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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Tintenkleckser ja wohl überhaupt nicht, amüsierte sich Miguel im Stillen, zuerst jeden Stein im Haus umdrehen und dann noch die Misthaufen im Garten durchwühlen. Aber gut zu wissen, dass ihm so leicht nichts entging. » Aha«, meinte er jedoch lediglich. » Und was lag nun unter diesem alten Grünkram?«
    » Die Bücher vom alten Andrees, Ihr wisst schon, vom alten Mijnheer van de Meulen, dem Vorbesitzer!«, triumphierte der Antwerpener, legte sich zurück auf sein Kissen und erfreute sich an Miguels Überraschung. » Ein Glücksfall, nicht wahr? Ganze Jahrgänge lagen dort, nahezu vollständig erhalten, allesamt in gutes, dickes Leder eingebunden. Nur ein einziger Band hatte schon im Feuer gelegen, oder wenigstens nahe daran. Die anderen waren Gott sei Dank lediglich ein wenig feucht geworden. Noch dazu hatten meine Vorgänger äußerst akkurat gearbeitet, so dass ich sämtliche Vorgänge der letzten Jahre gut nachvollziehen konnte.«.
    Miguel hätte den kleinen Mann am liebsten an seine Brust gezogen, zügelte sich jedoch. Er wusste weder, ob die Bücher nach wie vor existierten, noch, was sie genau enthielten. Mit ein wenig Glück aber konnte er anhand dieser Unterlagen Mirijams Ansprüche belegen, konnte Ereignisse aus der Vergangenheit rekonstruieren und …
    Miguel bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck. Er räusperte sich. » Und was ist aus ihnen geworden? Aus den Büchern, meine ich. Immerhin sollten sie doch schon längst in Rauch aufgegangen sein.«
    Miguel hielt die Luft an, während er auf die Antwort wartete. Heilige Santa Anna, heilige Maria, steht mir bei, flehte er stumm, ich bitte Euch! Die dicksten Kerzen will ich Euch widmen. Lasst den Kontoristen jetzt bloß das Richtige antworten!
    » Nun, findige Menschen entdecken immer irgendwo einen abgelegenen, trockenen Raum, in dem sie alles Mögliche aufbewahren können, das man vielleicht später noch einmal gebrauchen kann, nicht wahr?«

72
    Nebelschwaden erschwerten die Sicht. Doch verschiedene Anhaltspunkte, wie kürzere Wellen, ein treibendes Gras- oder Schilfbüschel und der veränderte Geruch in der Luft sagten ihm, dass sie dicht unter Land segelten. Jetzt hieß es aufpassen, dass sie in dem berüchtigt unübersichtlichen Mündungsgebiet der Schelde mit ihren zahlreichen Wasserwegen nicht die Einfahrt nach Antwerpen verpassten.
    » Mehr abfallen«, befahl Miguel dem Rudergast. » Und refft das Segel.« Er konnte darauf verzichten, im dicken Nebel auf einer Untiefe festzustecken oder in den falschen Kanal einzulaufen. Besser, man hielt die Augen offen.
    Aufmerksam verfolgte er eine Weile den Kurs der Santa Anna und prüfte Wind und Wellen. » Pireiho, ab jetzt übernehmt Ihr«, wandte er sich schließlich an den Navigator. » Nehmt regelmäßig Wasserproben, ich will wissen, wenn es süß wird. Und von hier an bis in den Hafen soll jemand im Bug das Lot fällen. Behaltet mir ja den Tiefgang im Blick! Das ist kein schöner, weiter Ozean, das ist bloß ein verdammter Fluss.« Zum Glück hatten sie zusätzlich zur Flut, die sie ein schönes Stück den Fluss hinauftragen würde, einen guten Wind, dennoch hieß es aufpassen und langsam fahren. In Pireihos Händen allerdings war die Santa Anna genau so sicher wie in seinen eigenen.
    Bereits seit drei Tagen war es kalt geworden, eine Ahnung von Winter lag in der Luft, und der feine Sprühregen, der jederzeit in Schnee übergehen konnte, brachte alle an Deck zum Frösteln. Besonders die an Sonne gewöhnten Mauren zitterten und hatten sich bis zu den Nasenspitzen in ihre wollenen Burnusse aus dicht gewebtem Kamelhaar gehüllt.
    Während der Mann im Bug Wassertiefen aussang und die Santa Anna ruhig dahinglitt, überdachte Miguel seine Lage. Je länger er sich mit dem Advocaten befasste, desto ungeheuerlicher erschienen ihm dessen Verbrechen. Wenn er allein die Menge und die Verschiedenartigkeit der Untaten bedachte … Von Betrug über Mord bis Landesverrat war offenbar alles dabei! Dieser Mann scherte sich weder um irdische noch himmlische Mächte, und er hatte nicht die Spur eines Gewissens. Da ging es einmal um die hinterzogenen Zölle, dann um den verdammenswerten Verkauf von waffentauglichem Erz und anderen Schätzen der Erde an die feindlichen Osmanen. Wenn das nicht Hochverrat war! Dieser Punkt musste für die Generäle des Kaisers ein gefundenes Fressen sein, überlegte er, doch wie an solch hohe Herren herankommen? Aber schon die Prägung falscher Münzen allein könnte für eine

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