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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Durcheinander aus Angst und Reue, Scham und später Einsicht erklären?
    » Marino – wohin bringt Hamid ihn?«
    » Zum Hafen. Von dort kam er, wie Yasmîna sagte.«
    Sarah nickte. Hauptsache, er war nicht mehr in der Nähe. Was sollte sie jetzt tun, etwa erneut fliehen, um ihr Kind vor seinem Vater zu schützen? Mutlosigkeit erfasste sie.
    » Wenn es dir recht ist, werde ich Hamid hierlassen, er wird für eure Sicherheit sorgen. Du weißt, an ihm kommt keiner vorbei.«
    » Danke. Du selbst kannst wohl nicht bleiben? Wieso bist du eigentlich in Melilla?« Endlich hob sie den Kopf. Immer noch waren ihre Augen vor Schreck geweitet, doch allmählich beruhigte sich ihr Atem. Sie sahen einander an.
    » Ich kann nicht bleiben, ich habe Verpflichtungen.«
    Sarah nickte. » Verpflichtungen, natürlich.«
    » Aber ich komme wieder, wenn es dir recht ist.« Erneut nickte Sarah. Sie wiegte das Kind, das in ihren Armen in einen unruhigen Schlaf glitt. » Mit Azîza.«
    » Oh, ist sie ebenfalls hier? Geht es ihr gut?«
    » Es geht ihr gut. Solltest du dich nicht lieber hinsetzen?«
    Langsam und wie erwachend schaute sich Sarah in ihrer Werkstatt um. » Du hast recht. Und wie unhöflich ich bin! Verzeih mir. Yasmîna, bitte bereite uns Tee und bring Mandelkekse und Datteln. Saïd, ich bitte dich, nimm Platz.« Sie deutete auf die Polster entlang der Wand. Beide setzten sich. Saïd kreuzte die Beine und richtete seine gandourah, dabei streiften die Finger einen Lederbeutel, den er um den Hals trug. Er stopfte ihn in das Gewand zurück. Er bewegte sich etwas unbeholfen, um seine Schulter zu schonen.
    » Er hat dich doch verletzt!«
    Saïd schüttelte den Kopf. » Nur ein Schlag, nichts Ernstes.« Sein Blick streifte durch den Raum, bevor er zu Sarah zurückkehrte. » Du bist also nicht in Venedig geblieben«, sagte er schließlich und ließ sie nicht aus den Augen.
    Sarah konnte ihren Blick ebenfalls nicht von ihm abwenden. Er war wie damals, aufmerksam, ernst und ruhig. Sie jedoch hatte sich verändert, von Grund auf und unwiderruflich. » Ja.« Sie seufzte und strich die Haare aus der Stirn. » Ich meine, nein. Venedig. Es war … ach, es kam anders, als ich gedacht hatte, du hast es ja gesehen.«
    Saïd wählte seine Worte mit Bedacht. » Du hast ihn also nicht zu deinem Ehemann genommen.«
    » Nein.«
    » Aber dein Kind?« Er deutete auf Margali, die inzwischen neben Sarah auf den Polstern lag und schlief.
    » Sie heißt Margali.«
    » Al hamdullillah .«
    » Zurzeit kränkelt sie.«
    Saïd nickte. » Allah schenke ihr Gesundheit.«
    Sarah wollte es scheinen, als hätte jedes ihrer Worte eine andere, wichtige, dennoch unbekannte Bedeutung, die nicht das Geringste mit der Sprache zu tun hatte, die ihre Lippen formten. Und als Hamid wieder den Raum betrat, schreckten sie beide auf, als müssten sie einen Traum abstreifen.
    Sarah errötete. » Ich habe mich noch gar nicht angemessen bedankt. Dabei hast du mich wirklich gerettet. Ich danke dir, und dir ebenfalls, Hamid. Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?«, setzte sie hastig hinzu.
    Saïd deutete auf ihre Füße. Als sie nicht gleich verstand, erklärte er: » Azîza hat deine bestickten Schuhe im Angebot eines Händlers wiedererkannt.«
    » Ihr habt Juan getroffen? Azîza haben meine Sandalen schon früher gefallen, aber leider passten sie ihr damals nicht.«
    » Deshalb besitzt sie jetzt eigene. Und diesmal passen sie.«
    Sarah musste lachen. » Oh, hat sie dich sehr gequält, bis du sie ihr gekauft hast?«
    » Nun, sagen wir, sie hat ihre Methoden.« Auch Saïd lachte jetzt, und die Anspannung zwischen ihnen lockerte sich. Als er jedoch zum Abschied erklärte, er werde demnächst Azîza hierher begleiten, trieb ihr diese Ankündigung erneut die Röte ins Gesicht.
    » Jetzt musst du dich ausruhen und um dein Kind kümmern, und auch ich habe meine Aufgaben zu erfüllen. Aber du kannst beruhigt sein, solange die Genueser Schiffe im Hafen liegen, wird Hamid bei euch bleiben, dann seid ihr vor Überraschungen sicher.«
    *
    Das morgendliche Treiben im funduk setzte bereits kurz nach der Dämmerung ein. Schritte auf dem Gang und halblautes Gemurmel aus den Kammern nebenan, dazu Hufescharren und Eimerklappern aus den ebenerdigen Stallungen und schließlich der Ruf des Muezzins. Auch Saïd erhob sich von seinem Lager, um das Morgengebet zu sprechen. Er hatte keinen Schlaf gefunden. Die Schulter schmerzte, aber vor allem Zweifel hatten ihn wach gehalten.
    Er spritzte kaltes Wasser ins

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