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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Magier gemustert hatte. »Sag mal, hat dein Vater ein Problem mit Santino?«
    »Es ist kompliziert«, murmelte sie.
    »Wieso? Was ist passiert?«
    »Ähm.« Sie nestelte an ihren Locken herum.
    Nessa auf ihrem Schoß gähnte herzhaft.
    »Es ist meine Schuld.« Sie seufzte. »Wie eigentlich alles hier.«
    »Und du kannst das nicht wieder in Ordnung bringen?«
    »Das versuche ich ja.« Sie stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Ruhig jetzt, es geht los.«
    Coinneach ließ sich auf der Sitzbank über ihnen nieder. Eoghan stieg drei Stufen zum Thron hinauf und blieb wieder stehen. Die Ratsherren, mit denen er gerade noch diskutiert hatte, setzten sich auf ihre Bänke, bis auf einen.
    »Wer ist das?«, wisperte Ken.
    »Moráin, der Oberste Ratsherr.«
    »Er sieht wichtig aus.«
    »Ist er auch. Still jetzt, sie schauen schon her.«
    Nessa zuckte mit den Ohren, blinzelte und streckte die Pfoten aus.
    »Hoheit«, hallte Moráins Stimme durch den Dom. »Geehrte Ratsmitglieder, geehrter Hoher Rat, hochedle Gäste. Wir haben eine wichtige Kunde zu verbreiten.«
    Die Stille war so absolut, dass man eine Stecknadel fallen hören konnte. Kein Stückchen Stoff raschelte, kein Harnisch klirrte.
    »Ich und meine Brüder vom Hohen Rat wurden auf niederträchtige Weise getäuscht. Viele von uns sehnen sich nach der Erfüllung des Versprechens, dass eines Tages alle Kinder Sarrakhans wieder vereint sein werden. Ein Volk, nicht zwei wollen wir sein, unsere Blutlinien wieder verbunden, zurück zur Weisheit und Größe, die unsere mythischen Vorfahren besaßen.«
    Zwar begriff Ken nicht, wovon der Mann eigentlich redete, aber die Ansprache bereitete ihm trotzdem eine Gänsehaut. Wie die Worte sich im Saal ausdehnten, wie sie von allen Seiten gleichzeitig in die Mitte des Runds niedersanken.
    »Dieser Moment ist nun zum Greifen nah. Nie zuvor standen die Tuatha Mórí und die Tuatha Avalâín sich näher als in diesen Tagen, unter der Bedrohung der Risse, die in der Hülle unserer Sphäre entstanden sind. Die edelste Tochter unseres Volkes soll sich vereinen mit dem Königsspross von Tír na Avalâín. Aus ihrer Verbindung wird die Macht wiedererstehen, die einst durch Sarrakhans Adern floss.«
    »Wie war das noch mit der Hochzeitsnacht?«, flüsterte Ken.
    Marielle trat ihm seitlich gegen das Schienbein, aber sie wurde rot. Dieses Mal wirklich. Er unterdrückte ein Kichern. Wie immer entlud sich Stress bei ihm in Albernheit. Was ihn meistens in noch größere Schwierigkeiten brachte, das kannte er ja schon. Also biss er die Zähne zusammen und erstickte den Lachanfall in einem Husten. Zum Glück saß er weit genug entfernt, dass weder der König noch der oberste Ratsherr seine Entgleisung bemerkten.
    »Eine Intrige ließ uns glauben, dass Ihr, Hoheit«, Moráin blickte zum König, »diese Vereinigung in letzter Sekunde verhindern würdet. Vor allem unser geschätzter Ratsherr Ceallacháin wurde arglistig getäuscht, sodass er in seinem Eifer, den größeren Plan zu retten, beinahe ein Unglück angerichtet hätte.«
    Ceallacháin sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
    Mit der Würde des geborenen Diplomaten machte Moráin zwei Schritte zurück und verneigte sich vor Eoghan. »Im Namen des Hohen Rates entschuldige ich mich für unseren Mangel an Vertrauen in Eure Fähigkeiten als Anführer, Hoheit. Wir bedauern den Blutzoll, den unser Dekret gefordert hat, und stehen bereit, unseren Treueschwur auf Eure Königswürde zu erneuern.« Er drehte sich um und durchquerte in sorgsam abgemessenen Schritten den Saal, bis er Graf Felím erreichte. »Ihr aber habt Euch des Verrats und der Verführung zu bösen Taten schuldig gemacht. Wir wünschen nicht, dass Ihr Euch weiterhin in Tír na Mórí aufhaltet, noch, dass Ihr jemals hierher zurückkehrt.«
    Felíms Lippen waren zu einem Strich gepresst. In seinen Augen loderte Mord.
    Moráin drehte sich um und kam direkt auf sie zu. Ken biss sich auf die Lippen. Als der oberste Ratsherr vor ihnen stehen blieb, fühlte er sich immerhin wieder in der Lage, den Mund aufzumachen, ohne sofort in prustendes Gelächter auszubrechen. Moráin verbeugte sich vor Coinneach, doch ein wenig knapper als vor Eoghan.
    »Coinneach ap Morda. Ich habe Euren Vater gekannt. Er war ein großer Mann. Ihr habt seine Augen, und Euer Sohn«, er schoss Ken einen Blick zu, »hat sie von Euch. Ich vertraue darauf, dass auch sein Mut, seine Besonnenheit, seine Leidenschaft und seine Größe in Euch weiterleben und schließlich in

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