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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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doch sicher von weit her, nicht wahr? Eine Arbeit wie diese habe ich auf unseren Märkten jedenfalls noch nirgendwo gesehen. Diese Glasperlen … Stammen sie nicht aus Venedig?«
    » In gewisser Weise habt Ihr recht, Señorita. Die Schöpferin dieser Stickereien lebt zwar in Melilla, aber noch vor kurzem betrieb sie ihre Werkstatt in Venedig.«
    Viele Fragen lagen Azîza auf der Zunge, aber eine bint sa’ad, eine Tochter der Sa’adier musste ihre Neugier bezwingen können. Außerdem konnte sie überaus listig sein, das würde sie ihrem Bruder schon beweisen. » In Melilla? Ach. Ich wünschte, ich könnte ebenso feine Stickereien anfertigen. Denkt Ihr, man kann es erlernen?« Azîza kam sich ziemlich raffiniert vor.
    » Selbstverständlich geht das, Señorita Sarah führt bereits einige Mädchen in diese Kunst ein. Ihr müsstet allerdings nach Melilla kommen. Aber wenn Ihr wollt, lege ich ein gutes Wort für Euch ein.«
    Sarah, der Spanier hatte tatsächlich Sarah gesagt!
    Triumphierend hob Azîza den Kopf. Hatte sie dieses Muster nicht sofort erkannt? Doch warum lebte Sarah nicht in Venedig? Heiraten wollte sie dort, und ihr Kind zur Welt bringen, deshalb hatte Saïd sie damals nach Wahran bringen müssen. Und nun war sie zurück in Afrika? Azîza wurde unsicher. » Insha’allah, sicher ergibt sich einmal die Gelegenheit, nach Melilla zu reisen, dann werde ich Euch rechtzeitig Bescheid geben. Die Quasten aus winzigen blauen Perlen auf diesen Sandalen hier gefallen mir besonders gut. Ich möchte sie gern anprobieren. Aber sie werden vermutlich recht teuer sein, nicht wahr? Oder könnt Ihr mir entgegenkommen?«

58
    So hoffnungsvoll, wie es zu Beginn ausgesehen hatte, entwickelte sich ihre Manufaktur doch nicht. Juan war mit ihren Tüchern und Pantoffeln unterwegs, bis Pacelli mit neuen Aufträgen aus Venedig eintreffen würde, konnte es noch Wochen dauern, und andere größere Aufträge ließen auf sich warten. Zwei Kaftane hatte Sarah in der letzten Zeit für die Frau des Gouverneurs mit Perlen verziert, doch das war alles. Vielleicht lag es an dem regnerischen Wetter? Man musste sich mit wollenen Umhängen vor dem Wind schützen oder sogar die Kutsche nehmen, so dass man seine neuen Kleider nicht vorführen konnte. Vielleicht aber blieben die Frauen von Melilla im Winter sowieso lieber Zuhause? Auch sie verließ bei dem Wetter nur selten das Haus, schon seit Tagen war sie nicht mehr zu den Felsen gegangen.
    Sarah erhob sich und schaute nach Margali. Die Kleine vertrug die nasskalte Witterung schlecht, neulich war sie von Ohrenschmerzen geplagt, und jetzt quälte sie ein trockener Husten. Im Zimmer erwärmte deshalb eine Feuerschale mit glühenden Kohlen und Duftkräutern die kalte Luft. Gestern Abend hatte sich das Kind sogar etwas heiß angefühlt, davon war jetzt zum Glück nichts mehr zu spüren. Es schlief allerdings recht unruhig.
    Erneut nahm sich Sarah ihre Arbeit vor. Statt hübscher Kleider bestickte sie nun Taschen für Juan, nichts als Taschen. Umhängetaschen, Gürteltaschen, Taschen mit langen und mit kurzen Riemen, kleine Münztäschchen, die man unter dem Gewand trug, und immer wieder Umhängetaschen. Sie nähte weiße Kauri-Muscheln auf das Leder und dunkle, durchbohrte Samen und Kerne, und nur hin und wieder stickte sie einige Perlen auf oder nähte schmale, farbige Lederbänder an, sonstige Verzierungen gab es nicht.
    » Nehmt traditionelle Muster für die Taschen, alles andere lohnt nicht«, hatte Juan vor seinem Aufbruch empfohlen. » Wenn wir den Männern etwas anbieten wollen, dann etwas Solides.« Viel hielt der Händler offenbar nicht vom Schönheitssinn der Bauern, Hirten und Kameltreiber aus den umliegenden Dörfern.
    Yasmîna kümmerte sich um Margali, sie kochte, wusch, putzte und sorgte für Holzkohle, damit sie es warm hatten. Und seit kurzem schaute Lea wieder täglich nach ihnen.
    Natürlich glaubte Sarah ihren Beteuerungen, dass sie mit ihrem Abwehrzauber lediglich Schaden von Margali hatte abwenden wollen, dennoch achtete sie darauf, dass Lea niemals mit dem Kind allein im Raum blieb. Wirklich verziehen hatte sie ihr den vor Wochen erlebten Schrecken noch nicht.
    Lea jedoch tat, als sei alles in Ordnung. Sie lebte von einem Tag zum nächsten, und sie gab nicht leicht auf, Eigenschaften, die sich Sarah erst allmählich erschlossen. Das Ritual erwähnte Lea zwar nie mehr, aber irgendwann brachte sie mit der Behauptung, sie habe zu viel gekocht, etwas Gutes zu essen herauf. Seitdem

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