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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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–«
    »Das ist hinter Corktown. Wenn man den Fisher Highway von Downtown aus nach Westen fährt.«
    In der Miene des Echo-Suchers arbeitete es. »Ihr seid nicht von hier«, sagte er nach einer Weile.
    »Nein, sind wir nicht«, gab Santino zurück.
    »Und du«, ein knochiger Finger stieß gegen Santinos Brust, »bist ein Fremder. Du bringst Verderben. Der Tod gefällt sich in deinem Schatten.«
    Der Magier murmelte eine Antwort, die Ken nicht verstand. Abrupt trat Baswenaazhi beiseite und gab die Brücke frei. Die Stämme fühlten sich glitschig unter Kens Schuhsohlen an. In den Zwischenräumen klebte vermodertes Laub.
    »Gibt es jemanden, der uns zum Festland übersetzen kann?«, fragte Santino.
    »Wir können euch nach Belle Island bringen.« Ins glatte Haar des Echo-Suchers waren noch mehr Federn eingewoben, die bei jeder Kopfbewegung raschelten. »Die anderen Routen sind nicht mehr sicher. Die Nuukhu lösen sich von den Grenzen, nun wo die Gesetze außer Kraft sind.«
    Ken verstand kein Wort. Marielle wohl auch nicht, aber im Gegensatz zu ihm hatte sie keine Hemmungen, das zuzugeben. »Was heißt das, Nuukhu?«
    »Gespinstgeister.« Baswenaazhi spuckte auf den Boden und fuchtelte mit seinem Holzstück herum. Die Federn sangen ihr Flüsterlied. »Die Flut spült sie in die Welt hinein. Sie sind im See, und sie sind in der Stadt.«
    »Die vom Freeway?«, fragte Ken.
    Marielle nickte bedeutungsvoll.
    »Wir können euch in der Blaureiher-Lagune absetzen. Von dort führt ein Weg zur Mc-Arthur-Brücke an der Westspitze der Insel.« Baswenaazhi stieß das Holz nach unten. »Das können wir für euch tun. Wie wollt ihr bezahlen?«
    Ein Jaulen durchschnitt die Luft, gerade als Santino zu einer Antwort ansetzte. Für einen Herzschlag schwebte tödliche Stille im Wald, als hielte zugleich mit dem Wind jedes Lebewesen den Atem an. Dann heulte zur Antwort ein ganzer Wolfschor, doch tausendfach schlimmer, viel größer und viel durchdringender, ein Todessturm von allen Seiten.
    »Kommt!«, fauchte Baswenaazhi. »Kommt, kommt!«
    »Was ist das?« Panik schrillte in Marielles Stimme. »Sind das die Hunde? Die Spalthunde?«
    Mit einem Mal spürte Ken jedes Haar einzeln an seinem Körper. Das Geheul der Bestien verwandelte das Blut in seinen Adern in Eiswasser. Panik überflutete seine Glieder, doch er schaffte es, sich in Bewegung zu setzen und sogar Marielle mit sich zu ziehen. Sie stürzten dem Indianer nach, der vom Pfad abbog und sich seinen Weg zwischen den hochstämmigen Eschen hindurch suchte. Büsche und hohes Gras peitschten Ken gegen die Beine, Spinnweben verfingen sich in seinem Gesicht. Grün und Braun verschwammen zu schaurigen Schatten.
    Bald sah er nichts mehr außer Baswenaazhis wippenden Federn und pumpenden Beinen, hörte nichts als den eigenen Atem durch das Belfern und Jaulen, roch nur mehr Angst und Moos und Marielles Duft.
    Der Wald lichtete sich zu einem Hügel hin. Sie erklommen Erdhaufen und Steine, übersprangen Wurzeln, stolperten und fingen sich wieder.
    Der Hügel öffnete sich zu einem kleinen Plateau, auf dem weit ausladende Maulbeerbäume wuchsen. Im Schatten der Baumkronen duckten sich Hütten. Baswenaazhi blieb stehen, streckte den Arm mit dem Holzstück aus und schüttelte die Federn gegen das Unterholz. Er brüllte eine Kadenz unverständlicher Worte, schüttelte und sang, brüllte wieder und schluchzte am Ende, während die Wolfsstimmen ihn schaurig ummalten. Doch kein Spalthund brach durch die Büsche, wie Ken es erwartet hatte, und hetzte auf sie zu.
    Baswenaazhis Schultern sackten herunter. Die Maske der Furcht verschwand. »Wir sind in Sicherheit. Hierher können sie uns nicht folgen.«
    Das Heulen wogte durch die Luft, ein an- und abschwellendes Lied.
    Marielle stand und schwieg, totenbleich, die Augen weit und dunkel.
    »Dieser Platz ist ihnen versperrt?« Interesse trat in Santinos Blick. »Wie funktioniert das? Habt ihr einen Bannzauber?«
    Aus der Ansiedlung unter den Bäumen löste sich ein Pulk Kinder. Krakeelend kamen sie näher und gafften, dass Ken sich vorkam, als wäre er ein gepunkteter Affe. In einigem Abstand folgten ihnen die Frauen. Zuletzt folgten die Männer, die meisten alt und hager. Alle trugen sie die gleiche indianische Kleidung wie Baswenaazhi, Hosen und Tuniken aus weich gegerbtem Leder, Perlenschmuck und Federbüschel.
    »Also«, wiederholte Baswenaazhi, ohne die Frage des Magiers zu beantworten, »wie wollt ihr bezahlen?«
    »Wir können nur das anbieten, was

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