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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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als nähme er Witterung auf. Und was immer der Grund seines Besuches ursprünglich auch gewesen sein mochte, er hatte ihn beim Anblick des mit Listen, Verzeichnissen und Aufstellungen bedeckten Tisches offenbar sofort vergessen.
    » Könnt Ihr mit diesem Mist vielleicht etwas anfangen?«, fragte Miguel, erfüllt von plötzlicher Hoffnung. » Falls ja, so soll es Euer Schaden nicht sein, bei allem, was mir heilig ist!«
    Nicht lange und Medern saß an Miguels Stelle tief über dessen Unterlagen gebeugt und konzentrierte sich auf seine neue Aufgabe. Er sortierte und entwirrte, verglich Art der Waren und ihre Menge, ordnete nach Wert und Güte oder sonstigen Kennzeichen, und nur selten stellte er Miguel eine Frage, bevor er entschied, welchem Stapel das jeweilige Schreiben zuzuordnen sei. Als er Miguels zerzauste alte Feder sah, konnte er ein missbilligendes Kopfschütteln nicht unterdrücken. Schweigend schnitt er die Feder zurecht, tunkte sie in das Tintenfass und fertigte Tabellen, Listen und Übersichten an.
    Über die Münzen und die anderen Dinge in seinen Rocknähten wurde nicht mehr gesprochen. Die Reise dauerte jedoch nur noch wenige Tage. Bis zur Ankunft in Antwerpen musste es Miguel also gelingen, Medern irgendwie zur Herausgabe dieser Zeugnisse zu überreden. Und zwar, überlegte er, ohne allzu viel seiner Motive preiszugeben, so gut kannte er den Schreiber schließlich auch nicht. Verschwiegenheit war allemal besser, man wusste nie, was die Leute mit ihrem Wissen anstellten. Aber das musste warten, entschied er, er würde den Teufel tun und den Schreiber ausgerechnet jetzt von seiner Arbeit ablenken.
    Das Kohlebecken verströmte angenehme Wärme, die Santa Anna wiegte sich sacht auf dem Wasser, und die Öllampe über dem Tisch knisterte leise vor sich hin. Hin und wieder hörte man das Kratzen der Feder oder das Gemurmel des Schreibers, manchmal erklang auch ein leises Seufzen. Miguels Kopf sank irgendwann auf die Tischplatte, und seine tiefen Atemzüge kündeten von ruhigem Schlaf.
    So bekam er nicht mit, dass der Schreiber plötzlich mit einem Ausruf des Erstaunens die Feder sinken ließ und eine der Listen genauer kontrollierte. Er bemerkte nicht, wie Medern auf eine Eintragung stieß, die ihn offenbar nachdenklich werden ließ, und wie er einen anderen Vermerk ein zweites und ein drittes Mal prüfte, sodann zurückblätterte und die Listen nebeneinanderlegte. Er sah nicht, dass der Schreiber weitere Schriftstücke zum Vergleich heranzog, das Gelesene gründlich überdachte, und erst nach einer ganzen Weile mit der Arbeit fortfuhr.
    Am nächsten Morgen übergab Miguel dem Schreiber einen Beutel voller Münzen. Hocherfreut, seine Mühe derart großzügig honoriert zu sehen, meinte Medern bescheiden: » Jeder Kontorist hätte das tun können, denn im Gegensatz zu Euren Unterlagen sind Eure Geschäfte erfreulich übersichtlich, Kapitän. Dennoch sage ich Euch Dank. Auf diese Weise komme ich zwar abgerissen und malad, aber wenigstens nicht mit ganz und gar leeren Taschen nach Hause.« Geradezu gönnerhaft jedoch klang seine abschließende Mahnung. » Ich rate Euch, in Antwerpen Eure Bücher in Ordnung zu halten, gerade als unbekannter Fernhändler. Unsere Zunftleute und Gildevorsteher nehmen es mit fremden Kaufleuten nämlich recht genau. Notfalls wendet Euch an mich, für ein bescheidenes Entgelt werde ich Euch helfen. Ihr werdet sehen, dass ich ausgesprochen findig bin. Sogar äußerst findig, geradezu ungewöhnlich, möchte ich sagen.« Dazu verzog er sein Gesicht zu einer bedeutungsvollen Miene.
    Nichts, was Miguel lieber hörte. Gleich darauf jedoch, als sich das Schiff ein wenig auf den Wellen hob, erblasste der Mann, und Miguel geleitete ihn rasch zu seiner Koje. » Legt Euch nieder, dann geht es Euch bald besser.«
    Als sich der kleine Schreiber hingelegt hatte, zog sich Miguel einen Schemel heran. » Das mit Eurer Findigkeit glaube ich Euch übrigens unbesehen, mestre Joost, ich bin überzeugt, Ihr habt einen hellen Kopf. Ich frage mich nur, ob Ihr vielleicht diesen Punkt absichtlich betont habt? Wolltet Ihr womöglich etwas Bestimmtes andeuten?«
    Medern sammelte sich einen Augenblick, bevor er antwortete. » Nun, Kapitän, in der Tat, so ist es. Etwas ist mir letzte Nacht klar geworden: Es gibt ein Maß an Verderbtheit, das ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, selbst um den Preis, dass mein Kind hungern müsste. Lasst mich aber ein wenig ausholen«, begann der Schreiber. » Es war

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