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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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lachen gibt?«
    » Etwas Wunderbares ist geschehen, Miguel: Wir haben Nachricht von Sarah! Ein langer Brief von ihr wurde gestern von einem Getreidehändler gebracht. Der Mann kam über Wahran, sagte er, und er hätte … Aber das ist egal. Es geht ihr gut, schreibt sie, und sie ist tatsächlich in Venedig. Warte, ich hol ihn.« Sie wand sich aus Miguels Griff, lief aus dem Zimmer und war im Handumdrehen wieder zurück.
    » Sieh hier«, rief sie und hielt strahlend ein Bündel engbeschriebener Seiten in die Höhe, » von unserer Sarah! Sie lebt, hörst du? Es geht ihr gut ! Und sie schreibt von ihrem Kind, ihrer unvergleichlich schönen Tochter mit den verschiedenfarbigen Augen, ihren pummeligen Ärmchen, ihrem Lächeln … Hier, sieh doch, da steht es! Ach, Miguel, unser Kind hat ein Kind.« Und Mirijam lachte unter Tränen.

47
    An der Riva degli schiavoni und auf der Piazza standen dichtgedrängt die Buden. Es dampfte aus Garküchen, an mehreren Ständen wurde Zuckergebäck angeboten, bei den Gemüsehändlern leuchteten frische Zwiebeln und Melonen, Verkaufsstände mit Wein konkurrierten mit jenen, die Heilkräuter und Tinkturen anpriesen, und Gaukler und Stelzenläufer zeigten ihre Künste. Den Kanälen entstieg ein fauliger Gestank, wie immer im Sommer, und er würde im Laufe des Tages mit zunehmender Hitze noch unangenehmer werden. Die Reichen hatten die Stadt daher schon längst verlassen, um die heißen Wochen in ihren Villen und schattigen Gärten auf der terraferma zu verbringen, und die zurückgebliebenen Venezianer erledigten ihre Einkäufe und Besorgungen möglichst früh am Morgen.
    Im allgemeinen Durcheinander aus Lastenträgern und Dienstboten, aus Händlern, Kaufleuten, Flaneuren und Bettlern, die den Kai bevölkerten und sich auf der Brücke drängten, war es für zwei Frauen in dunklen Umhängen ein Leichtes, ohne Aufsehen an Bord der San Pietro e Paolo zu gelangen. Wie sie mit großen Bündeln im Arm und gesenktem Kopf über die Laufplanke huschten, wirkten sie wie Frauen, die vor dem Auslaufen noch einmal die Kajüte der Galeere zu reinigen hatten. Unter der Aufsicht von Giulio, dem Diener des Kapitäns, wurden gerade körbeweise Vorräte an Bord geschafft, zumeist Wein, Gemüse und andere Lebensmittel. Einen mit Tüchern abgedeckten Korb nahm er persönlich in Empfang und trug ihn behutsam, als enthielte er zerbrechliches Gut, über den Niedergang in den Bauch des Schiffes. Schließlich war die San Pietro e Paolo bereit, die Leinen wurden gelöst, und die Ruder senkten sich und zogen kraftvoll durch das Wasser. Kapitän Pacellis Galeere brach auf.
    In der Kapitänskajüte, der größten Unterkunft, die das Schiff zu bieten hatte, kniete Sarah vor dem weich gepolsterten Korb, den Giulio soeben hereingebracht hatte. Sie betrachtete ihr schlafendes Kind, das darin lag. Margalis kleine Fäuste ruhten neben ihrem Köpfchen auf dem Kissen, ihr Mund war im Schlaf ein wenig geöffnet, und hin und wieder zuckten ihre Mundwinkel, als ob sie etwas Lustiges träumte.
    » Der Kapitän lässt ausrichten, dass uns niemand folgt«, meldete Giulio. Sarah hob den Kopf und nickte. Doch anstatt sich über die gute Nachricht zu freuen, löste sich plötzlich ihre Anspannung, und Tränen stiegen in ihre Augen. Der alte Diener konnte keine Frau weinen sehen. Er räusperte sich. » Ihr könnt nun an Deck kommen, sagt der Kapitän.«
    » Geh nur, Lâlla, ich bleibe gern hier.« Yasmîna deutete auf das Kind in seinem Korb. Seit Tagen, schon seitdem das Ziel ihrer Reise feststand, lächelte die junge Berberin beinahe unentwegt. Der Abschied von Monna Giulia, dem Hurenhaus oder der fremden Stadt fiel ihr nicht schwer, obwohl sie sich eigentlich nicht hatte beklagen können. Die Arbeit in der Küche des Bordells war zwar nicht immer einfach gewesen, Leid aber hatte sie keines erfahren. Selbst mit Bernardo war sie letzten Endes zurechtgekommen. Dennoch war sie erleichtert, dass es nun zurück in die Heimat ging.
    Sarah hingegen war es nicht ganz so leicht ums Herz. In der letzten Zeit hatte sie kaum Ruhe gefunden. Pacelli war viel unterwegs gewesen, um die Reise vorzubereiten. Das war schwierig genug, da er erst vor kurzem zurückgekommen war. Sie hatte sich im Haus verborgen, dennoch war Angst zu einem andauernden Gefühl geworden. Von Fenster zu Fenster war sie geschlichen, hatte von der Terrasse auf die Gasse gespäht, ob dieser Loredan kam, den sie gar nicht erkannt hätte, und war bei jedem ungewohnten Geräusch

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