Purpurfalter
vernichten oder überlisten, würde die Kristall Eiswüste im Nord-Westen ein unüberwindbares Hindernis darstellen.“ Mogall umfasste die Klinge und führte sie an seinen Hals. „Was bleibt uns also übrig, Knabe?“
Artins Hände begannen zu zittern. Er öffnete den Mund, doch kein Wort kam heraus. Loreena musste ein Lachen unterdrücken. Anscheinend hatte der junge Kämpfer mit einem Kampf gerechnet, nicht mit einem Rededuell. Die Männer von Ingrimm und Valkenhorst erstarrten in ihren Bewegungen. Loreena meinte sogar einen gewissen Glanz in ihren Augen zu erkennen. Mit einer solchen Kühnheit hatte niemand gerechnet. Mit seinen Argumenten und seiner Furchtlosigkeit nahm Mogall nicht nur Artin die Luft aus den Segeln. So sehr sich Loreena auch gegen ihre Gefühle wehrte, das Verhalten des Vampirs imponierte ihr.
Sie löste sich von ihrem Vater und ging zu Artin. „Nimm das Schwert runter.“ Eindringlich schaute sie ihn an. Als er nicht reagierte, legte sie ihre Hand auf den Arm, der die Waffe führte. „Bitte, Artin. Die Zeit zu kämpfen kommt früh genug. Jetzt müssen wir an einem Strang ziehen.“ Sie blickte in die Runde der Krieger aus Ingrimm. „Wenn Ihr Eure Missbilligung einmal außer Acht lasst, müsst ihr eingestehen, dass die Armee aus Falkenhorst Recht hat. Es ist am Besten, aus dem Nord-Osten anzugreifen.“
König Wor stellte sich hinter sie und legte beide Hände auf ihre Schultern. Seine Stimme klang stärker, als er aussah. „Auf, Männer! Sattelt die Gäule. Packt die Taschen. Wir haben bereits genug kostbare Zeit vergeudet. Der Nordalp Gletscher wartet auf uns. Und dann werden wir diesen frostländischen Bastarden das Fürchten lehren.“
Jubelschreie und Gegröle folgten der Ansprache. Wie erlöst sprangen die Männer Ingrimms von ihren Plätzen auf und begannen eifrig ihre Sachen zusammenzusuchen. Sie wollten endlich aufbrechen. Sie wollten kämpfen. Sie wollten Lomas!
Während die Vampire Mogall zunickten und Klavorn ihm durch einen freundschaftlichen Schlag auf den Rücken seine Achtung mitteilte, verschwand Artin so schnell, wie er aufgetaucht war. Mogall schaute Loreena kurz an, als wollte er ihr für die beipflichtende Ansprache danken, blieb jedoch stumm und machte sich dann selbst auf, um sein Pferd zu beladen.
Loreena fragte ihren Vater: „Weshalb reisen die Vampire mit derart großem Gepäck? Die Pferde sind kaum in der Lage die Säcke zu tragen.“
„Weiß der Teufel, was sie mitschleppen.“ Wor spuckte purpurnen Schleim in den Matsch. „Galoppieren können sie damit nicht und sind uns nur ein Klotz am Bein.“
Unaufhörlich schickte der graue Himmel Nieselregen auf den Wald nieder und machte aus dem Boden Goblins ein einziges Schlammloch. Das Moos saugte sich voll. Wie Glatteis rutschte Loreena auf den Flechten aus und war froh, endlich auf ihrem Schimmel zu sitzen. Der Wald duftete nach feuchtem Laub.
Ein plötzlicher Schlag auf den Hintern ihres Pferdes und schon trabte der Schimmel los.
„Zeigt keine Furcht, Loreena.“ Mogall schloss zu ihr auf und schmunzelte selbstgefällig. „Steckt Euch der Kampf mit den Wahnstein-Kröten noch in den Knochen? Wie wollt Ihr erst mit den Werwölfen im Graupel Wald fertig werden?“
Er lachte laut auf und gab seinem Rappen die Sporen. Sie musste alle Kraft aufbringen, um dem inneren Drang zu trotzen, ihre Finger in Mogalls blondes Haar zu krallen und ihn vom Pferd zu reißen, nur um ihn im Morast vor ihren Füßen kriechen zu sehen. Wie unverschämt er war! Anmaßend - und begehrenswert.
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Kaum ritt die ungleiche Gesellschaft über die Grenze der östlichen Krisis, so verschwanden die Laubbäume von Goblin und machten den Nadelbäumen des Graupel Waldes Platz. Finsternis machte sich breit, obwohl der Tag andauerte. Die Fichten und Tannen standen eng beieinander, so dass die Männer hintereinander reiten mussten. Unsicherheit befiel sie, denn die Formation bot eine große Angriffsfläche. Der Graupel Wald hieß sie mit einer unheimlichen Atmosphäre im Land der Vampire willkommen. Kiefern dämpften alle Geräusche. Gurrende Tierlaute waren alles, was an ihre Ohren drang. Kein Vogel zwitscherte. Kein Hufgetrampel fliehender Hirsche.
Loreena schaute sich ängstlich um. Ihre Hand legte sich um den Griff des neuen Kurzschwertes, das ihr Vater ihr gegeben hatte.
Werwölfe existieren nicht. Werwölfe existieren nicht! Sie wiederholte diesen Satz immer wieder in Gedanken. Sie sind nur Kreaturen der Phantasie, Mythen,
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