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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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das Plätschern und Rauschen des Wassers. Sie horchte auf die Stimmen der Vögel, die geschickt durch das dichte Geäst schossen, und auf das dumpfe Quaken der Frösche. Es ging ihr so gut wie schon lange nicht mehr.
    Leas kleiner Sohn schlief friedlich neben ihnen unter einem dünnen Tuch. Sie lächelte Lea zu. Sie mochte die Frau. Die Hitze und ihr gewölbter Bauch machten ihr zu schaffen, doch sie beschwerte sich nicht. Vorhin hatten sie nebeneinander im Becken gestanden und ihre Beine und Füße gekühlt. » Wie weit bist du?«, hatte Lea gefragt. » Gleich fertig«, hatte sie geantwortet und ein letztes Mal ihre Arme mit dem kühlen Wasser benetzt. An Leas verwundertem Blick merkte sie, dass ihre Antwort offenbar nicht zu der Frage gepasst hatte. Deshalb hakte sie jetzt nach. » Was meintest du vorhin damit, wie weit ich sei?«
    Lea schaute, ob jemand zuhörte. Dann fragte sie leise: » Wann erwartest du dein Kind? Noch kann man kaum etwas sehen. Hast du Beschwerden, ich meine, außer deiner morgendlichen Übelkeit?«
    Ungläubig starrte Sarah die Frau aus Granada an. » Was redest du da?«
    Lea lächelte milde und tätschelte ihr die Hand. » Mir brauchst du nichts vorzumachen, natürlich erwartest du ein Kind, als Hebamme sehe ich so etwas. Ich habe schon vielen Kleinen auf die Welt geholfen und weiß, wann ich eine zukünftige Mutter vor mir habe.«
    » Aber, ich … Wie … Bist du sicher?«
    Lea schaute sie prüfend an, sie nickte. » Es sei denn, du hättest noch nie bei einem Mann gelegen. Dann allerdings … Wann hast du das letzte Mal geblutet?«
    Alles in Sarah sträubte sich. Ein Kind? Was für ein Unsinn, sie doch nicht. Sie hatte sich schon halb von ihrem Platz erhoben, um sich woanders niederzulassen, doch jetzt zitterten ihre Knie zu stark. Sie musste sich wieder setzen. Es gab sicher eine andere Erklärung, natürlich gab es die, es musste eine geben .
    » Geblutet? Das war …« Sie versuchte, sich zu sammeln. » Es ist tatsächlich schon einige Zeit her, im Frühling, glaube ich. Seitdem ist jedoch furchtbar viel geschehen, und mittlerweile hatte ich großen Kummer. Sicher liegt es daran, dass das Monatsblut ausbleibt. Woran willst du denn sehen, ob ich …? Du weißt schon.«
    » Ich sehe es in deinen Augen. In weniger als sechs Mondumläufen wirst du ein Kind in den Armen halten.«
    Sarah sprang auf.
    » Warte!«, sagte Lea und hielt Sarah am Arm fest. » Wenn du nicht darüber sprechen willst, werde ich schweigen. Nur dieses noch: Such dir Hilfe. Gib gut auf dich acht, denn ein Kind ist das Geschenk des Lebens. Man bringt es nicht in Gefahr, sondern beschützt es. Die Liebe zu einem Kind ist unwandelbar und größer als die Liebe zu deinem Mann und sogar größer als die zu deinem Gott, wen auch immer du anbetest.« Damit legte sie sich neben ihr schlafendes Kind und schloss die Augen.
    *
    Saïd beobachtete aus einiger Entfernung das Gespräch der beiden Frauen. Sie redeten vertraulich miteinander. Sarah wirkte allerdings unruhig, sie stand auf, dann setzte sie sich wieder. Gefiel ihr nicht, was Lea sagte? Und warum rückte sie von ihr ab, als habe Lea einen schlechten Geruch an sich? Er legte sich erst nieder, als er sah, dass Sarah zu Azîza hinüberging und gemeinsam mit ihr irgendwelche Dinge sortierte. Es hatte etwas mit Perlenstickerei zu tun, mehr wusste er nicht. Das waren Frauendinge. Beruhigt breitete er das Tuch seines Schleiers über das Gesicht und schloss die Augen.
    In dieser Nacht tat Sarah kein Auge zu. Ein Kind! Was nun? Ihre Mutter, dachte sie, und ihr Vater, sie würden ihr helfen. Sie würden ihr beistehen, und wer weiß, vielleicht würden sie sich sogar freuen? Sollte sie also umkehren? Nein, niemals! Und doch, was würde sie jetzt darum geben, zuhause zu sein. Ein Kind … Azîza konnte ihr keinen Rat geben, ebenso wenig Yasmîna. Der einzige Rat, der ihrer Dienerin einfallen würde, wäre umzukehren. Sarah legte die Hand auf ihren Bauch. Da war nichts. Es fühlte sich an wie immer. Und wenn Lea sich geirrt hatte?
    Sollte sie allerdings tatsächlich ein Kind erwarten, musste sie dann nicht umso dringender nach Venedig, um bei Marino zu sein? Es war ja auch sein Kind, das Zeugnis ihrer Verbundenheit.
    *
    In der frühen Morgendämmerung verließen sie das Tal des Wassers. Sie hatten Stunden der Ruhe hinter sich, die Männer hatten abwechselnd gewacht, und außer Sarah fühlte sich jeder gestärkt und erfrischt. Doch bereits kurz nach Sonnenaufgang flimmerte die Hitze

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