, als wären sie von jeher seine gewohnte Kleidung gewesen. Allerdings wiesen ihn bei näherem Hinsehen die himmelfarbenen Augen sowie der rotblonde Bart und eine helle Haarsträhne, die unter seinem kunstvoll gewickelten chêche hervorlugte, doch als Mann des Nordens aus. Er zog Miguel in den Schutz einer Düne und ließ sich mit verschränkten Beinen im Sand nieder. » Nein«, antwortete er, » dennoch halte ich es für sicherer, mich zu verstecken. Der portugiesische König wollte mich nämlich unbedingt unter seiner Kriegsflagge sehen. Seine Einladung dazu fiel allerdings nicht gerade höflich aus, kann ich dir sagen!«
    » Also stimmt es, was man mir in Santa Cruz sagte, dass man dich zwangsweise rekrutiert hat? Unter der Hand hieß es auch, es habe Kämpfe mit erheblichen Verlusten gegeben, Gefechte mit Wüstenkriegern, offiziell jedoch schweigt man dazu. Was bedeutet das alles? Erzähl, was ist geschehen.«
    Doch Cornelisz wehrte ab. » Später, Miguel. Fürs Erste nur so viel: Ja, man hat mich gezwungen, Soldat zu werden. Aber dann, im allerersten Kampf, an dem ich teilnehmen musste, wurde ich von den Sa’adiern gerettet! Einstweilen bleibe ich bei ihnen. Und sei es nur –

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