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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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fahlen Licht eines übergroßen Mondes sah er, dass jemand neben dem Kranken kniete. Miguel sprang auf die Füße. » He!«, brüllte er. » Lass die Finger von ihm!«
    Unverständliche Laute und das Gebrüll eines Tieres drangen aus dem Dunkel, und er erkannte, dass sie von einer Horde vermummter Männer eingekreist waren. Verdammt, waren das viele!
    » Wo bin ich? Was ist geschehen?« Cornelisz hatte sich auf die Ellenbogen aufgerichtet und starrte verwirrt in die Dunkelheit.
    » Später, zunächst müssen wir mit diesen Herren hier ein Wörtchen wechseln«, antwortete Miguel grimmig. Er tastete mit einer Hand Bauch und Gürtel ab, während die andere das Messer im Mondlicht aufblitzen ließ. Alles war in Ordnung, die Münzen ruhten fest verpackt im Hemd. Und da würden sie auch bleiben, dachte er, genau da.
    Offenbar hatte er geschlafen, das Aufgehen des Mondes war ihm jedenfalls ebenso entgangen wie die Annäherung der Männer. Was taten sie hier, mitten in der Nacht? Wenn sie es auf sein Gold abgesehen hatten, würde er sie das Fürchten lehren, mochten sie auch in der Überzahl sein.
    » Friede sei mit Euch, Fremder.«
    Einer der vermummten Männer trat mit geöffneten Händen auf Miguel zu. Der Mann war hager, sicher sechs Fuß groß und hatte eine sanfte Stimme, doch Miguel blieb in Angriffshaltung. Man konnte nicht wissen, was die Leute im Sinn hatten. Bei dem Mummenschanz konnte er nicht einmal ihre Gesichter erkennen.
    » Friede auch mit Euch«, wandte sich der Mann an Cornelisz. » Geht es Euch gut? Wo sind Eure Kamele?«
    Erst jetzt wurde Miguel bewusst, dass der Mann Portugiesisch sprach. Gleich fühlte er sich sicherer. Langsam und für alle sichtbar schob er das Messer in den Gürtel zurück.
    » Kamele? Wir haben keine Kamele. Wir sind Schiffbrüchige. Unsere San Pietro ist in der Nähe auf Grund gelaufen. Gesunken, versteht Ihr? Untergegangen mit Mann und Maus. Nur wir beide haben überlebt.«
    Er deutete vor dem Mann mit dem dunklen Tuch vor dem Gesicht eine Verbeugung an. Höflichkeit konnte nicht schaden. » Senhor, Ihr sprecht meine Sprache. Könnt Ihr mir sagen, wie weit es bis zur nächsten portugiesischen Siedlung ist? Eigentlich sollten wir nämlich nach Santa Cruz de Aguér segeln.«
    Der Angesprochene antwortete nicht, seine Blicke glitten von Miguel zu Cornelisz und wieder zurück. Zwischen dem Turban und dem Tuch über Mund und Nase glänzten dunkle Augen, vor der Brust kreuzten sich zwei silberbeschlagene Ledergurte, und ein rautenförmiger silberner Brustschmuck blitzte bei jedem seiner Atemzüge im Glanz des Mondes auf. Jetzt murmelte er ein paar Worte zu seinen Männern, offenbar übersetzte er, was Miguel gesagt hatte.
    Ein ersticktes Stöhnen lenkte dessen Aufmerksamkeit zu Cornelisz zurück. » Wasser! Bitte, ich brauche Wasser.« Sogleich kniete Miguel nieder und reichte ihm die Wasserflasche. » Hier«, sagte er, » aber langsam trinken. Und keine Sorge, du kriegst so viel du willst, dort hinten ist ein Brunnen.«
    In der Zwischenzeit waren weitere Männer und Kamele mit Lasten herangekommen, Tiere, die wie kolossale Geisterschiffe durchs Mondlicht schritten. Gleich darauf flackerten erste Fackeln und mehrere kleine Feuer auf.
    » Ihr habt Zuflucht gesucht an unserem Brunnen, dem Brunnen von Sîdi-El-Assaka«, antwortete der Vermummte endlich. Er schien der Anführer der Karawane zu sein. » So seid denn als Gäste an unseren Feuern willkommen, ruht Euch aus und esst und trinkt mit uns.«
    Mit einer Handbewegung und ein paar Worten trieb der Anführer die gaffenden Männer auseinander und lud die beiden Schiffbrüchigen an sein Feuer.
    » Vielen Dank, Senhor, wir nehmen Eure Gastfreundschaft mit Freuden an.«
    » Also kein Alptraum!« sagte Cornelisz leise, an Miguel gewandt. » Es stimmt demnach, dass mein Vater tot ist?«
    Miguel nickte. » Leider ja. Wie es aussieht, hat außer uns beiden niemand den Schiffbruch überlebt. Doch mit Hilfe dieser Männer werden wir nach Santa Cruz gelangen. Und dort werden wir bestimmt ein Schiff finden, das uns mitnimmt, du wirst sehen. Im Grunde sind wir schon so gut wie zu Hause!«

33
    Auf dem Boden sitzend, die Beine untergeschlagen, schlürften sie in einträchtigem Schweigen frisch gemolkene, noch warme Kamelmilch. Aus den Augenwinkeln hatte Miguel beobachtet, dass einer der Treiber zunächst über seine Hände gepisst hatte, bevor er eine Holzschale unter das Euter einer der Kamelstuten hielt und zu melken begann. Sollte er diese Milch

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