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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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den Palast des gobernador und ließ den Brief überbringen, in dem er seine Ankunft meldete und ein erstes Gespräch vorschlug. Als Tariq und Amron zurückkamen, flankiert von zwei bunt betressten spanischen Soldaten, die vor Saïd Haltung annahmen, überbrachten sie als Antwort eine Einladung zum Nachtessen im kleinen Kreis, wie es hieß, für den folgenden Abend. Statt einer Themenliste für Verhandlungen lag eine Menükarte bei, adressiert an » Seine Hochwohlgeboren, den Botschafter seiner Majestät, des Sultans von Marokko«. Es sollte gebratener Hammel im Teigmantel aufgetischt werden, gefolgt von Couscous mit Gemüsekrone. Darauf würden einige unbekannte spanische Gerichte serviert und zum Abschluss Früchte und süße Kuchen gereicht werden.
    Azîza, die die Karte über seine Schulter hinweg gelesen hatte, prustete los. Auch Saïd musste sich ein Lächeln verkneifen. Der spanische Statthalter schien sich für die Freuden der Tafel mehr zu interessieren als für diplomatische Fragen. Doch es gelang ihm, angemessen zu danken und sein Erscheinen zuzusagen.
    *
    Marino zog die Kappe vom Kopf, vollführte mit ihr in der Hand eine schwungvolle Geste und verbeugte sich übertrieben tief. » Willst du mich nicht hereinbitten?«
    Sarah starrte ihn an, als sei er ein Geist, und wich zurück, immer weiter zurück. Erst als sie gegen die Platte ihres großen Tisches stieß, blieb sie stehen.
    » Ich hoffe, du kannst einen Augenblick deiner Zeit für mich erübrigen? Schließlich komme ich von weit her.«
    Sarah hörte Marinos Stimme, der Sinn seiner Worte erschloss sich ihr allerdings nicht. Ihr Atem kam immer wieder ins Stocken, ihre Knie zitterten, und viel zu wild schlug ihr Herz. Einzig die Tischkante, an der ihre Hände entlangtasteten, gab ihr Halt.
    » Du schweigst? Ich verstehe deine Überraschung, aber es ist nun einmal so, dass ich dich nicht vergessen konnte. Seitdem ich weiß, dass du hier lebst, verfolgen mich die Erinnerungen …« Er breitete die Arme aus. » Daher habe ich alles darangesetzt, den Kurs meiner Schiffe so zu lenken, dass wir Melilla anlaufen konnten.«
    Allmählich verging das Rauschen in ihren Ohren, doch immer noch brachte Sarah kein Wort hervor. Marinos Blick hielt sie fest.
    Jetzt kam er lächelnd und mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, als wolle er sie umarmen. Sarah fühlte sich wie in einer Falle, alles in ihr drängte fort aus diesem Raum, aus seiner Nähe, weg von hier, weit, weit fort. Doch um den Ausgang zu erreichen, müsste sie an Marino vorbei. Die Tür zum Schlafraum hatte Yasmîna verriegelt, wenigstens war Margali also in Sicherheit.
    Margali! Plötzlich war ihr, als erwache sie mit einem Schlag. » Was willst du?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    » Dich wiedersehen, sagte ich das nicht bereits? Und hören, wie es dir ergangen ist, seitdem wir uns das letzte Mal sahen. Ach, das war wirklich eine äußerst unglückliche Begegnung, ich hoffe, du hast mir inzwischen verziehen. Aber damals warteten große und sehr dringende Aufgaben auf mich. Sie zwangen mich, schnellstens abzureisen.« Während er sprach, sah er sich in der Werkstatt um. Mit hochgezogenen Augenbrauen fragte er: » Das hier gefällt dir? Ich meine, findest du es angemessen, als Erbin deiner geachteten Eltern so – äh, bescheiden zu hausen? Was müssen sie von dir denken?«
    » Lass meine Eltern aus dem Spiel!«
    » Warum denn?« Marino legte seine Kappe auf den Tisch, zog einen Stuhl heran und setzte sich. » Hast du keinen Wein im Haus?«
    Sarah antwortete nicht. Sie lauschte. Zum Glück war weder von Yasmîna noch von Margali etwas zu hören. Hoffentlich blieb das Kind weiterhin still. Und falls die Kleine erwachte?
    Ihre Hand tastete über den Tisch nach dem Stecheisen, mit dem sie die Musterlöcher in dem dicken Taschenleder vorbohrte. Ohne sich dessen bewusst zu sein, schloss sich ihre Faust um das scharfe Werkzeug.
    » Auch gut.« Aus dem Schaft seines Stiefels zog Marino eine flache Silberflasche hervor, nahm einen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    » Ich frage mich, ob dich etwa dein Mann hier untergebracht hat? Denn einen Beschützer wirst du ja wohl haben. Im Hafen hörte ich, dass du ein Kind hast, also hoffe ich für dich, dass du dir dazu auch einen Ehemann zugelegt hast. Gerade über junge Frauen zerreißen sich die Leute schließlich mit größtem Genuss das Maul, und ein guter Ruf ist schnell dahin, meine Liebe. Ehrbare Frauen, insbesondere

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