Purpurfalter
mit Loreena und Mogall zwischen kahlen Laubbäumen hindurch.
Die Gespräche verstummten. Drei Krieger, die am Feuer saßen und ihre Schwerter polierten, starrten die beiden Reiter ungläubig an und riefen lauthals nach König Wor. Eine andere Gruppe von sechs ingrimm’schen Männern, welche am Fuße einer Winterlinde hockten, stieß Flüche aus. Wütend warf einer mit Doppelkinn seinen Becher auf den Waldboden und zerstampfte ihn.
„Loreena. Was machst du hier?“ Mit grimmiger Miene trat Wor hinter einer Birke hervor und schritt auf die Neuankömmlinge zu.
Mogall sprang vom Pferd. „Beim Auskundschaften der Grenze Frostlandes haben wir ein possierliches Tierchen eingefangen.“ Herausfordernd sah er sie an. „Ein Vögelchen, das ausgeflogen ist.“ Er streckte ihr hilfsbereit die Hände entgegen.
Wütend glitt Loreena hinunter. „Ihr ward die ganze Zeit dort. Ihr habt dem Treiben zugesehen, ohne mir beizustehen.“ Sie blies empört ihre Wangen auf und trat nah an ihn heran. Der Vampir hatte die gleichen Worte benutzt wie der Glatzkopf mit der Streitaxt. „Das werdet Ihr mir büßen.“
„Wir waren zur rechten Zeit am rechten Ort.“ Mogall klappte den Kragen um und streifte seine Kapuze zurück. Ein Schmunzeln kam zum Vorschein. „Ihr habt wahrlich nicht das Recht, mir Vorwürfe zu machen.“
König Wor schob Loreena beiseite und stellte sich zwischen die beiden. „Was geht hier vor?“ Mit dem Zeigefinger deutete er zuerst auf Loreena: „Ich fordere sofort zu erfahren, was du hier machst“, und dann auf Mogall, „und wo die Krieger aus Valkenhorst geblieben sind, die Euch begleiteten.“
Der blonde Vampir hob die Hand. „Lasset uns einen geeigneteren Ort aufsuchen. Zu viele Augen lasten auf uns. Zu viele Ohren hören mit.“
König Wor nickte und ging voraus. Mogall lächelte Loreena an, ließ ihr den Vortritt und folgte. Sie suchten sich einen Platz abseits des Lagers. Ungeduldig verlagerte Wor sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
„Mein Platz ist an deiner Seite.“ Loreena legte ihre ganze Überzeugungskraft in ihre Stimme. „Sag, was du willst, aber ich bleibe!“
„Das nenne ich Diplomatie und Feingespür.“ Verächtlich schüttelte der Vampir das Haupt.
Wor legte seine Hand auf ihre Schulter. „Einige Männer werden dich sofort zurück auf die Festung Tide bringen.“
„Niemals!“ Wütend schob sie seine Hand fort. „Ich mag nicht immer tun, was in deinem Sinne ist, Vater - aber ich habe deinen Sturkopf geerbt und weiß, was zu tun ist. Mein Platz ist an deiner Seite. Ich werde Lomas mit dir zusammen befreien und dann werden wir…“ Sie schluckte das Satzende hinunter und sah Mogall verstohlen an. Die grünen Augen des Vampirs spien Feuer. Natürlich wusste er, was sie sagen wollte. Wenn erst die Königsfamilie wieder vereint war, würden sie das Reich Ingrimm zurückerobern.
„Unterschätzt Graf Schomul nicht.“ Leise und dennoch hart klangen Mogalls Worte. „Unterschätzt nicht Valkenhorst, das Land der Vampire!“
Loreena senkte verschämt den Blick. Mit diesem Ausbruch leidenschaftlicher Zuneigung für ihr Heimatland konnte sie die gesamte Reise gefährden.
„Ich kann dich hier nicht brauchen. Du musst die Stellung in Küstenmark halten.“ König Wor zeigte sich unnachgiebig. Plötzlich fing er an zu husten. Er spuckte purpurnes Blut in seine Handflächen.
Tröstend legte Loreena die Arme um ihren Vater.
„Das ist nur die Wandlung.“ Mogall reichte Wor ein Baumwolltuch. Sein Blick jedoch klebte an Loreena. „Werdet Ihr den Anblick ertragen? Werdet Ihr kämpfen wie ein Mann, wenn es sein muss? Könnt Ihr töten? Bringt Ihr das über Euer gütiges Herz?“
Sie rümpfte die Nase. Am Liebsten wäre sie dem Vampir ins Gesicht gesprungen, hätte ihm die hübschen Augen ausgekratzt. Das Schlimme war, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Vorsätze waren gut – die Umsetzung allzu oft schwierig. „Nehmt mich mit und prüft mich, Mogall.“ Aufmüpfig schob sie ihr Kinn vor.
„Ich sehe Eure Zweifel.“ Er schmunzelte herablassend. „Aber zu meinem Vergnügen werde ich es tun.“ Dann begann er ein Lied zu pfeifen und ging zum Lagerfeuer zurück.
Wor befreite sich aus Loreenas Umarmung. Erschöpft warf er Mogalls Tuch in den Dreck und schnaubte. „Du bist unvernünftig. Das ist keine Reise für dich. Nun wird dich dieser verdammte Vampir zur Belustigung mitnehmen. Ich habe keine Kraft, mich gegen ihn durchzusetzen.“
„Wieso befindet sich das
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