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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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gezahlt hatte und die er bald darauf in gutem Glauben wieder in Umlauf gebracht hatte, hätten ihn selbst einmal beinahe sein Schiff gekostet! Damals stand er mit einem Bein im Loch. Münzfälscher, das war jedenfalls seine Meinung, verdienten den Tod. Wenn er dem Advocaten Münzbetrug nachweisen könnte, dann hätte er ihn am Haken. Allerdings, ein wenig Vorsicht war bei solchen Anschuldigungen immer angebracht.
    » Guter Mann«, lächelte er deshalb nachsichtig und tätschelte die Schulter des kleinen Kontoristen, » wie wollt Ihr denn so etwas beweisen?«
    » Ganz einfach, Kapitän.« Das Gesicht des Antwerpeners verzog sich zu einem Siegeslächeln. » Joost Medern mag vielen als weichlich, feige oder gar dumm erscheinen, als jemand, den man nicht für voll zu nehmen braucht, weil er nichts als seine Listen, Gänsekiele und Tintenfässchen im Sinn hat. In Wahrheit ist er jedoch aufmerksam, gründlich und vorausschauend. Ich habe Beweise gesammelt.«
    Vielsagend klopfte er auf den Saum seines Wamses und erfreute sich an Miguels Mienenspiel, das von langsamem Begreifen über staunend hochgezogene Augenbrauen zu anerkennendem Nicken wechselte. » Ihr habt derartige Münzen bei Euch?«
    » Nicht nur das, Kapitän, nicht nur das.« Der kleine Medern klopfte erneut auf den unteren Saum seines Rockes. » Hier habe ich außerdem einen Prägestock eingenäht. Es handelt sich zwar nur um einen kleinen, für Münzen mit geringerem Wert, aber als Muster ist er dennoch ausreichend. Außerdem besitze ich ein unterzeichnetes Protokoll der betreffenden Münze, gestempelt und gesiegelt vom Münzmeister, der sich dadurch absichern wollte. Eindeutiger geht es ja wohl nicht, oder?« Damit warf er sich in die Brust und strahlte Miguel an.
    » Que diabos, Medern, Ihr seid wahrhaftig ein Teufelskerl!« Vor dem innerem Auge des Kapitäns stand eine Szene, wie sie befriedigender kaum sein konnte: Er, Miguel de Alvaréz, erhob vor dem Hohen Rat der Stadt Antwerpen Anklage wegen Falschmünzerei gegen den Advocaten und legte Mederns Beweisstücke vor, was den Betrüger natürlich sofort ins Verlies und an den Galgen bringen würde.
    » Ihr wollt dem Herrn das Handwerk legen, Euch und Eure Familie aber nicht gefährden?«, wandte er sich an Joost Medern. » Auf mich könnt Ihr zählen, da bin ich dabei, mein lieber Medern, nichts lieber als das! Überlasst einfach mir die Münzen, und ich werde mit Freuden dafür sorgen, dass der Elende seine gerechte Strafe erhält! Na, ist das eine Aussicht?«
    Miguel legte dem Antwerpener vertraulich die Hand auf die Schulter. Vor seinen Augen mauserte sich dieser arme Hund soeben von einem jämmerlichen Nichts zu einer scharfen Klinge, fähig, gegen den Advocaten gerichtet zu werden.
    » Ihr? Aber aus welchem Grund? Was habt Ihr denn damit zu schaffen?« Misstrauisch fixierte der Antwerpener den Kapitän.
    » Wegen … Na ja, sagen wir es einmal so: wegen älterer Rechte.« Miguel räusperte sich.
    Fragend blickte Medern den Kapitän an, der jedoch schwieg.
    » Ich weiß nicht, Kapitän, bei so etwas gibt es vieles zu bedenken.« Medern wirkte verunsichert.
    » Ach was, bedenken! Sagtet Ihr nicht soeben selbst, alles sei ganz eindeutig?«
    Hörbar seufzte die Santa Anna an ihrer Ankerkette, die von der Dünung gespannt war. Sogleich krallte sich Joost Medern an Miguels Ärmel fest. » Was geschieht?«, ächzte er.
    » Nur die Ruhe«, besänftigte Miguel. » Das ist lediglich der Abendwind, der uns ein wenig wiegt.«

71
    Die See war ruhig, und Miguel begab sich zurück in seine Kajüte. Lediglich eine Wache, der Rudergänger, er selbst und natürlich der Antwerpener, der seinen Fuß nie im Leben in ein wackliges Ruderboot gesetzt hätte, befanden sich an Bord. Heute Nacht blieb ihm nichts anderes übrig, als sich endlich ernsthaft mit den Frachtlisten zu befassen. Höchste Zeit, wenn er sich bis Antwerpen wenigstens eine Übersicht verschaffen wollte, dachte er und besah seufzend die Unordnung auf seinem Tisch.
    Kaum hatte er sich jedoch niedergelassen und das erste Schriftstück zur Hand genommen, da klopfte es leise, und Joost Medern steckte den Kopf zur Tür herein. » Kapitän, ich habe mir überlegt …« Er unterbrach sich und machte große Augen, als er Miguel mit Stößen von beschriebenem Papier kämpfen sah.
    » Nur herein mit Euch, mein Lieber, jede Unterbrechung ist mir willkommen. Wie Ihr seht, raufe ich mir gerade die Haare über all dem Geschreibsel!«
    Mederns Nasenlöcher weiteten sich,

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