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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Mehr als genug Zeit, um Pläne zu schmieden. Vor allem einen, der sie vor einer Ehe mit Prinz Hamstergesicht bewahrte.

3
    Ken ließ sich absichtlich Zeit auf dem Weg in die Schule. Wenn er schon zu spät kam, wollte er wenigstens erst in der Pause hineinschlüpfen und nicht mitten im Unterricht.
    Ihm dröhnte noch immer der Kopf vom Drama zu Hause. Sein Vater war herumgerannt wie ein verrückt gewordener Bulle und hatte Drohungen in die Luft gebrüllt, während Mom nicht aufhören konnte zu heulen. Der Nieselregen passte zu Kens Stimmung und kühlte seine Wut. Wie immer presste er sie in einen mentalen Käfig und schloss sie tief unten in seinem Bauch ein, bis sie implodierte und irgendwo kleben blieb. Er rollte unter der Eisenbahnbrücke hindurch, unter der es nach Rost, Urin und Maschinenöl stank. In weitem Bogen schwenkte er in die Sainte Anne Street. Schwere Wolken trieben über den Himmel, ein Totenzug aus Bleigrau, Weiß und ein paar dunkleren Flecken.
    Pats Pflichtverteidiger hatte angerufen. Pat saß ganz tief in der Tinte. Natürlich hängten sie ihm die Drogengeschichte an, und da die Cops ihn auf frischer Tat ertappt hatten, ließ sich auch nichts leugnen. Aber das war nicht alles. Vor Monaten hatten sie einen Toten mit drei Kugeln im Kopf gefunden, unten in Downtown. Und die Projektile passten zu Pats Pistole. Der Verteidiger wollte ihn überreden, seinen eigenen Kopf zu retten und als Zeuge bei einem Prozess gegen McKinney auszusagen. Als Dad das hörte, war er vollkommen ausgerastet.
    Die Casa Richard Academy kam in Sicht, ein zweistöckiger Backsteinbau auf der Rückseite der Katholischen St. Anne’s Kirche. Ken kettete sein Fahrrad an und stellte sich unter die Ahornbäume am Rande des Kirchplatzes, um auf die Pause zu warten.
    Als die Schüler hinaus auf den Hof strömten, mischte er sich einfach unter die Menge.
    Natürlich erspähte July ihn trotzdem.
    »Hey!«, rief sie ihm zu. An der Casa Richard herrschten strenge Bekleidungsvorschriften, doch selbst in Jeans und Pullover schaffte sie es, glamourös auszusehen. Sie löste sich aus einer Gruppe anderer Mädchen und passte ihn genau an der Schultür ab. »Hey, da bist du ja!«
    Ihr Anblick löste Kopfschmerzen und einen heftigen Fluchtinstinkt bei ihm aus. July war wirklich die Letzte, mit der er sich jetzt auseinandersetzen wollte. Allerdings konnte er auch nicht so tun, als hätte er sie nicht gesehen, denn sie streckte schon ihre Hand nach ihm aus.
    »Hey«, sagte er lahm.
    »Alles Gute zum Geburtstag!« Sie strahlte übers ganze Gesicht. In ihren Wimpern klebte ein wenig Glitter, der sie aussehen ließ, als würde sie andauernd zwinkern. »Ich hab was für Dich! Eine Überraschung, ich gebe sie dir in der Mittagspause, okay?«
    »Ähm danke.« Den verdammten Geburtstag hatte er ganz verdrängt. Mit Geburtstagen hatte er kein Glück. Normalerweise entpuppten sie sich als Horrortage. Und der hier hatte kaum angefangen und präsentierte sich schon als Kandidat auf die Spitzenposition.
    »Gibst du eine Party?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Alle werden enttäuscht sein.« Mit
allen
meinte sich natürlich sich selbst und ihr Gefolge kichernder Möchtegern-Cheerleader, die July wegen ihrer Paris-Hilton-Klamotten, der perfekten Frisur und ihrem dummdreisten Selbstbewusstsein beneideten – und die darauf hofften, dass all die Jungs, die July abblitzen ließ, bei ihnen Trost suchen würden.
    Sie fasste nach seiner Hand und zog ihn in die kleine Nische hinter der Tür, die vom Schulhof nicht eingesehen werden konnte. Rasch beugte sie sich vor, um ihn zu küssen. Entnervt wich er ihr aus.
    »Was ist?!«, schnappte sie.
    »Tut mir leid. Ich hatte einen schlechten Tag.«
    »In letzter Zeit hast du andauernd schlechte Tage.«
    Im Versuch, sie zu beschwichtigen, breitete er die Hände aus. »Können wir das später diskutieren?«
    Härte trat in ihren Blick. »Na gut. Wer ist es? Victoria?«
    Verblüfft starrte er sie an.
    »Nein, warte. Gina!« Ihre Stimme schraubte sich hoch. »Es ist Gina! Denkst du, ich merke nicht, wie sie dich ansieht? Und gestern willst du nicht mit ins Kino, aber tauchst heute zwei Stunden später auf. Und die süße Gina, die schläft wohl noch, was? Hattet ihr eine heiße Nacht?«
    Das lief vollkommen aus dem Ruder. Hatten denn alle den Verstand verloren? Aus dem Augenwinkel sah er Mr Higgins, der um die Ecke bog. Er bereute schon, überhaupt zur Schule gekommen zu sein. Er hätte sich krankmelden sollen.
    »Ken!« Higgins hatte

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