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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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» Willkommen in deinem neuen Leben! Was macht das Bein?«
    » Wo sind wir? Wo sind die anderen, wo ist mein Vater?«
    » Dein Vater und die anderen? Nun ja …« Schwer ließ sich Miguel neben Cornelisz auf die Knie fallen und überprüfte die Beinschiene. » Du siehst übel aus«, sagte er, » überall Beulen, Schnitte und Schwellungen. Bald wirst du überall grün und blau sein. Hast du Schmerzen?«
    Cornelisz nickte. » Ja, aber es geht. Ihr seid der Steuermann, nicht wahr?«
    » Miguel de Alvaréz, ehemaliger Steuermann der San Pietro, zu deinen Diensten.«
    » Mein Bein …?«
    » Das hab ich versorgt. War ja sonst niemand da.«
    » Aber … Was wollt Ihr damit sagen, es war sonst niemand da?«
    » Na, was wohl?«
    Miguel hasste es, Überbringer schlechter Nachrichten zu sein, als er jedoch das Unverständnis in Cornelisz’ Augen sah, gab er sich einen Ruck. Es half nichts, der Knabe hatte Fragen und brauchte Antworten und keine Andeutungen. Er musste ihm das ganze Ausmaß des Unglücks erklären, aber vielleicht tat er das besser in kleinen Portionen. Mit etwas Glück konnte er sich dann den Rest allein zusammenreimen. Miguel erhob sich und deutete in die Runde.
    » Keiner ist hier außer uns beiden, das bedeutet es. Jedenfalls habe ich keine einzige lebende Seele gesehen, als ich über die Uferfelsen geklettert bin, um die Nachbarbuchten abzusuchen. Da ist niemand, ninguém, verstehst du? Bist du so weit? Wir müssen los.«
    » Los? Aber … Mein Vater! Und das Schiff, wir müssen den anderen doch helfen, sie retten!«
    » Komm«, sagte Miguel nur. Er fasste Cornelisz unter den Armen und half ihm auf. Dann deutete er über den Strand auf den schmalen Durchlass, durch den man auf das offene Meer und auf das sehen konnte, was von der San Pietro noch übrig war. » Sieh selbst. Da ist nichts mehr. Niemand, dem wir helfen könnten.«
    » Sind sie …?«
    Miguel nickte. » Ja, soweit ich weiß. Dank Kapitän da Palha liegen sie jetzt alle in ihrem nassen Grab.«
    Er wusste genau, welche Frage als Nächstes kommen würde, und es graute ihm davor. Sein Mund war ausgetrocknet, und die Zunge klebte am Gaumen. Wasser, dachte er, Wasser.
    » Auch mein …?« Cornelisz brach den Satz ab.
    Miguel konnte ihm nicht helfen. Er spürte, wie elend sich der junge Kaufmannssohn fühlte.
    Doch Cornelisz nahm sich zusammen, und endlich brachte er die Worte heraus. » Auch mein Vater?«
    » Ja«, sagte Miguel ruhig. » Allerdings muss er nicht wie die anderen auf dem Meeresgrund auf den Jüngsten Tag warten. Er liegt in der nächsten Bucht am Strand.«
    Er zeigte Cornelisz seine große, schwielige Rechte. » Mit diesen Händen habe ich deinem Vater ein schönes Grab gegeben, das weit genug vom Wasser entfernt liegt und gut gegen mögliche Störenfriede gesichert ist. Können wir jetzt los?«
    » Wie ist er … Ich meine, was …?«
    » Genickbruch, der beste Tod von allen«, sagte Miguel und versuchte, die Lippen mit der Zunge zu benetzen. Vergeblich, sein Mund war völlig ausgedörrt. » Muss schnell gegangen sein. Er hatte sicher keine Schmerzen.«
    Er prüfte den Sonnenstand. Die Sonne stand schon fast im Zenit. Nicht mehr lange, und sie hatten die pralle Mittagssonne zu ertragen. Sie mussten hier verschwinden. Was sie dringender als alles andere brauchten, war Wasser, sonst konnte er gleich hier auch noch ihr eigenes Grab schaufeln.
    In diesem Moment sank Cornelisz in sich zusammen. Ohne einen Ton entglitt der arme Kerl Miguels Arm und fiel ohnmächtig auf den Strand. Maldito, was nun, verdammt? Sollte er ihn hier liegen lassen? Das wäre der sichere Tod für ihn.
    Miguel besah sich erneut die Flasche vom Strand. Viel passte ja nicht hinein, aber etwas anderes hatte sich bisher nicht gefunden. Sie war mit einem Korken verschlossen und so gesehen eine gute Wasserflasche für unterwegs. Vorausgesetzt, sie fanden jemals Wasser. Er stopfte sie in sein Hemd.
    Cornelisz rührte sich nicht.
    Allein käme er wesentlich schneller voran. Oberhalb der Uferfelsen würde er wahrscheinlich Wasser finden. Vorhin hatte er Schafsköttel gesehen, zwar keine frischen, aber wo sich Tiere aufhielten, musste es Wasser geben. Früher oder später würde er darauf stoßen. Besser früher, dachte er und versuchte erneut, ein wenig Spucke im Mund zu sammeln.
    Während Miguel noch überlegte, suchte sein Blick bereits die Uferwand nach einem gangbaren Weg ab. Dann seufzte er: » Für meine unsterbliche Seele!«, packte sich Cornelisz auf den Rücken und

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