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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Worte nicht gehört, starrte Lucia schweigend und mit hängenden Schultern vor sich hin. Unvermittelt hob sie auf einmal ihr Gewand an, spreizte die Beine, und sofort bildete sich zu ihren Füßen ein dunkler Fleck im Sand.
    Mirijam wurde puterrot. Was tat die Schwester denn da? Schon seit Stunden hatte sich Lucia wunderlich verhalten, allein dieses unaufhörliche Beten war merkwürdig. Früher ging Lucia nur zu Festtagen in die Kirche oder wenn sie sich in neuen Kleidern zeigen wollte. Und nun betete sie nicht nur unentwegt, sondern pinkelte auch noch vor aller Augen! Zum Glück achtete jedoch niemand auf sie.
    Mirijam blickte an sich herunter. Ihre nassen Röcke waren schwer und klebten an den Beinen, aber wenigstens hatten die Wellen das Blut des Zahlmeisters aus dem Stoff gewaschen.
    » Ob wir hier die Nacht verbringen müssen, was meinst du?«
    Lucia gab keine Antwort, obwohl sich ihre Lippen bewegten. Betete sie schon wieder?
    » Was sagst du? Ich verstehe nicht. Los, sag etwas, sprich mit mir. Hörst du mich? Ich bin es, deine Schwester!«
    Lucia schwieg, sie hatte die Augen geschlossen. Bereits in dem dunklen Loch unter Deck, mit dem toten Mijnheer Vancleef vor der Tür, hatte sie kaum auf Mirijams Worte reagiert. Nun setzte sie sich mit geschlossenen Augen in den Sand und streckte die Beine von sich. Um ihr wenigstens irgendetwas Gutes zu tun, ordnete sie Lucias Haarflechten. Wie sie selbst trug auch Lucia keine Schuhe mehr, und an ihrem Kleid fehlte ein Ärmel. Der Stoff war zerfetzt und nicht mehr zu reparieren. Alles war voller Sand, ihr Haar, das Kleid, die Hände …
    » Wir haben festen Boden unter den Füßen«, sagte Lucia plötzlich erstaunt. Ihre Stimme klang rau. » Das ist besser als das Schiff.«
    » Ja, oh ja, du hast recht, viel besser«, antwortete Mirijam erleichtert. Endlich, Lucia sprach wieder! » Und schau, dort drüben wird Feuer gemacht.« Sie deutete nach vorn.
    Am Strand loderten mehrere Feuer auf, um die die Gefangenen versammelt wurden. In der Glut der Feuer lagen Eisenstangen, die erhitzt wurden. » Wozu sie die Stangen wohl brauchen? Denkst du eigentlich auch, dass wir hier auf einer Insel sind? Oder ist das Festland?«
    Lucia antwortete nicht. Aber wenigstens schien sie Mirijams Worte vernommen zu haben, denn sie hob den Kopf und blickte sich um. Links von ihnen lag das Wasser, während in ihrem Rücken und rechter Hand Sanddünen eine von den Feuern beleuchtete sandige Bucht begrenzten. Nahe der Wasserkante stapelten sich die Ballen, Fässer, Truhen und Kisten, die eigentlich für Granada bestimmt waren.
    Lucia kratzte und rieb ihre Beine, wo das Salzwasser zu Krusten trocknete, als sei das das Wichtigste auf der Welt. Augenscheinlich hatte sie sich erneut in sich zurückgezogen. Mirijam fröstelte, und das nicht allein, weil ihr kalt war.
    Die ehemaligen Rudersklaven ließen sich die Eisenketten abnehmen und die von den Fesseln aufgescheuerten und vereiterten Fußgelenke verbinden. Die kräftigsten unter ihnen tanzten schon bald an den Feuern. Wie Gespenster sahen sie aus, hohlwangig und mit wilden Bärten, die abgezehrten Körper bekleidet mit schmutzigen Fetzen, die kaum ihre Blöße bedeckten. Aber immer wieder umarmten sie einander, küssten ihren Befreiern die Hände und riefen » Allah u aqbar«. In der arabischen Sprache bedeutete das Gott ist groß, wie Mirijam wusste.
    Etliche der christlichen Soldaten und Seeleute hatten ebenfalls Wunden von dem Gefecht davongetragen, und auch sie wurden versorgt. Ein alter, sehr dünner Maure in langem Gewand und hellem Turban stützte sich auf einen Stock, hinkte von einem zum anderen und versorgte die Wunden. Männer mit schwereren Verletzungen gab es anscheinend nicht. Ob sie sich noch an Bord befanden und erst später an Land gebracht werden sollten?
    Plötzlich jedoch wusste sie, was das laute Aufklatschen auf dem Wasser, das sie in ihrem dunklen Verlies unter Deck gehört hatte, bedeutet hatte. Die schwer Verletzten hatte man schon auf See ins Meer geworfen! Sie erschauerte. Neben ihr kratzte sich Lucia immer noch die Beine. Warum tat sie das, es musste doch wehtun? Man konnte schon blutige Striemen sehen. Mirijam kroch dicht an Lucia heran und schlang ihre Arme um deren Leib. » Wärme mich, bitte, mir ist kalt.«
    Lucia ließ zwar die Arme sinken und hörte auf, sich zu kratzen, aber weiter reagierte sie nicht. Sie schien nicht sie selbst zu sein. Zu Hause hätte sie sich aufgeregt, hätte getobt oder sogar mit Sachen

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