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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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mit einer Drehung des Handgelenkes elegant in den Mund zu befördern. An einem zweiten Tisch tunkten Azîza, Yasmîna und ihre Mutter die Finger in einen goldfarbenen Berg aus gedünstetem Gemüse und Couscous. Margali lag dicht neben ihrer Großmutter und schlief ruhig, trotz der Geräusche um sie herum. Träumte sie?
    Ihr Vater entdeckte sie als Erster und rief: » Willst du deine Gäste nicht begrüßen?« Seine Augen glitzerten.
    Trotz des aufgeregten Stimmengewirrs, trotz Lachen und herzlichen Willkommensworten, Pacellis Erklärungen und Emmanueles Bemühungen, ihr von Rebecca und Filippo zu berichten – Sarah war sich die ganze Zeit über Saïds Anwesenheit bewusst. Auch wenn sie ihn nicht ansah, spürte sie seine Blicke, und sie errötete.
    Margali erwachte. Nach einem Blickwechsel mit Sarah nahm Azîza das kleine Mädchen auf den Schoß und begann, es behutsam zu füttern. Zwischendurch krauste sie die Nase, blies die Backen auf oder verdrehte die Augen, bis Margali gluckste. Mirijam und Sarah nickten sich zu: Das Schlimmste war überstanden!
    Man sprach über die Lage in Venedig und Pacellis Reise hierher, über Emmanueles Seekrankheit und Margalis Husten, und Saïd berichtete sogar, wenn auch in knapper Form, von den Kämpfen und der osmanischen Bedrohung, die man hatte abwehren können. Sogar über Miguels wundes Bein wurde gesprochen.
    Trotz dieser ernsten Angelegenheiten verbrachte Sarah den schönsten Abend seit … ach, den schönsten überhaupt, wollte ihr scheinen! Sie fühlte sich geborgen im Kreis dieser Menschen, die zu ihr gehörten und ihr in Liebe und Freundschaft verbunden waren.
    Saïd berührte ihre Hand. » Wenn ich es richtig verstehe, so vertreibst du nach wie vor in Venedig deine Stickerei. Willst du eines Tages dorthin zurück?«
    Sarah nickte und schüttelte gleich darauf den Kopf. » Nein. Doch es ist ein wenig kompliziert, und ob es sich auf Dauer lohnen oder nur ein Plan bleiben wird, weiß ich noch nicht. Meine Freundin in Venedig, die mit vielen Damen und deren Näherinnen bekannt ist, verschafft mir Aufträge. Kapitän Pacelli überbringt sie mir zusammen mit Schnittmustern und Stoffen, und manchmal, so nehme ich an, werden auch halbfertige Kleider darunter sein. Jedenfalls befördert er die erledigten Aufträge, also, die fertigen Stickereien zurück nach Venedig. Und Emmanuele liefert … Interessiert dich das wirklich?«
    » Sicher. Wobei du vielleicht lieber mit deinen Freunden sprechen willst? Ihr werdet einiges zu bereden haben.«
    » Ist es nicht herrlich, dass plötzlich alle hier versammelt sind? Meine Eltern, die Freunde, und auch Azîza und du, das ist fast wie ein Traum. Nur im Moment … also wenn ich ehrlich sein soll, würde ich gerne für einige Zeit hinaus an die Luft. Seit Tagen habe ich nichts als diese vier Wände gesehen. Und mit Emmanuele und dem Kapitän kann ich mich später unterhalten, sie werden nicht sofort wieder abreisen.«
    Saïd räusperte sich. » Meine Verhandlungen lassen mir gerade ein wenig Zeit, die Herren müssen sich untereinander beraten. Wenn du also meinst, du kannst Margali für eine Weile allein lassen, könnten wir gemeinsam ein paar Schritte tun.«
    Sarah lächelte und nickte. » Ich könnte dir einen außergewöhnlichen Platz zeigen. Seit einer halben Ewigkeit war ich nicht mehr dort . «
    » Einen außergewöhnlichen Platz, hier? Was du nicht sagst. Und ich dachte, ich kenne Melilla!«
    Sarah warf den Kopf zurück und lachte.
    Saïd konnte die Augen nicht von ihr wenden. Derart gelöst hatte er sie noch nie lachen sehen.
    » Du wirst schon sehen. Lass dich überraschen.«

65
    Eingehüllt in einen warmen Umhang und mit Saïd an ihrer Seite achtete Sarah kaum auf den Weg. Was für ein herrlicher Tag! Sie fühlte sich froh, beglückt und merkwürdig leicht. Verstohlen blickte sie zu Saïd hinüber, der seine Schritte den ihren angepasst hatte. Seine Gesichtszüge wurden von dem litham verdeckt, aber die Fältchen neben den Augen verrieten, dass er lächelte. Vielleicht mochte er es, neben ihr zu gehen?
    In seinen blauen, mit seidenen Stickereien verzierten Gewändern wirkte er zwischen diesen Häusern fast ein wenig fehl am Platz. Sarah folgte seinen Blicken, nahm wahr, was seine Augen sahen, und plötzlich kam es ihr vor, als stießen sie sich wund an den Mauern. Die Stadt musste eine Qual sein für diesen Mann der Wüste. Hoffentlich fühlte er sich bei ihren Felsen freier und weniger eingeengt. Sie schritt ein wenig schneller

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