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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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die bewiesen, wie gut sie zuhörte. Auch das gefiel ihm.
    Sie waren sehr früh am Morgen aufgebrochen, doch kaum saßen sie im Sattel, hatten sie schon wieder halten müssen, weil Sarah sich übergeben musste. Sie erbrach sich häufig, und allmählich wuchs Saïds Sorge. Vielleicht war dieses ständige Unterwegssein zu anstrengend? Oder konnte sich ihr Magen nicht mit dem Schaukelgang des Kamels anfreunden? Sicher würde ihr eine ausgiebige Rast guttun, eigentlich hatten sie alle einige Ruhestunden nötig.
    Er sah nach dem Stand der Sonne. » Was würdest du sagen, wenn du heute noch fallendes Wasser zu sehen bekämst?«
    Sarah wies zum wolkenlosen Himmel hinauf. » Bist du ein guter Dschinn, der Regen machen kann?« Unter seinem Gesichtsschleier lachte Saïd. » Abwarten.« Er freute sich auf die Überraschung, die er ihr bereiten würde.
    Als die Sonne höher stieg und die Zeit für eine Pause herankam, änderte er plötzlich die Richtung und führte die Karawane in ein staubiges Tal voller Steine, Dornbüsche und schütterer Akazien. Sie mussten Verwehungen aus hellem Sand überqueren, doch schon nach kurzer Zeit führte der Weg sachte abwärts, und erstes Grün tauchte auf. Saïd gab das Zeichen zum Anhalten.
    » Dort unten«, sagte er und deutete auf einen kaum erkennbaren, fußbreiten Weg voller Tierspuren, » dort unten gibt es einen Wasserfall, der nie versiegt. Wir gehen hinunter und lagern an den Becken, in denen sich das Wasser sammelt. Erst morgen früh, kurz vor der Dämmerung, werden wir weiterreiten.«
    Zwischen Pferden und Kamelen, die bereits das Wasser rochen und ihm entgegendrängten, suchten sich Sarah und Yasmîna den Weg ins Tal. Plötzlich stockten sie und blieben, überwältigt von dem Anblick, an einer Abbruchkante stehen. Unter ihnen lagen in Stufen mehrere Becken, in denen klares Wasser funkelte. Es trat aus den Felsen hervor und sickerte und strömte in vielen Bächen und Rinnsalen nach unten. Wassertropfen glitzerten, Kaskaden von saftig grünen Farnen bedeckten die Steilwände, dazwischen wuchsen Ranken und Sträucher, sogar wilde Feigen und Kirschbäume, aber vor allem gab es ungezählte Blumen, die aus den Steinen hervorzuquellen schienen. Schmetterlinge flatterten zwischen ihnen, Vögel sangen, Frösche quakten, und sogar ein paar Affen turnten umher. Sarah spürte Saïds Blick. Sie drehte sich ihm zu, winkte und lachte vor Entzücken.
    Mit geschürzten Gewändern standen die Frauen bis zu den Knien im herrlich kühlen Wasser nahe des Wasserfalls und wuschen sich Gesicht und Arme. Was für ein Genuss nach den Anstrengungen und der Hitze der vergangenen Tage.
    Sarah sah auf. Lea, die jüdische Mutter, hielt ihren kleinen Sohn, während sie behutsam Wasser über seine Beinchen schöpfte. Yasmîna schwenkte ihre Tücher aus. Azîza hüpfte und rannte im flachen Uferbereich auf und ab, dass es nur so spritzte. Ihr übermütiges Gelächter brach und vervielfachte sich an den Felswänden. Und über alles warf der feine Sprühnebel ein Netz aus winzigen, schillernden Tröpfchen.
    Schließlich aber überließen die Frauen den Männern das Becken zum Baden und lagerten im Schatten eines duftenden Feigenbaumes. Sarah bettete den Kopf auf die verschränkten Arme und sog mit geschlossenen Augen die süßen Düfte ein. Was für ein paradiesisches Fleckchen! Hier wollte sie liegen bleiben, alle Sorgen vergessen und am liebsten an gar nichts denken . Wie schön, dass Saïd sie hierher geführt hatte. Überhaupt musste sie feststellen, dass ihre unterschwelligen Vorbehalte Berbern gegenüber ganz und gar verschwunden waren. Weder Saïd noch Azîza oder einer ihrer Männer hatten bisher etwas getan oder unterlassen, das die von ihren Eltern übernommenen Bedenken rechtfertigen würde. Das war ein großartiges Gefühl, als habe sie neues Land entdeckt.
    » Du wolltest mir zeigen, wie man mit Perlen stickt.« Azîza näherte sich Sarah mit dem afrikanischen Perlenbeutel in der Hand. Sarah aber stand der Sinn mehr nach Ausruhen und Träumen. » Wir haben hier nicht das richtige Werkzeug dafür, vor allem keinen passenden Stoff. Vielleicht solltest du dir die unterschiedlichen Perlen erst einmal ansehen«, sagte sie. » Du musst nur sorgfältig mit ihnen umgehen und gut aufpassen, dass keine verloren geht.«
    Während sich Azîza einen Platz suchte, wo sie nacheinander die Tütchen und Beutelchen öffnen und die verschiedenen Perlen und Schmucksteine in die Hand nehmen und betrachten konnte, genoss Sarah

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