Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste
ihr Gesicht. » In deinen Augen spiegelt sich der unendlich weite Himmel und in deinen Locken das letzte Feuer des Sonnenuntergangs. Wusstest du das nicht, hat dir das etwa noch niemand gesagt? Schau nicht so ängstlich, carissima. Ich sage dir, es ist das Schicksal, das uns zusammenführt.« Mit einem Finger zeichnete er ihre Brauen nach. Es war die gleiche träumerische Bewegung, mit der er vor kurzem den Arabesken der Teppichmuster gefolgt war. Sie schmiegte sich eng an ihn und barg ihren Kopf an seiner Brust. Einen Moment lang verengten sich seine Augen, dann lachte er.
Der Kapitän hatte schon viele Frauen geküsst. So viele, dass er ihre Zahl nicht kannte, selbst wenn er angestrengt nachgedacht hätte. Von den geschlossenen Lippen eines keuschen, fast geschwisterlichen Kusses über Lippen, die ihm willenlos überlassen wurden, bis zu denen, die ihn zu verschlingen drohten, hatte er so ziemlich alles erlebt. Sarah aber küsste wie eine Verdurstende.
Sie sahen sich jeden Tag, entweder, um miteinander auszureiten, oder für einen Spaziergang in der Oase. Und in jedem unbeobachteten Moment suchten und fanden sich ihre Münder. Die übrige Zeit langweilte er sich in dieser armseligen Stadt, die diese Bezeichnung seiner Meinung nach kaum verdiente. Außer zwei Tavernen in Hafennähe, in denen recht ordentlich gekocht und sogar Wein ausgeschenkt wurde, hatte er bis jetzt keine Zerstreuung gefunden. Abend für Abend blieb er daher an Bord und spielte mit seinen Männern Karten, doch um etwas von seinen Gewinnen zu sehen, hätte er ihnen zunächst einmal ihre Heuer auszahlen müssen.
Ein Gutes hatte das: Seine erzwungene Seriosität müsste eigentlich einen ausgezeichneten Eindruck auf die Purpurfärberin machen, aber auch auf die Tochter. Einige Male hatte er das Gespräch bereits unauffällig auf die Färberei gelenkt, er hatte sogar nach der Vorbereitung der Schnecken gefragt, Wesentliches aber noch nicht erfahren. Vielleicht sollte er allmählich etwas forscher vorgehen? Die Kleine vertraute ihm zwar längst, eigentlich fraß sie ihm sogar aus der Hand. Dennoch erzählte sie nie von der Färberei, sondern immer nur von Perlen oder anderen Dingen, die ihn nicht interessierten. Perlen? Weiberkram.
Der Kapitän hielt Sarah in den Armen, während sie an seinen Lippen knabberte und seine Zunge in ihrem Mund gierig aufnahm. Dabei streichelte sie seinen Nacken, die Ohren, fuhr ihm mit gespreizten Fingern durch das Haar und drückte sich an ihn, als wolle sie die trennenden Kleider zum Schmelzen bringen. Wenn er nicht genau wüsste, dass ihre fehlende Zurückhaltung von Unschuld herrührte, hätte er annehmen müssen, eine überaus erfahrene Kurtisane im Arm zu halten.
Langsam ließ er sich zurücksinken auf das Bett aus Gras und Klee und schob Sarah ein wenig beiseite. Im diffusen Licht unter den Palmen leuchtete ihr Gesicht im Kranz ihrer aufgelösten Locken. Sie atmete heftig und hielt die Augen geschlossen. Ein Bild völliger Hingabe.
Ihre Arglosigkeit machte es ihm beinahe allzu leicht, wenigstens eine Spur von Scheu oder Zurückhaltung ihrerseits wäre doch angebracht, überlegte er. So machte es fast keinen Spaß. Aber es ging ja auch um mehr als nur um sein Vergnügen. Er räusperte sich. » Meine Schöne, du sprachst neulich vom Brief deines Vaters – sicher teilt er euch darin mit, wann er gedenkt zurückzukommen?«
Sie lauschte seiner samtigen Stimme, hatte jedoch Mühe, den Sinn seiner Worte zu erfassen. Mit immer noch geschlossenen Augen schüttelte sie schließlich den Kopf. » Das weiß man bei ihm nie, Papa steckt voller Überraschungen.«
Capello unterdrückte einen Seufzer. » Genau wie seine zauberhafte Tochter«, sagte er stattdessen, und seine Finger strichen über ihre Wange.
Jetzt musste sie ihn ansehen. Sein Gesicht mit den leuchtenden Augen schwebte über ihr, kam näher. Und als er ihre Brüste umfasste und streichelte, dazu ihren Hals und die zarten Ohrläppchen küsste, flatterten ihre Lider. Sie drängte sich an ihn und stöhnte leise. Auf einmal erregte ihn ihre hingebungsvolle Unbefangenheit, besonders, als sie auf ihn glitt und sein Hemd öffnete, um die Haut an Kehle und Brust zu küssen. Sie war biegsam und leicht, von einem ganz und gar köstlichen Gewicht. Er presste sie an sich, hob das Becken mit seinem harten Geschlecht und rieb sich an ihr.
Einen kurzen Augenblick stockte Sarah, dann jedoch erwiderte sie die Bewegung. Dabei atmete sie immer heftiger und kam seiner Hand, die
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